Die Europäische Union wird durch den EU-Austritt Großbritanniens im Durchschnitt katholischer. In einer "EU der 27" mit etwa 447 Millionen Einwohnern lebten nach einem Brexit noch geschätzt rund 265 Millionen Katholiken. Das entspräche einem Bevölkerungsanteil von knapp unter 60 Prozent; mit Großbritannien waren es noch etwa 54 Prozent. In Großbritannien gibt es nur rund zehn Prozent Katholiken.
Fast alle lutherischen, reformierten und methodistischen Kirchen haben sich zur Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa zusammengeschlossen. Sie orientieren sich an ihrem Gründungsdokument, der sogenannten Leuenberger Konkordie, und vertreten rund 50 Millionen Mitglieder.
Die orthodoxe ist nach der katholischen und der evangelischen die drittgrößte christliche Konfession. In der EU gibt es acht selbstständige (autokephale) Kirchen: in Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Finnland, Polen, Estland sowie Tschechien und der Slowakei. In Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Zypern sind sie die Mehrheitskirche. Auch Angehörige anderer orthodoxer Kirchen und altorientalischer Christen leben in der EU. Genaue Zahlen darüber liegen nicht vor.
In der EU ohne Großbritannien leben konservativen Schätzungen zufolge mindestens 15 Millionen Muslime. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland sprach allerdings schon vor Jahren von 22 Millionen. Die meisten Islamgläubigen gibt es in Frankreich; ihre Zahl wird auf etwa sechs Millionen veranschlagt. In Deutschland sollen vier bis sechs Millionen Muslime leben. Auch in den Niederlanden gibt es eine größere muslimische Gemeinde; ihre Zahl dürfte mittlerweile bei über einer Million liegen.
Die Juden stellen in der heutigen EU eine kleine Minderheit dar. Die größte Diasporagemeinde lebt in Frankreich: rund eine halbe Million, die meisten davon in und um Paris; in Großbritannien sind es rund 300.000. In Deutschland vertritt der Zentralrat der Juden rund 100.000 Juden; einigen Schätzungen zufolge soll es ungefähr eine gleich große Zahl geben, die ihm nicht angehören.
Die meisten dieser Zahlen beruhen auf Schätzungen. Die EU führt zu einer Vielzahl von Themen eigene Statistiken, allerdings nicht zur Religionszugehörigkeit. Oft wissen Religionsgemeinschaften selbst nicht genau, wie viele Mitglieder sie vertreten, vor allem wenn sie nicht zentral organisiert sind. (KNA, 29.01.2020)
31.01.2020
Seit die Briten Europa mit ihren Brexit-Plänen plagen, interessieren sich Journalisten aus aller Welt für einen kleinen Weiler im Landkreis Würzburg: Auf einem Acker bei Gadheim liegt nach dem Brexit der geografische Mittelpunkt der EU.
Viel unspektakulärer geht es eigentlich nicht: eine hübsche halbrunde Sitzbank mit Tisch, drei Fahnenmasten, ein Mülleimer und ein Findling aus Muschelkalk, aus dem schräg ein rot-weiß gestreifter Mast ragt - fertig.
Das ist er also, der zukünftige geografische Mittelpunkt der EU, auf einem Acker am Rand des 60-Einwohner-Dorfes Gadheim, einem Ortsteil der Gemeinde Veitshöchheim im Landkreis Würzburg. Am 31. Januar soll es so weit sein: Großbritannien wird die Europäische Union verlassen - sofern das britische Oberhaus und das Europaparlament dem Brexit zustimmen. Beides gilt als Formsache.
Eine zweischneidige Sache
Veitshöchheims Bürgermeister Jürgen Götz (CSU) ist ganz Politiker, wenn er zum Thema Brexit befragt wird. Er hatte in den vergangenen Jahren ja auch eine Menge Übung. Der britische Rundfunksender BBC hat ihn bereits interviewt, die englische Zeitung "Guardian" ebenso wie das chinesische Staatsfernsehen. "Das ist eine zweischneidige Sache", sagt er, während er am Bald-EU-Mittelpunkt steht. Natürlich freuten sich die Einwohner "über die Ehre". Aber eigentlich wäre es ihnen allen hier lieber gewesen, die Briten würden in der Europäischen Union bleiben.
"Viele Jahrzehnte Stabilität, Sicherheit und Wohlstand - das hat uns allen die EU gebracht", findet Götz. Dass die Briten dies nun aufgeben, so ganz versteht er es nicht. Aber wenn's denn schon so kommt, wollte man in Veitshöchheim auch nichts anbrennen lassen. Noch während die Briten mit sich rangen und der Brexit mal wieder mehr, mal weniger wahrscheinlich war, pachtete die Gemeinde den Teil es Ackers, ließ ihn pflastern, bepflanzen und richtete den "zukünftigen geografischen Mittelpunkt der EU ein". Und wenn's doch keinen Brexit gegeben hätte? "Dann wäre der Platz ein Mahnmal für die Einheit Europas geworden."
Durch den Brexit verschiebt sich der geografische Mittelpunkt der EU um nicht einmal 60 Kilometer Luftlinie: Von Westerngrund im Landkreis Aschaffenburg und nur einen Steinwurf von der bayerisch-hessischen Grenze entfernt nach Veitshöchheim bei Würzburg.
Kulturell trennt die beiden Regionen manches, auch wenn beides in Unterfranken liegt. Veitshöchheim ist bekannt durch den bayerischen Fernsehfasching, hat ein Schloss mit Rokoko-Garten, Mainpromenade und man "schöppelt" dort Wein - in Westerngrund ist es dialektal schon ziemlich hessisch und man trinkt lieber "Äbbelwoi".
Die Menschen in Westerngrund nehmen den drohenden Verlust des Titels als geografischer Mittelpunkt der EU übrigens gelassen.
Tourismus spielt eine große Rolle
Ohnehin waren sie dies erst seit dem 1. Juli 2013, als Kroatien der Europäischen Union beitrat. Auch Bürgermeister Götz ist bewusst, dass der neue Titel für Gadheim nur ein zeitlich befristeter ist: "Vielleicht spaltet sich ja Schottland von Großbritannien ab und kommt wieder in die EU. Oder ein anderer Beitrittskandidat wird wirklich Mitglied." Bis dahin aber wollen sie in Veitshöchheim und Gadheim mit dem Titel werben - denn Tourismus spielt eine große Rolle.
Genau davor, nämlich vor Touristenbussen und Blechlawinen, graut es aber so manchem Gadheimer. Nur mit Namen sagen mag es keiner. "Man will ja kein Spielverderber sein", sagt ein Besucher der kleinen Bäckerei im Ort. Unterdessen glaubt Walter Dieck nicht an (zu) viele Touristen. Und wenn, dann sollen die ruhig kommen und den Acker bestaunen, sich auf die Bank setzen und in Richtung Maintal gucken, sagt der inoffizielle Ortssprecher Gadheims. "Man darf das Ganze nicht zu hoch hängen", findet er und demonstriert Gelassenheit.
Am Abend des 31. Januar jedenfalls, da will Dieck schon mal ganz bewusst "an die Briten denken". Und vielleicht stelle sich ja gegen Mitternacht spontan jemand an die drei Fahnenmasten und spiele die Europahymne. Offiziell muss der neue geografische EU-Mittelpunkt noch auf seine Einweihung warten. Das soll erst im März geschehen. Wenn das Wetter besser, der Boden nicht mehr so matschig und der Terminkalender von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) etwas lichter ist. Wobei der schon vorher kommt: Am 14. Februar wird "Fastnacht in Franken" live aus Veitshöchheim gesendet.
Die Europäische Union wird durch den EU-Austritt Großbritanniens im Durchschnitt katholischer. In einer "EU der 27" mit etwa 447 Millionen Einwohnern lebten nach einem Brexit noch geschätzt rund 265 Millionen Katholiken. Das entspräche einem Bevölkerungsanteil von knapp unter 60 Prozent; mit Großbritannien waren es noch etwa 54 Prozent. In Großbritannien gibt es nur rund zehn Prozent Katholiken.
Fast alle lutherischen, reformierten und methodistischen Kirchen haben sich zur Gemeinschaft evangelischer Kirchen in Europa zusammengeschlossen. Sie orientieren sich an ihrem Gründungsdokument, der sogenannten Leuenberger Konkordie, und vertreten rund 50 Millionen Mitglieder.
Die orthodoxe ist nach der katholischen und der evangelischen die drittgrößte christliche Konfession. In der EU gibt es acht selbstständige (autokephale) Kirchen: in Rumänien, Bulgarien, Zypern, Griechenland, Finnland, Polen, Estland sowie Tschechien und der Slowakei. In Rumänien, Bulgarien, Griechenland und Zypern sind sie die Mehrheitskirche. Auch Angehörige anderer orthodoxer Kirchen und altorientalischer Christen leben in der EU. Genaue Zahlen darüber liegen nicht vor.
In der EU ohne Großbritannien leben konservativen Schätzungen zufolge mindestens 15 Millionen Muslime. Der Zentralrat der Muslime in Deutschland sprach allerdings schon vor Jahren von 22 Millionen. Die meisten Islamgläubigen gibt es in Frankreich; ihre Zahl wird auf etwa sechs Millionen veranschlagt. In Deutschland sollen vier bis sechs Millionen Muslime leben. Auch in den Niederlanden gibt es eine größere muslimische Gemeinde; ihre Zahl dürfte mittlerweile bei über einer Million liegen.
Die Juden stellen in der heutigen EU eine kleine Minderheit dar. Die größte Diasporagemeinde lebt in Frankreich: rund eine halbe Million, die meisten davon in und um Paris; in Großbritannien sind es rund 300.000. In Deutschland vertritt der Zentralrat der Juden rund 100.000 Juden; einigen Schätzungen zufolge soll es ungefähr eine gleich große Zahl geben, die ihm nicht angehören.
Die meisten dieser Zahlen beruhen auf Schätzungen. Die EU führt zu einer Vielzahl von Themen eigene Statistiken, allerdings nicht zur Religionszugehörigkeit. Oft wissen Religionsgemeinschaften selbst nicht genau, wie viele Mitglieder sie vertreten, vor allem wenn sie nicht zentral organisiert sind. (KNA, 29.01.2020)