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Der Tagesspiegel
Verhandlungsmarathon bevor
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03.02.2020, 13:47 Uhr
Brexit, Trump und EU-Budget : Den Europäern steht ein Verhandlungsmarathon
bevor
US-Präsident Trump will bis November einen Handelsdeal mit der EU
schließen. Doch das ist nicht die einzige Verhandlungsbaustelle der
Europäer.
Jorge Valero
EU-Kommissionschefin von der Leyen und US-Präsident Trump beim
Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar.
EU-Kommissionschefin von der Leyen und US-Präsident Trump beim
Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar.Foto: REUTERS
Das Verhandlungsgeschick und die Einigkeit der EU werden in diesem Jahr
auf eine harte Probe gestellt: Die EU muss gleichzeitig versuchen, in
den Verhandlungen mit London die Auswirkungen des Brexits zu
minimieren, ein Handelsabkommen mit den USA zu schließen und seinen
Mehrjahreshaushalt für die Jahre von 2021 bis 2027 fertigzustellen.
US-Präsident Donald Trump will ein Abkommen mit Brüssel vor November
unter Dach und Fach bringen, wenn die Wähler daheim in den USA
entscheiden, ob er eine weitere Amtszeit als US-Präsident antreten
darf. Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, hatte im
Januar in Davos versprochen, dass ein entsprechendes Abkommen sogar
bereits „in wenigen Wochen“ zustande kommen könnte.
Die zukünftigen Beziehungen mit dem Vereinigten Königreich müssten
ebenfalls bis Ende Oktober oder Anfang November geklärt werden, um
genügend Zeit für die parlamentarische Ratifizierung in Westminster
sowie im Europaparlament zu lassen.
Ein Kompromiss über den mehrjährigen Finanzrahmen (MFR) der EU soll
indes bis April angestrebt werden. Dann wird der neue Haushaltsentwurf
für 2021 vorgelegt. Sollte es beim Mehrjahreshaushalt dann keine
Einigung geben, sollten potenzielle Notfallmaßnahmen in Betracht
gezogen werden, fordert das EU-Parlament.
Sollten diese anstehenden Gespräche nicht zu einem erfolgreichen
Abschluss gebracht werden, besteht die Gefahr, dass die europäische
Wirtschaft Schaden nimmt, sich der transatlantische Handelskrieg
verschlimmert und die EU vorerst ohne die für ihre ehrgeizigen Ziele
erforderlichen Mittel dasteht.
Objektiv betrachtet ist die Situation allerdings nicht so dramatisch
wie beispielsweise in den Jahren zwischen 2010 und 2012. Damals stand
ein reales Risiko des Auseinanderbrechens der Euro-Zone im Raum stand.
Auch ist die Lage nicht mit 2015 vergleichbar, als ein möglicher
„Grexit“ drohte.
„In einer Zeit des starken Machtwettbewerbs und turbulenter Geopolitik
spielt Größe sehr wohl eine Rolle,“ schrieben EU-Kommissionspräsidentin
Ursula von der Leyen, Ratschef Charles Michel und Parlamentspräsident
David Sassoli in einem am Freitag europaweit veröffentlichten
Zeitungsartikel. Um sich auf die Verhandlungen und die intensive
politische Agenda in den kommenden Wochen und Monaten vorzubereiten,
trafen sich die drei EU-Spitzen im Jean-Monnet-Haus in der Nähe von
Paris mit ihren Kabinettschefs und den Generalsekretären ihrer
Institutionen.
Gipfel zum EU-Haushalt am 20. Februar
Der Februar dürfte für die EU-Institutionen ein arbeitsreicher Monat
werden: Die Kommission stellte am Montag ihren Entwurf für ein Mandat
zur Aushandlung des künftigen Abkommens zwischen der EU und dem
Vereinigten Königreich vor. Dieses soll bis Ende des Monats von den
Mitgliedstaaten angenommen werden. Von der Leyen wird indes
voraussichtlich in den kommenden Tagen mit einem Angebot für Trump nach
Washington reisen. Am 20. Februar startet dann ein außerordentlicher
EU-Gipfel, bei dem die Differenzen der EU-Staaten zum künftigen
Finanzrahmen abgebaut werden sollen.
Bei keiner der drei großen Aufgaben dürfte es jedoch leicht sein, die
Verhandlungen erfolgreich abzuschließen: Ende 2020 könnte sich für die
EU und das Vereinigte Königreich erneut das Risiko eines „harten
Brexit“ ergeben. Trump hat derweil immer wieder gedroht, neue
Strafzölle zu verhängen. Und die bisherigen Spaltungen zwischen den
EU-Mitgliedsstaaten könnten sich noch vertiefen, wenn es bei den
Gesprächen über den Haushalt ans Eingemachte geht.
[Erschienen bei EurActiv. Der Tagesspiegel und das europapolitische
Onlinemagazin EurActiv kooperieren miteinander. Bearbeitet von Benjamin
Fox, Zoran Radosavljevic und Tim Steins. Übersetzung: Tim Steins.]
Von EU-Seite gibt man sich dennoch zuversichtlich, dass an allen drei
Fronten Vereinbarungen erzielt werden können. In der Frage nach den
künftigen Handelsbeziehungen mit dem Vereinigten Königreich wird viel
davon abhängen, ob die Regierung in London von den
EU-Rechtsvorschriften beim Arbeitsrecht, Umweltschutz und den
staatlichen Beihilfen abweichen möchte. In diesem Fall würde der Zugang
für britische Produkte zum EU-Markt aber deutlich erschwert werden.
Irlands Premierminister Leo Varadkar hatte gegenüber der britischen
Handelskammer bereits deutlich gemacht, die britische Seite müsse
„möglicherweise in Bereichen wie der Fischerei Zugeständnisse machen,
um von uns Konzessionen in Bereichen wie Finanzdienstleistungen zu
erhalten“. Insgesamt müsse man sich auf ein möglichst umfassendes Paket
einigen.
Der härteste Brocken bei Verhandlungen mit USA ist die Landwirtschaft
Im Falle des EU-US-Handelsdeals dürfte der Zankapfel erneut die
Landwirtschaft sein. Die EU-Verhandlungsführer glauben, eine
„Hintertür“ gefunden zu haben, um die Pattsituation vom vergangenen
Herbst überwinden zu können. Damals hatten sich die EU-Staaten
geweigert, den Agrarsektor in die Verhandlungen einzubeziehen. Die
Kommission scheint nun bereit, einige ihrer regulatorischen Barrieren
[vor allem „sanitäre und phytosanitäre“ (SPS) Maßnahmen] zu überprüfen
– solange Washington dies ebenfalls tut.
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Was den Mehrjahrshaushalt betrifft, so ist das Ergebnis des
Machtkampfes zwischen den „sparsamen“ Mitgliedstaaten und den „Freunden
der Kohäsion“ schwer vorhersehbar. Ähnliches gilt für die angedachte
Koppelung der EU-Gelder an rechtsstaatliche Kriterien, gegen die sich
die Visegrad-Länder Ungarn, Polen, Tschechien und die Slowakei zur Wehr
setzen.
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