
Verden. Das fühlte sich an wie ein netter Abend, mit Freunden verplaudert: Auf Einladung des Trägervereins Verdener Kulturflügel war der Kabarettist Uli Masuth am Sonnabendabend mit seinem Programm „Mein Leben als ich“ im kleinen Saal der Stadthalle zu Gast, nahm Gott und die Welt, menschliche Eitelkeit, Religion und die schöne absurde Medienwelt aufs Korn, ließ dazwischen das Piano sprechen und war vor allem eines: ausgesprochen sympathisch!
Ruhige Stimme, ruhige Gestik, Charme und lächelnde Gelassenheit – einerseits eine Wohltat angesichts der vielen keifenden und aufgeregten Mainstream-Comedians. Doch andererseits konnte man eigentlich die ganze Zeit zustimmend nicken und verständnisvoll grinsen – und es tat nie weh.
Ein wichtiges Thema in seinem „Leben als ich“ ist die Gema – hier aber einmal nicht aus der Sicht derjenigen, die viel zu viel dafür bezahlen müssen, sondern aus der Sicht des kreativen Künstlers, der viel zu wenig davon abkriegt: Nach einem undurchschaubaren System müsse er nach genau fünf Minuten Text zwei Minuten eigener Kompositionen präsentieren. Dies ließ er fortan von zwei Damen aus dem Publikum akribisch überprüfen. „Liebe Gema - hier in Verden lief alles vorschriftsmäßig.“ Zugleich war es ein guter Beweis für Masuths Beobachtung, dass in der heutigen Welt jeder vor allem mit sich selbst beschäftigt sei.
Amüsant, aber kaum innovativ waren die Gedanken über die Liebe zwischen den Geschlechtern und ihr allzu häufiges Scheitern („Nur unser katholischer Pastor ist noch immer mit seiner Haushälterin zusammen“), über den Freiheitsdrang der Jugendzeit und was aus ihm geworden ist oder über das Einkaufen als letztes gemeinsames Ritual, bei dem die Frage „Brauch ich das eigentlich“ ungestellt bleibt. Auf die Frage, wer denn einen Thermomix besitze, trauten sich nur wenige, den Finger zu heben. Wohl dem, der da aus ehrlichem Herzen lachen konnte.
Auch den Kirchen ging es ganz pauschal an den Kragen: „Ohne Religion hätte man ein Wort wie ‚Glaubenskriege‘ nicht erfinden müssen – keine Kreuzzüge, keine Hexenverbrennungen, keine ‚50 Peitschenhiebe‘ und keine ‚Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes‘.“ An dieser Stelle wäre allerdings die Frage „Braucht man das eigentlich“ doch mal ganz sinnvoll gewesen, denn mit Sicherheit brauchen die Milliarden religiöser Menschen „das“ nicht, weil sie so gern Blut fließen sehen möchten.
An fein dosiertem Fifa-, Filz-, Söder- oder Trump-Spott hatte natürlich jeder seinen Spaß, ebenso wie an Schlagzeilen einer großen Zeitung wie „Die Wurst ist die Zigarette der Zukunft“ oder „Burka-Frau verprügelt Dessous-Verkäuferin“.
Vorhersehbare Pointen auch beim Thema Smartphone: „Früher sind die Kinder in der Pause aus der Klasse gestürmt – heute bleiben sie drin, weil da Steckdosen sind!“ Einst sei es ohne Weiteres möglich gewesen, Kontakte zu Freunden „unplugged“ herzustellen, und man habe auf Spielplätzen „ganz ohne TÜV-Siegel und sogar ohne Eltern“ gespielt, aber das sei lange, lange her. „Kopf hoch“, wollte er der Jugend gerne zurufen... – die wohl witzigste Idee des Abends.
Ja klar, sie sind alle verrückt, die religiösen Fanatiker wie die braunen Rotten, die Helikopter-Eltern („Ich muss mit auf Klassenfahrt, meine Tochter kann sonst nicht einschlafen“) wie die unermüdlich öden Selfie-Knipser, die Unsterblichkeits-Theoretiker wie die Renteneinstiegsalter-Anheber. Doch das, worüber alle lachen können, ist nicht das, was unsere Gesellschaft spaltet! Wer bestimmt den Unterschied zwischen „dumpfen“ und „politisch korrekten“ Ängsten? Hat derjenige, der Angst vor Überwachungskameras hat, mehr Recht als der, der Angst vor brennenden Autos hat? Deutlich mehr Biss und eine Prise Kontoverse da, wo‘s weh tut – so wird aus einem nettem Abend starkes Kabarett!
Immer sonnabends möchten wir Sie unter dem Motto "Aufgetischt" auf eine kulinarische Entdeckungsreise in unsere Region mitnehmen. An dieser Stelle haben wir alle Restaurant-Besuche gesammelt.
1) Gasthaus Holschenböhl (Emtinghausen)
2) Ristorante Italia (Bruchhausen-Vilsen)
3) Gasthaus Leinenweber (Bruchh.-Vilsen)
5) Gasthaus Esszimmer (Bruchh.-Vilsen)
6) Die Kastanie (Martfeld-Hollen)
8) To'n Poggenkrog (Bruchh.-Vilsen)
9) Brasserie Horstmann (Bruchh.-Vilsen)
10) Forsthaus Heiligenberg (Bruchh.-Vilsen)
11) Restaurant Akropolis (Bruchh.-Vilsen)
13) Adriatic Grill und Fisch (Achim)
14) China-Restaurant Asia (Verden)
15) Ristorante Da Vito (Achim)
17) Ristorante Davide (Verden)
18) Bellini (Achim)
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.