Offenbach - Eltern von Grundschülern der Eichendorffschule müssen nun tapfer sein: Sie können ihre Kinder nun nicht mehr vom Zaun aus mit Überlebensrationen für die täglichen sechs Stunden fern der heimischen Vollpension versorgen. Seit einiger Zeit ist das gemeinsame innerstädtische Gelände von Eichendorff- und Erich-Kästner-Schule mit einem hohen, grünen Zaun umgeben.

Manche Passanten vermuten einen Zusammenhang mit der schon öfter thematisierten Alkoholproblematik: Bekanntlich beschweren sich Eltern und Lehrer der Kästner-Schule immer wieder über Männer, die vor dem Eingang an der Herrnstraße öffentlich Alkohol trinken. Dagegen spricht, dass der Zaun in die andere Richtung, die Bleich- und Groß-Hasenbach-Straße weist.

Neuer Zaun um Eichendorffschule in Offenbach: „Kinder sollen auch mal ohne Eltern auskommen“

Eine Nachfrage bei Schuldezernent Paul-Gerhard Weiß ergibt, dass der Zaun auf einen Wunsch des Kollegiums der Eichendorff-Schule zurückgeht. Er soll auch nicht als Sichtschutz der Grundschüler vor neugierigen Blicken von Passanten dienen, sondern zu großem Brutpflegetrieb entgegen wirken. „Es gab in der Vergangenheit immer wieder Probleme mit überfürsorglichen Müttern, die ihre Kinder am Zaun fütterten oder ihnen Anweisungen auf den Pausenhof zuriefen“, sagt Weiß.

Die Schule scheint keinen anderen Ausweg gesehen zu haben, als bei der Stadt um eine undurchlässige Umzäunung zu bitten, um der Lage Herr zu werden. Schuldezernent Weiß betont, dass die Situation auch in pädagogischer Hinsicht problematisch war: Für die Kinder sei es wichtig, zu lernen, während der Schulstunden und der Pausen auch einmal ohne Eltern auszukommen.

Neuer Zaun umgibt Eichendorffschule Offenbach: Schule bat Stadt um Hilfe

Die Problematik aufdringlicher Eltern ist bundesweit bekannt. Immer wieder gibt es Schlagzeilen, wenn Schulen etwa Verkehrskontrollen anfordern müssen, um die sogenannten Mamataxis zu bekämpfen oder Mütter davon abzuhalten sind, nicht mit in den Klassenraum zu gehen.

Dabei wird zwischen sogenannten Helikopter-Eltern und überfürsorglichen Erziehungsberechtigten unterschieden: Erstere betrachten ihr Kind als  „Projekt“ und übernehmen die komplette Planung, um das vermeintlich Beste für es zu erreichen – inzwischen machen die Eltern auch nicht vor den Universitäten Halt, sondern mischen sich auch dort in das Studium ein. Die, mit Verlaub, Glucken, wie sie an der Eichendorffschule zum Problem wurden, wollen ihr Kind aus Sorge um jeden Preis behüten.

In beiden Fällen werden die Kinder dauerhaft in einem Zustand der frühkindlichen Unmündigkeit gehalten – Pädagogen beklagen schon lange, dass die Kinder somit weder Selbstvertrauen noch selbstständiges Handeln erlernen können.

Hecke soll in einigen Wochen den Zaun an der Eichendorffschule in Offenbach ersetzen

Mit dem grünen Zaun zumindest scheint das Problem vor dem gemeinsam genutzten Schulgelände gelöst: Der Zaun wirkt als Sichtschutz, füttern durch die Gitterstäbe ist auch nicht möglich. Im Herbst soll der Zaun dann durch eine Hainbuchenhecke ersetzt werden. „Wir werden einen natürlichen Schutz pflanzen, der grüne Zaun ist nur temporär“, sagt Stadtrat Weiß. 21 000 Euro lässt sich die Stadt das kosten.

Eine Stellungnahme der Schulleitung zu der Problematik, etwa ob man die Eltern durch Infoschreiben oder an Elternabenden von ihrem Verhalten abbringen wollte, lag bis Redaktionsschluss nicht vor. (Von Frank Sommer)

Die Turnhalle der Eichendorffschule in Obertshausen wurde für einen Tag zum Planetarium. Einen Tag lang war die aufblasbare Kuppel mit dem Projektor in der Mitte in der Turnhalle aufgebaut und nahm die Grundschüler mit auf eine Reise durch unsere Galaxie.