"Das Handy ist die längste Nabelschnur der Welt." So beschrieb Richard Mullendore, der die Abteilung Studenten-Leben an der University of Georgia verantwortete, bereits vor mehr als zehn Jahren das moderne Verhältnis zwischen Eltern und Kindern. Dank Familiengruppen auf WhatsApp, Facebook-Bildern und Instagram-Hashtags wissen Mütter und Väter fast immer, was ihr Kind gerade so treibt. 

Und als wäre das nicht genug, gibt es mittlerweile eine Reihe von Apps, die Eltern die Kontrolle über das Smartphone ihres Kindes übernehmen lassen. Einige ermitteln per GPS den Standort, andere ermöglichen Eltern, die SMS ihrer Kinder mitzulesen oder sperren deren Smartphone, wenn es seine Eltern nicht zurückruft. Nun soll es eine App geben, die endlich auch die akademischen Leistungen der Zöglinge überwacht, Class120. Sie bietet Kontrolle in Echtzeit.

Vor allem in den Vereinigten Staaten haben Eltern für ihre Überfürsorglichkeit Ruhm erlangt. Von Schneepflug-Eltern oder Helikopter-Eltern ist die Rede. Die einen machen den Weg frei, die anderen kreisen über ihren Kindern. Die Tochter sei nicht für den Fortgeschrittenen-Kurs geeignet? Und ob! Die Hauptrolle im Theater-Stück soll das untalentierte Nachbarkind bekommen? Von wegen! Und notfalls machen sie die Hausaufgaben eben selbst. Schon zu Schulzeiten wollen sie die Zukunft ihres Kindes gestalten, immer öfter auch an den Unis.       

"An der Salat-Bar gibt es zu wenig Auswahl"

Zum Uni-Start fliegen diese Eltern mit ihren Kindern durch das ganze Land, tragen ihre Koffer, bleiben noch ein paar Tage, übernachten auf dem Sofa der WG und kochen abends für alle. Sobald sie wieder zu Hause sind, können sie sich nur noch aus der Ferne um die Probleme kümmern, die ihre Kinder ihnen per SMS oder WhatsApp mitteilen. Aber wozu gibt es Telefone, wenn nicht um mal bei Uni-Mitarbeitern, Professoren und Uni-Präsidenten anzurufen.  

"An der Salat-Bar gibt es zu wenig Auswahl!"

"Meine Tochter hat nur eine Eins Minus in der Klausur!"

"Der Mitbewohner meines Sohnes lässt sein Essen im Kühlschrank verschimmeln!"

Jonathan Gibralter, Präsident der Frostburg State University in Maryland erzählte der Washington Post, dass er die Eltern immer frage: "Vertrauen Sie Ihrem Kind nicht, dass es die Situation selber lösen kann?"

Schon, aber: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Da kommt die Kurs-Überwachungsapp Class120 gerade recht. 199 Dollar kostet das System für ein Jahr, basierend auf einem GPS-Tracker im Smartphone alarmiert es Eltern, wenn das Kind sich nicht zu Unterrichtsbeginn in der Nähe des Kursraums befindet. In Echtzeit.