Neue Baureihe 412 : Der ICE 4 kommt
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Zug um Zug: Der ICE 4 der Baureihe 412 absolviert derzeit Prüf- und Testfahrten. Abgenommen werden die Ergebnisse von den Behörden Deutschlands, der Schweiz und der Niederlande. Bild: Deutsche Bahn AG
Vor 25 Jahren nahm der ICE bei der Deutschen Bahn den Dienst auf. Mit der vierten Baureihe beginnt im Jubiläumsjahr ein neues Zeitalter bei der Bahn. Besonderes Augenmerk lag dieses Mal auf der Klimatechnik.
Bruthitze und Eiseskälte hat er schon überstanden, jetzt quälen sie ihn mit Sprints, mit Marathon-Einheiten und Vollbremsungen. Mehr als 600 „Nachweise“ muss der neue ICE4 zur Zulassung mitbringen. Bald ist es so weit. 380 Überprüfungen beziehen sich auf internationale und 240 auf nationale Vorschriften. Rund 1000 Tests sind nötig. Auch die Evakuierung ist schon geprobt worden: Unter Laborbedingungen dauert das drei Minuten. Technisch überzeugt der ICE4 bisher die drei an der Zulassung beteiligten Eisenbahn-Aufsichtsbehörden in Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden. Entsprechend positiv fällt die Zwischenbilanz der Bahn aus: Sowohl mit dem Zug als auch mit dem neuen, verteilten Zulassungsverfahren sei man zufrieden.
Das sind schöne Nachrichten zum silbernen Jubiläum der ICE-Flotte: Am 29. Mai vor 25 Jahren begann mit einer Sternfahrt von fünf Zügen die Ära des Intercity-Express, kurz ICE. So wurde der weiße Hochgeschwindigkeitszug der damaligen Deutschen Bundesbahn getauft, dessen Kürzel in der sechsjährigen Entwicklungsphase noch für die Bezeichnung Intercity Experimental stand.
Keine Wetterfühligkeit mehr bei der neuen Generation
Die Grundlagen für Hochgeschwindigkeitsverkehr mit bis zu 300 km/h hatten Ingenieure schon mit Versuchsfahrten Anfang des 20.Jahrhunderts gelegt, ein AEG-Elektrotriebwagen erreichte 1903 210 km/h. Darauf folgten unter anderem die „Fliegenden Züge“ des Schnelltriebwagensystems der Deutschen Reichsbahngesellschaft seit den 1930er Jahren und der berühmte TEE (Trans Europa Express) ab den 1950er Jahren. Doch diese schnellen Fernzüge stellten jeweils nur ein luxuriöses Spitzensegment dar. Der Start des ICE-Verkehrs zum Sommer-Fahrplanwechsel am 2.Juni 1991 brachte dagegen eine echte Revolution für den gesamten schnellen Fernreiseverkehr. Mittlerweile nutzen Tag für Tag mehr als 200.000 Menschen die ICE-Züge der verschiedenen Baureihen.
Allerdings machte die bestehende ICE-Flotte in den vergangenen Jahren nicht nur durch hohe Reisegeschwindigkeiten von sich reden, sondern auch durch eine ausgeprägte Wetterfühligkeit: Im Hochsommer warfen regelmäßig die Klimaanlagen das Handtuch, und im Winter kränkelten die weißen Renner wegen Eis und Schnee. Solche Probleme wollte man bei der nächsten ICE-Generation schon im Vorfeld ausräumen. Die Sorgfalt ist wichtig, schließlich hat die Bahn einen Rahmenvertrag über bis zu 300 Züge mit Siemens geschlossen. 111 davon werden zunächst abgerufen.
Strenge Prüfungen der Klimatechnik
In den vergangenen Monaten verbrachte der ICE4 daher viel Zeit in dem 2003 eröffneten Klima-Wind-Kanal von Rail Tec Arsenal (RTA) in Wien. Diese Forschungseinrichtung, die Versuche an Schienenfahrzeugen, Bussen und Lastwagen erlaubt, wird vom Austrian Institute of Technology (AIT) gemeinsam mit mehreren großen europäischen Eisenbahnherstellern betrieben. Neben Siemens, Generalauftragnehmer der Deutschen Bahn für den ICE4, gehört dazu unter anderem auch Bombardier. Der kanadische Hersteller ist als Konsortionalpartner am Bau der Züge beteiligt.
Simuliert wurden bei den insgesamt zwölf Wochen dauernden Tests Windgeschwindigkeiten bis zu 200 km/h sowie Temperaturen von minus 25 Grad (Eisregen inklusive) bis 45 Grad. Unter diesen Bedingungen musste der Zug unter anderem beweisen, dass Systeme wie Stromabnehmer und Türen sicher funktionieren. Und die Bahn hat eine ganze Reihe von Tests verlangt, die das einwandfreie Funktionieren von Heizung, Lüftung und Klimatisierung (HVAC) zeigen sollen.