Taktlose Entscheidung der Deutschen Bahn? ICE soll nach Anne Frank benannt werden 

Die Deutsche Bahn suchte mit einer Kundenaktion nach Namen für neue ICEs. Ausgewählt wurde unter anderem Anne Frank
Die Deutsche Bahn suchte mit einer Kundenaktion nach Namen für neue ICEs. Ausgewählt wurde unter anderem Anne FrankFoto: Siemens AG, .

Mitte September rief die Deutsche Bahn ihre Kunden dazu auf, Namensvorschläge für die Benennung der Züge der neuesten ICE-Generation einzureichen.

Gesucht wurden deutsche historische Persönlichkeiten aus den Bereichen Kultur, Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Sport. Die Aktion fand großen Anklang, innerhalb von vier Wochen gab es über 19 400 Einreichungen mit mehr als 2500 verschiedenen Vorschlägen.

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Jetzt hat die Deutsche Bahn ihre Auswahl bekannt gegeben. Einer der ICEs soll nach Anne Frank benannt werden, die während des Zweiten Weltkrieges in einem Konzentrationslager der Nationalsozialisten starb und später durch die Veröffentlichung ihres Tagebuchs bekannt wurde.

Das jüdische Mädchen wurde 1944 mit einem Zug in das KZ in Auschwitz deportiert, nachdem sie sich mit ihrer Familie zwei Jahre lang in einem Hinterhaus in Amsterdam versteckt gehalten hatte. Aus dieser Zeit stammt das bekannte Tagebuch, in dem sie ihre Erlebnisse und Gedanken festhielt.

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Nun soll ein Zug durch Deutschland fahren, der ihren Namen und ihr Konterfei trägt. 

Das Tagebuch der Anne Frank wird heute an vielen Schulen gelesen
Das Tagebuch der Anne Frank wird heute an vielen Schulen gelesenFoto: UPPA/Photoshot

Die Bahn hält ihre Wahl für problemlos. In einem Artikel zur Namensaktion heißt es, für die Erinnerung an Anne Frank hätten viele plädiert.

Antje Neubauer, Leiterin Marketing & PR der Deutschen Bahn und Mitglied der Auswahljury, erklärt: „Sie steht für Toleranz und für ein friedliches Miteinander verschiedener Kulturen, in Zeiten wie diesen wichtiger denn je.“

Ausgewählt wurden neben Anne Frank unter anderen auch Konrad Adenauer, Bertha Benz und Albert Einstein. „So unterschiedlich die ausgewählten Persönlichkeiten auch sind, sie haben eins gemeinsam: Sie waren neugierig auf die Welt,“ begründet Jury-Mitglied Prof. Dr. Gisela Mettele, Professorin für Geschlechtergeschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, die Entscheidung. 

Von der Deportation Anne Franks erwähnt die Jury nichts.