Unbekannte Täter haben ein Stahlseil über die ICE-Strecke zwischen Nürnberg und München gespannt und damit einen Zug beschädigt. Das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) bewertete den Vorfall vom 7. Oktober am Montag nicht als Anschlag, sondern als gefährlichen Eingriff in den Zugverkehr.
Weil aber vor ein paar Tagen in der Nähe des Tatorts ein Drohschreiben in arabischer Sprache gefunden wurde, ermittelt auch die Bayerische Zentralstelle zur Bekämpfung von Extremismus und Terrorismus. „Die Ermittlungen werden intensiv in alle Richtungen geführt.“
Das Schreiben sei allgemein gehalten, ohne auf ein konkretes Ereignis hinzuweisen. „Wir nehmen es trotzdem sehr ernst“, sagte der Sprecher, der „abstrakte Drohungen“ erwähnte. Die Bewertung des Schreibens war auch am Dienstag noch nicht abgeschlossen, es werde mit Hilfe eines Fallanalytikers (Profiler) ausgewertet. Ebenfalls mit eingebunden sind Muttersprachler und Islamwissenschaftler. An einem Brückenpfeiler entdeckten die Beamten zudem ein Graffito mit arabischen Schriftzeichen.
Verletzt wurde niemand, als der ICE die provisorische Sperre durchbrach, die über die Gleise gespannt worden war. Das LKA wollte aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen, wie das Seil angebracht war. Nachdem Ermittler bei einer ersten Suche Holz- und Eisenteile sicher gestellt hatten, wollen sie nun erneut die Schienen absuchen.
Wann dies genau geschehen soll, war zunächst unklar. Nach Angaben eines Sprechers des bayerischen Landeskriminalamts vom Dienstag setzen die Ermittler zudem auf Zeugen, die in der Gegend um den Tatort bei Allersberg im Landkreis Roth wohnen. Hilfreich seien Menschen, die regelmäßig an der Bahnstrecke etwa mit Hund, Pferd oder Fahrrad unterwegs seien und möglicherweise verdächtige Beobachtungen gemacht haben.
Der Lokführer entdeckte den Schaden am Zug
Den Schaden am Zug hatte der Lokführer entdeckt. Auf Höhe des mittelfränkischen Allersberg hatte er während der Fahrt ein verdächtiges Geräusch bemerkt und am Endbahnhof in München den Triebwagen kontrolliert.
Die Deutsche Bahn registrierte einen Kurzschluss auf der Strecke. Ein Experte des Eisenbahnbundesamtes prüft derzeit, was im schlimmsten Fall an jenem Sonntagabend hätte passieren können.
Laut nordbayern.de geht das LKA davon aus, dass die Fahrgäste in der Nacht nichts von dem Zwischenfall mitbekommen haben, da der Zug seine Fahrt ja ohne Unterbrechung fortgesetzt hatte. Jetzt werde noch versucht, mithilfe der Deutschen Bahn die Passagiere ausfindig zu machen, um sie zu befragen.