Frankreich: Hollande will Volksverhetzung härter bestrafen
Rassistische, antisemitische und homophobe Äußerungen sollen in Frankreich "schneller und effizienter" bestraft werden, kündigte Staatschef Hollande beim Empfang des jüdischen Verbands Crif an. Dessen Präsident hatte zuvor gesagt: "Alle Gewalttaten werden heute von jungen Muslimen begangen."
Paris - Für Volksverhetzung soll es in Frankreich bald "schnellere und effizientere Strafen" geben. Das kündigte Frankreichs Präsident François Hollande beim jährlichen Empfang des jüdischen Dachverbands Crif an. Rassistische, antisemitische und homophobe Äußerungen sollen nicht länger unter das Presserecht, sondern unter das Strafrecht fallen.
Das Abendessen, an dem auch Ministerpräsident Manuel Valls und zahlreiche andere Politiker teilnahmen, wurde überschattet vom Streit um Äußerungen des Crif-Präsidenten Roger Cukierman. Dieser hatte am Morgen im Radiosender Europe 1 gesagt, "alle Gewalttaten werden heute von jungen Muslimen begangen". Außerdem nannte er Marine Le Pen, Vorsitzende der rechtsextremen Front National, "persönlich unbescholten", wobei er später klarstellte, er habe "rechtlich unbescholten" sagen wollen.
Kollektiv gegen Islamophobie prüft Klage
Der Präsident des Zentralrats der Muslime in Frankreich (CFCM), Dalil Boubakeur, bezeichnete diese Äußerungen als "unverantwortlich und unzulässig" und sagte seine Teilnahme an dem Essen ab. Das Kollektiv gegen Islamophobie in Frankreich (CCIF) kündigte seinerseits an, eine Anzeige gegen Cukierman zu prüfen. Auch zahlreiche Politiker kritisierten Cukiermans Äußerungen, teilweise aber auch den Boykott des CFCM.
Er habe lediglich sagen wollen, dass sich "alle Terroristen, die in der jüngsten Vergangenheit Morde begangen haben, auf den Islam beriefen", sagte Cukierman. Zugleich stellte er klar, dass Marine Le Pen "weder salonfähig noch unbescholten" sei, solange sie sich nicht von den Äußerungen ihres Vaters Jean-Marie Le Pen distanziere, für die er verurteilt worden war. Er habe Le Pen nicht zu dem Essen eingeladen und rufe nicht zur Wahl der Partei FN auf, da sie nicht "die selben moralischen Werte" teile.
Frankreich steht noch immer unter dem Eindruck der islamistischen Anschläge Anfang Januar auf die Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" und einen jüdischen Supermarkt in Paris. Dabei waren insgesamt 17 Menschen getötet worden, darunter vier Juden. Die Anschläge verschärften noch die Angst der französischen Juden, die ohnehin seit langem über zunehmenden Antisemitismus klagen. Der Crif ist der Dachverband der jüdischen Organisationen in Frankreich, wo mit 500.000 Juden die größte jüdische Gemeinde Europas lebt.
vet/AFP
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