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Film // The Interview Pseudo-Satire mit Pimmelhumor

Dass "The Interview" trotz des Sony-Hacks und Drohungen aus Nordkorea ins Kino kommt, wird als Sieg der Meinungsfreiheit gefeiert. Mehr gibt es aber auch nicht zu feiern. So erbärmlich wie dieser Film ist Kino selten.

Von: Matthias Leitner

Stand: 04.02.2015

Szene aus The Interview | Bild: picture-alliance/dpa

Eine Satire gegen die nordkoreanische Diktatur! Nicht erst seit den Drohungen aus Pjöngjang und dem Hack auf Datenbanken des Filmstudios Sony wird der Film "The Interview" so hochtrabend verkauft. Sogar der Präsident der USA hatte sich eingemischt, nachdem Sony den Film über zwei Fernsehjournalisten, die im Auftrag der CIA den nordkoreanischen Tyrannen Kim Jong-Un umbringen sollen, gar nicht erst in die Kinos bringen wollte. Immerhin gehe es hier um Meinungsfreiheit! Jedem sein demokratisches Recht auf freie Rede, natürlich auch den Filmemachern von "The Interview". Nur leider meinen sie offenbar Folgendes.

Alles Deppen in Nordkorea

In "The Interview" wird die Diktatur Nordkoreas zur Kulisse für Peniswitze, Hundewelpen, Schwulengags und Fäkalhumor degradiert. Angeblich haben die Filmemacher viel zur Historie Nordkoreas recherchiert - die Ergebnisse dieser Recherchen haben es aber offenbar nicht in den Film geschafft. Die Lage der Bevölkerung wird in "The Interview" ebenfalls kaum thematisiert. Stattdessen vereinfacht der Film auf sehr unangenehme Weise und behauptet durch die Darstellung der Nordkoreaner ganz einfach: Da leben doch ohnehin nur Idioten. Alle gezeigten Nordkoreaner sind entweder dumm oder bösartig oder beides.

Böse gleich banal gleich infantil

Auch Kim Jong-Un ist natürlich doof und böse. In "The Interview" wirkt er ab und an aber sogar ein wenig sympathisch, wie ein großes Kind. Aber leider entwickelt "The Interview" aus dieser Figurenzeichnung keinen Witz und noch weniger die Charakterstudie eines unheimlichen Mannes.

Denn das ist Kim Jong-Un vor allem, keine Witzfigur, sondern ein unheimlicher Mann mit einem merkwürdigen Weltbild und viel Macht. Wie ein solches Porträt funktionieren kann, hat Charlie Chaplin gezeigt, als er 1940 Adolf Hitler in seinem Meisterwerk "Der große Diktator" aufs Korn genommen hat. Als nach dem Sturz des Naziregimes bekannt wurde, wie viele Menschen Hitler und seine Schergen umgebracht hatten, hat Chaplin im Übrigen gesagt, dass er den Film nie gemacht hätte, wenn er zur Zeit der Dreharbeiten schon das gesamte Ausmaß des Völkermordes gekannt hätte.

Der Ami ist ein zynisches Tier

Zugegeben, auch mit sich selbst gehen die Macher von "The Interview" nicht gerade zimperlich um. Die Hauptdarsteller Seth Rogen und James Franco spielen zwei ebenso zynische wie doofe Medienhetzer, die für eine gute Story ihre eigene Großmutter verkaufen würden. Die amerikanische Kultur wird als Trash- und Schundproduktion dargestellt, als eine Kultur ohne Intellekt und Werte - ein Disneyland des moralischen Verfalls.

Mit dieser Darstellung soll natürlich ein Schuss Mediensatire und ein "Wir nehmen uns auch selbst nicht ernst"- Feigenblatt eingebracht werden. Letztlich wird der Film aber eben gerade dadurch zum nihilistischen Nonsens. Denn es gibt keine Figur, die nicht unangenehm dumm und unsympathisch ist. Es gibt keinen Moment der Erkenntnis und keine Situation, die hoffen lässt, dass da draußen abseits von Diktatoren und Medienhetzern auch eine andere Welt möglich sein kann. Es gibt kein Gegengewicht, nur leidlich lustige Abgründe.

Schlagworte:
action
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