17.01.2015

Briefe Lacht sie in Grund und Boden

Nr. 3/2015 "Charlie Hebdo" - Anschlag auf die Freiheit

"Eines der größten und am schwersten erkämpften Rechte des Menschen ist der Witz, die Freiheit, sich über was auch immer lustig machen zu können."

Andreas Kurz, Gräfelfing (Bayern)

Mit den Anschlägen sind nicht nur weltweit geltende Ideale von Meinungs-, Gedanken-, Kunst- und Pressefreiheit angegriffen worden. Sondern die Freiheit aller Andersdenkenden ist bedroht: jeder, der sich ein eigenes Bild machen, verkrustete Denk- und Handlungsmuster aufheben, dumpfe Religiosität und stumpfes Nachbeten vorgefasster Meinungen, Intoleranz, Fanatismus, Faschismus, Dogmatismus, Verblendung und gesellschaftspolitische Unterdrückung verhindern will. Davon wird mich bis ans Ende meiner Tage kein durchgeknallter Dschihadist abbringen.

Dr. Thomas G. Schätzler, Dortmund

Die offizielle deutsche leidenschaftliche Verteidigung von Meinungs- und Kunstfreiheit birgt eine Menge Scheinheiligkeit und Heuchelei. Die deftigen Karikaturen, die "Charlie Hebdo" über die katholische Kirche veröffentlicht hat, könnten hier niemals erscheinen. Bevor ein empörter Aufschrei von katholischer Kirche, CDU und CSU sie begleiten könnte, würde schon die Schere im Kopf der Journalisten eine Veröffentlichung verhindern.

Ulrich Lindemann, Georgsmarienhütte (Nieders.)

Lacht! Lacht sie in Grund und Boden mit Witzen und Karikaturen. Lacht mehr denn je! Lacht über Islamisten und andere Verbohrte. Gegen diese Waffen sind ihre Kalaschnikows und ihre Intoleranz machtlos. Wir sind stärker. Diese Weltverschlechterer und Fanatiker haben keine Macht über uns, und sie werden sie niemals haben. Das sind wir den Freunden von "Charlie Hebdo" und Opfern von Paris schuldig.

Joachim Sterz, Hardheim (Bad.-Württ.)

Erschreckend ist nicht nur das in Paris angerichtete Blutbad, sondern die Ignoranz derer, die das Verbrechen statt als Symptom eines fehlgeleiteten Glaubens als einen von Verrückten verursachten Betriebsunfall betrachten. Natürlich distanziert sich die Mehrheit der Muslime in Europa von den Taten, weil sie bis zu einem gewissen Grad säkularisiert und kulturell angepasst ist. Aber es genügt eine Handvoll Fanatiker, um Unheil zu stiften und den bereits im "heiligen" Buch der Muslime angelegten Kulturkampf anzufachen. Ohne Koran kein Islamismus so wie ohne Neues Testament kein Evangelikalismus.

Prof. Dr. Hartmut Heuermann, Braunschweig

Nach der Ermordung der französischen Satiriker sagten alle befragten Muslime einstimmig vor den TV-Kameras, dass es sich bei den Attentätern nicht um wahre Muslime handeln könne, da ein Angehöriger dieser Religion niemals so etwas tun würde. Deshalb eine simple Frage: In welchem islamischen Land könnte jemand die "Charlie Hebdo"-Karikaturen veröffentlichen, ohne umgebracht zu werden?

Fritz Grübl, München

Es müssen Strategien der Verhinderung her. Kein Muslim wird als Terrorist und Gewalttäter geboren. Der Heranwachsende wird beeinflusst und gebildet durch viele Umstände. Neben der Schule sind es die religiösen Gemeinschaften, in die er hineinwächst und deren Gedankengut er annimmt. Hier muss die Politik ansetzen: Nehmt die Imame, die Ulama, die Hodschas, die den Islam vermitteln, mit ins Boot. Sie haben noch den meisten Einfluss auf junge Muslime. Hassprediger dürfen in den Moscheen junge Gläubige nicht derart indoktrinieren, dass diese glauben, Gewaltanwendung sei legitim.

Philipp Mainz, Mönchengladbach

Wer anderen Menschen Wertschätzung entgegenbringt, wird auch respektvoll kritisieren. Werden einzelne Menschen oder gar ganze Gruppen pauschal beleidigt, diffamiert und Gefühle absichtlich verletzt, weist das auf Verachtung hin. Das gilt natürlich auch für Satire. Dies zu ignorieren entspringt entweder Dummheit oder Arroganz. Mein uneingeschränktes Mitgefühl für die Opfer der Mordanschläge. Ich bin entsetzt, aber ich bin nicht Charlie.

Dr. Thomas Wetzel, Weilburg (Hessen)

Für die kurze zur Verfügung stehende Zeit ist Ihnen eine journalistische Glanzleistung gelungen. Gratulation.

Stefan Sethe, Erfurt

Die Redaktion mit "Je suis Charlie"-Plakaten abzubilden ist zu wenig für ein ehemaliges "Sturmgeschütz der Demokratie".

Andreas Leo Kramer, Hamburg

Der Duktus der Verurteilung dieses Terroranschlags durch die wichtige Autorität sunnitischer Glaubensrichtung, al-Azhar nämlich, kam nicht überzeugend genug rüber: Es ist viel zu wenig, diesen Akt als kriminell zu bezeichnen, um dann zu konstatieren, dass der Islam jede Art von Gewalt verurteile. Man spürt bei diesen angepassten Islamgelehrten die Angst vor der eigenen Courage. Es genügt doch nicht, die Attentäter als Personen zu bezeichnen, die den Prinzipien des Islam zuwiderhandeln. Man muss sie, und übrigens auch die Schergen von IS und al-Qaida, vielmehr als Häretiker und Gotteslästerer brandmarken, sie unbedingt aus der Gemeinschaft der Muslime ausschließen, ähnlich wie etwa Papst Franziskus die Mafia-Banditen exkommuniziert hat.

Dr. Aref Hajjaj, Bonn

Allah oder sonst ein Gott, zu Ende gedacht, ist bestimmt nicht angewiesen auf solche Verehrer, die seine Geschöpfe kalt niedermetzeln. Er benötigt keine zwangsrekrutierten Anhänger, die ihn nur aus Angst anbeten, weil sie sonst brutal getötet werden. Glaube unter Zwang ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Dr. Stefan Ummenhofer, Meckenheim (NRW)

Die Verunglimpfung religiöser Symbole Andersgläubiger kann nicht Teil unserer Pressefreiheit sein, schon gar nicht Teil unserer Freiheit an sich.

Dr. Eberhard Irmer, Coburg

Islamistische Terroranschläge sind wohl auch Ausdruck von Verzweiflung. Verzweiflung über Rückständigkeit und Unterlegenheit irrlichternder Weltanschauung. Neben aller beharrlichen polizeilichen und sicherheitstechnischen Abwehr und Aufklärung werden nur eine auf Langfristigkeit und Geduld angelegte Werteannäherung in Richtung Anerkennung von unveräußerlichen Menschenrechten, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und eine gerechtere Verteilung von Wirtschaftsgütern eine friedlichere Weltordnung sichern helfen.

Uwe Jakobs, Geestland (Nieders.)

Frankreich hat ohne Zweifel eine Bringschuld gegenüber den im Land lebenden Muslimen, um gegen deren Diskriminierung vorzugehen. Aber auch die muslimischen Eltern haben eine Bringschuld gegenüber Frankreich, seinen laizistischen Werten und seiner Religionsfreiheit.

Stephanie Günther, Paris

Als nicht mehr junge Europäerin bin ich entsetzt und betroffen von den Taten. Gegen die Meinungsfreiheit. Wir sollten trotzdem nicht die unzähligen Opfer der Flüchtlinge an unseren Außengrenzen vergessen - gegen die Menschlichkeit.

Elisabeth Schwerzmann, Inzigkofen (Bad.-Württ.)


DER SPIEGEL 4/2015
Alle Rechte vorbehalten
Vervielfältigung nur mit Genehmigung der SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG.

Dieser Artikel ist ausschließlich für den privaten Gebrauch bestimmt. Sie dürfen diesen Artikel jedoch gerne verlinken.
Unter http://www.spiegelgruppe-nachdrucke.de können Sie einzelne Artikel für Nachdruck bzw. digitale Publikation lizenzieren.

DER SPIEGEL 4/2015
Titelbild
Der digitale SPIEGEL
Diese Ausgabe jetzt digital lesen

Die digitale Welt der Nachrichten. Mit interaktiven Grafiken, spannenden Videos und beeindruckenden 3-D-Modellen.
Sie lesen die neue Ausgabe noch vor Erscheinen der Print-Ausgabe, schon freitags ab 18 Uhr.
Einmal anmelden, auf jedem Gerät lesen - auch offline. Optimiert für Windows 8, Android, iPad, iPhone, Kindle Fire, BlackBerry Z10 sowie für PC/Mac.

Abo-Angebote

Den SPIEGEL lesen oder verschenken und Vorteile sichern!

Jetzt Abo sichern
Ältere SPIEGEL-Ausgaben

Kostenloses Archiv:
Stöbern Sie im kompletten SPIEGEL-Archiv seit
1947 – bis auf die vergangenen zwölf Monate kostenlos für Sie.

Wollen Sie ältere SPIEGEL-Ausgaben bestellen?
Hier erhalten Sie Ausgaben, die älter als drei Jahre sind.

Artikel als PDF
Artikel als PDF ansehen

Briefe:
Lacht sie in Grund und Boden