Sonntag, 17. Januar 2016

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Sicherheitsrisiko Paris rüstet sich für Trauermarsch

Trauermarsch in Paris: "Wir sind im Kriegszustand"
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DPA

Das Sicherheitsaufgebot zum Gedenkmarsch für die Opfer der Anschläge in Paris ist riesig - Bodyguards und Scharfschützen auf den Dächern inbegriffen.

Paris - "Wir sind nicht nur in Zorn und Empörung vereint, sondern in Solidarität und Engagement gegen Extremisten", sagte US-Außenminister John Kerry vor Beginn der Großkundgebung für die 17 Opfer der islamistischen Anschläge in Paris. Die große Demonstration dieser Solidarität wird Hunderttausende Menschen ab 15 Uhr auf die Straßen von Paris bringen.

Knapp 50 Staats- und Regierungschefs haben sich angekündigt, darunter Bundeskanzlerin Angela Merkel, der britische Premier David Cameron und Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi, Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu und Palästinenserpräsident Mahmud Abbas. Außerdem dabei sind EU-Kommissionchef Jean-Claude Juncker sowie der EU-Parlamentspräsident Martin Schulz. US-Präsident Barack Obama wird nicht erwartet.

Schon in friedlichen Zeiten wäre ein solcher Demonstrationszug eine Herausforderung. Nach dem Angriff auf die Redaktion der Satire-Zeitschrift "Charlie Hebdo" und die Geiselnahme in einem jüdischen Supermarkt ist die Sicherheitslage in Frankreich mehr als prekär. "Wir befinden uns im Kriegszustand", sagte der Vorsitzende des jüdischen Dachverbands in Frankreich (Crif), Roger Cukierman bei einem Treffen mit Staatspräsident François Hollande.

Nach einem Krisentreffen im Elysée-Palast verkündete Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve, die höchste Sicherheitsstufe des Anti-Terror-Plans Vigipirate werde im Großraum Paris beibehalten. Laut Regierungsangaben sollen etwa 2200 Einsatzkräfte den Marsch in Paris absichern. Zusätzlich sollen 2000 Polizisten und 1350 Soldaten im Großraum Paris im Einsatz sein. "Scharfschützen werden auf den Häuserdächern entlang der Strecke Stellung beziehen", kündigte Cazeneuve an.

Mindestens 150 Sicherheitskräfte in Zivil werden sich um prominente Gäste kümmern. 20 Teams der französischen Antikriminalitätsbrigade BAC sollen sich um die "Erfassung verdächtiger Personen" kümmern.

Zwei Hauptrouten durch die französische Hauptstadt wird es geben: Sie laufen von der Place de la République zur Place de la Nation - die eine etwa drei Kilometer über den Boulevard Voltaire, die andere nördlich davon über die Avenue Philippe Auguste und die Avenue de la République. Zehn Metrostationen in dem Bereich werden während des "Republikanischen Marsches" geschlossen sein. Die Nutzung sämtlicher öffentlichen Transportmittel ist am Sonntag gratis.

Bereits am Vormittag wollen die Innenminister mehrerer EU-Staaten und der USA in Paris über den Kampf gegen den Terrorismus sprechen. Zu dem "Austausch über die gemeinsame Herausforderung, die die Terroristen für uns bedeuten", lud Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve ein. Unter anderem wird Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) erwartet, der sich am Wochenende mit einem eindringlichen Aufruf zu mehr Wachsamkeit an die Bürger in Deutschland gewandt hat. Im Mittelpunkt stehen unter anderem die engere Zusammenarbeit der Geheimdienste, der Kampf gegen islamistische Propaganda und ein besserer Informationsaustausch über westliche Dschihadisten.

Auch in Bordeaux, Rennes, Lyon, Montpellier, Clermont-Ferrand, Grenoble und Marseille werden sich die Menschen zu Trauermärschen versammeln. Bereits am Samstag hatten in ganz Frankreich mehr als 700.000 Menschen gegen Extremismus demonstriert. Die Teilnehmer der spontanen Kundgebungen in zahlreichen französischen Städten hielten Stifte, Titelseiten der Satirezeitung "Charlie Hebdo" oder Schilder mit der Aufschrift "Keine Angst" hoch.

Die rechtsextreme Partei Front National (FN), über deren Teilnahme an der Demonstration heftig gestritten worden war, rief zu separaten Kundgebungen auf. FN-Chefin Marine Le Pen forderte ihre Anhänger auf, aus Protest gegen die etablierten Parteien nicht in Paris, sondern in der Provinz auf die Straße zu gehen.

Der Ableger des Terrornetzwerks al-Quaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap) drohte nach Angaben von US-Experten mit neuen Attentaten. "Ihr werdet nicht mit Sicherheit gesegnet sein, so lange ihr Allah, seinen Verkünder und die Gläubigen bekämpft", sagte der Aqap-Vertreter Harith bin Ghazi al-Nadhari in einem Video.

ts/ala/afp

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