Wegen Mohammed-Karikatur: Ermittlungen gegen türkische Zeitung eingeleitet

Polizisten und Sicherheitsbeamte vor dem Redaktionsgebäude: Unruhe nach Nachdruck von "Charlie Hebdo" Zur Großansicht
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Polizisten und Sicherheitsbeamte vor dem Redaktionsgebäude: Unruhe nach Nachdruck von "Charlie Hebdo"

"Cumhuriyet" druckte als einzige muslimische Zeitung das "Charlie Hebdo"-Cover. Jetzt ermittelt die Staatsanwaltschaft Istanbul wegen "Anstiftung zum Hass".

Istanbul/Hamburg - Nach dem Nachdruck der Mohammed-Karikatur aus der jüngsten "Charlie Hebdo"-Ausgabe hat die türkische Zeitung "Cumhuriyet" Ärger mit der Justiz. Die Staatsanwaltschaft von Istanbul habe Ermittlungen wegen des Verdachts auf "Anstiftung zum Hass" aufgenommen, melden türkische Medien. "Cumhuriyet" hatte in einer Sonderbeilage als einzige Zeitung der muslimischen Welt das Titelblatt der französischen Satire-Zeitschrift in Kleinformat zu zwei Kommentaren gestellt. Es zeigt den weinenden Propheten unter der Überschrift "Alles ist verziehen". Den Journalisten Hikmet Cetinkaya und Ceyda Karan werde unter anderem Volksverhetzung vorgeworfen, heißt es.

Die Polizei hatte die Ausgabe in der Nacht zum Mittwoch in der Druckerei kontrolliert, aber nach Rücksprache mit der Staatsanwaltschaft ihre Auslieferung erlaubt.

Die Polizei kontrollierte auch "Cumhuriyet", nachdem diese insgesamt vier Seiten der neuen "Charlie Hebdo"-Ausgabe nachgedruckt hatte: Die Lastwagen mit den frisch gedruckten Exemplaren in Istanbul waren in der Nacht zu Mittwoch gestoppt worden - das berichtete das regierungskritische, linksnationalistische Blatt online. Die Polizei habe dann schließlich aber doch die Weiterfahrt erlaubt - obwohl an zwei Stellen in der Zeitung die Karikatur des Propheten Mohammedvon der neuen "Charlie Hebdo"-Titelseitezu sehen ist.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu kritisierte die Karikatur als "schwere Provokation". Pressefreiheit bedeute nicht die "Freiheit zu beleidigen". Neben der Zeitung hatten in der Türkei auch mehrere Websites die Zeichnung des Propheten veröffentlicht. Ein Gericht verfügte am Donnerstag ihre Sperrung, da die Zeichnung eine Beleidigung "für die Gläubigen" sei.

tha/dpa/afp

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