François Ozon : "Extremen Muslimen ist es wohl unmöglich, diesen Film zu verstehen"

François Ozon ist fasziniert von Frauen und wie Männer von ihnen denken. In "Eine neue Freundin" erzählt er von einem Witwer, der seine weibliche Seite entdeckt.

ZEIT ONLINE: Monsieur Ozon, in den Siebzigern und Achtzigern waren Transvestiten in Filmen wie Ein Käfig voller Narren oder Tootsie hauptsächlich Komödienfiguren. In Ihrem Film Eine neue Freundin entdeckt nun ein Mann nach dem Tod seiner Frau die weibliche Seite in sich – und weckt damit auch leidenschaftliche Gefühle in Claire, der besten Freundin seiner Frau. Warum haben Sie sich für diese Form einer melodramatischen Liebesgeschichte zwischen Claire und dem Transvestiten Virginia entschieden?

François Ozon: Der Film beruht auf einer Kurzgeschichte von Ruth Randall, die jedoch damit endet, dass Claire Virginia in dem Moment tötet, als Virginia sie sexuell begehrt. Ich wollte, dass die beiden eine richtige Liebesgeschichte miteinander haben. Da bot sich das Melodrama – oder auch das Märchen – als Filmgenre einfach an.

ZEIT ONLINE: Wie haben Sie es geschafft, die übermächtigen Transen-Klischees zu umgehen?

Ozon: Viele Männer, die sich als Frauen verkleiden, verfallen Stereotypen und machen dann meistens von allem etwas zu viel: Die Hackenschuhe sind zu hoch, die Klamotten zu schrill, die Schminke ist zu dick, die Frisur zu voluminös. Mit der Verwandlung von David zu Virginia wollte ich auch die Entwicklung der Figur verdeutlichen. Am Anfang begeht Virginia all diese Fehler und Ungeschicklichkeiten, aber am Ende des Films hat sie den eigenen Stil gefunden und sieht aus wie eine ganz normale Frau.

ZEIT ONLINE: Das liegt auch und vor allem an Romain Duris, der eine formidable Frau abgibt. Wie schwer war es, den passenden Schauspieler für diese Rolle zu finden?

Ozon: Romain Duris hatte schon in mehreren Interviews gesagt, dass er gern einmal eine Frauenrolle spielen möchte. Ich habe ihn beim Wort genommen. Er hatte große Lust auf diese Rolle, und das ist bei so einem Projekt schon die halbe Miete. Außerdem kann er sich sehr gut bewegen. Er hat etwas von einem Tänzer.

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Kommentare

68 Kommentare Seite 1 von 5 Kommentieren

Klu Klux Klan = extreme Christen?

Auch wenn sich die Richtung auch "World Church of the Creator" nennt, also das Wort Kirche vokommt, definieren die sich meines Erachtens nicht über die christliche Lehre.
Geht ja auch nicht, weil es im Neuen Testament keine Aufrufe zu Gewalt gegenüber Ungläubigen und Anderen gibt.
Ganz im Unterschied zum Koran. Ein Gewalttäter, der sich bei seinen Taten auf tatsächlich im Koran vorhandene Gewaltaufrufe bezieht, soll kein Muslim sein?
Sure 2, Vers 216: "Vorgeschrieben ist euch der Kampf, doch ist er euch ein Abscheu. Aber vielleicht verabscheut ihr ein Ding, das gut für euch ist, und vielleicht liebt ihr ein Ding, das schlecht für euch ist; und Allah weiß, ihr aber wisset nicht."

Oh man...

Jeder, der sich auch nur ein wenig mit der Koranwissenschaft befasst hat, wird bestätigen, dass dieser Vers in einem historischen Kontext zu lesen ist und nicht überall praktiziert werden darf.

Und im Übrigen: Für die Christen ist auch das Alte Testament bindend, und da finden sich massenhaft Gewaltaufrufe.

Lassen Sie mal die KKK, aktuell treibt die Lord Resistance Army in Zentralafrika ihr Unwesen.

Der Koran steht bei mir seit 50 Jahren im Bücheregal

natürlich in deutscher Übersetzung und neben einigen Exemplaren der Bibel.
Ich war in der Sonntagsschule im Vorschulalter, ich hatte 11 Jahre überkonfessionellen Religionsunterricht und zwei Jahre Konfirmandenunterricht. 4 mal im Monat verdienen sich zwei Zeugen Jehovas durch eine Unterhaltung mit mir eine goldene Nase als Eintrittsausweis zum ewigen Leben.
Dennoch bin ich kein Christ im religiösen Sinne, ich bin aber ziemlich zufrieden mit dem Umstand, dass ich mein Leben in einer ursprünglich christlich geprägten Gesellschaft unter freiheitlich demokratischen Prinzipien verbringen darf, auch wenn ich viele neuere Auswüchse, die in unserer liberalisierten Gesellschaft wie Krebsgeschwüre wuchern, unter Einschaltung von Verstand und Kritikfähigkeit zutiefst missbillige.

Sie haben recht. Die Bibel ist voller Berichte über Gewalt, die vom auserwählten Volk als auch von dessen Gott selbst ausgeübt wurde.
Es geht hier natürlich nur um religiös begründete Gewalt.
Der Christ ist aufgefordert, die staatlichen Gesetze zu beachten. Es gibt im Neuen Testament keine an die Gläubigen gerichtete Aufforderung zu Mord und Totschlag.
Jesus Aufforderung, auch seine Feinde zu lieben, läutet eine neue Ära ein, der zufolge eventuell im Alten Testament zu findende Anleitungen zu Mord und Totschlag ungültig werden. Das macht den Kern des Christentums aus.
Das ist mir zu viel Gutmenschentum. Dennoch, wer als "Christ" blindwütig tödliche Gewalt ausübt, kann sich auf seine Religion nicht berufen.

Nicht ganz....

Im Neuen Testament sagt Jesus, dass er nicht gekommen sei, um das "alte Gesetz abzulösen".

Christliche Theologen legen das so aus, dass alle Gebote des Alten Testaments auch für die Christen ihre Gültigkeit hat, wonach z.B auch die 10 Gebote bindend wären...und eben die Gewalt-Verse nicht "ungültig" werden.

Sie schreiben:

,,Der Christ ist aufgefordert, die staatlichen Gesetze zu beachten"

Nun ja, ein in Deutschland lebender Muslim ist es ebenfalls, da sich der Muslim mit der Staatsangehörigkeit oder dem Aufenthaltsrecht sich an einen Vertrag bindet, sich an Gesetze zu halten. Und das Einhalten von Verträgen ist religiöse Pflicht für Muslime.

Sie schreiben:

"wer als "Christ" blindwütig tödliche Gewalt ausübt, kann sich auf seine Religion nicht berufen."

Es gibt im Islam Aspekte der Kriegsführung, das ist nicht zu bestreiten. Aber dennoch verbietet es das Islamische Kriegsrecht Zivilisten zu töten. Darunter fallen Kriegsunbeteiligte, Frauen, Kinder, Alte und (!) Geistliche wie Mönche u.ä.

Dies ist im Übrigen einer der Gründe, wieso die muslimischen Gelehrten die ISIS als unislamisch betrachten, da sie eben dieses Recht brechen und Zivilisten töten.

Und....

...wer widerspricht?

(Im Übrigen unterscheidet man klar zwischen Meinungsfreiheit und Volksverhetzung. Karikaturen, die ohne großen Bildungswert antiislamisch sind, werden hofiert und als "das beste, der westlichen Werte" bezeichnet, während die gleichen Karikaturen, wenn sie sich beispielsweise gegen Juden richten, sofort zensiert werden und die Autoren sanktioniert werden, kleines Beispiel: http://www.zeit.de/kultur...)

Die Zeitung, die diese Karikaturen veröffentlichte hat den Zeichner entlassen und sich bei den Israelis entschuldigt. Wäre aber das gleiche gegen die Muslime veröffentlicht worden, hätte man auf Meinungsfreiheit gepocht.

Was sind extreme Muslime?

Darunter verstehe ich die, die den Inhalt des ewig gültigen Koran genau so sehr ernst nehmen, wie auch die revidierbaren Begleitschriften wie z.B . die Hadithe, aber auch jeweils erlassene Fatwas hoher muslimer Geistlicher.
Extrem nennt man die ja nur, weil in vielen muslimischen Ländern der "reine" Islam von der Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr sehr ernst genommen wird.
Dem Himmel sei Dank! sagt auch der nicht religiöse "Christ"