Griechenland : Varoufakis greift Schäuble in "Charlie-Hebdo"-Interview an

"Macht euch auf das Schlimmste gefasst" – Griechenlands Finanzminister warnt, progressive Regierungen wie die seine "zur Strecke zu bringen".
Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis wartet in seinem Athener Büro vor einem Interview mit dem Sender Bloomberg. © Yorgos Karahalis/Bloomberg/Getty Images

Der griechische Finanzminister hat der französischen Satire-Zeitschrift Charlie Hebdo ein Interview gegeben. In der aktuellen Ausgabe warnt Yanis Varoufakis Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) und dessen Euro-Kollegen davor, die linke Syriza-Partei durch mangelnde Kompromissbereitschaft wieder von der Macht zu verdrängen. "Wenn Ihr denkt, Ihr tut gut daran, progressive Regierungen wie unsere zur Strecke zu bringen, dann macht Euch auf das Schlimmste gefasst", sagte Varoufakis.

Wenn demokratisch gewählten Regierungen wie der seinen die Luft abgeschnürt werde und die Wähler in die Verzweiflung gestürzt würden, "dann profitieren davon nur die Fanatiker, die Rassisten, die Nationalisten und all diejenigen, die von Angst und Hass leben", so Varoufakis.

Varoufakis hat in den vergangenen Wochen mit der Eurogruppe um weitere Finanzhilfen bei weniger drastischen Sparauflagen verhandelt. Zwar wird die Hilfe nun fortgesetzt, doch muss Athen die von der Vorgängerregierung zugesagten Kürzungen und Reformen weitgehend umsetzen. Er verglich die von den Gläubigern abverlangten Haushaltskürzungen mit der Medizin des Mittelalters: "Damals wurden Aderlasse verschrieben, die die Kranken oft noch kranker machten, worauf sie erneut zur Ader gelassen wurden."

Von den Charlie-Hebdo-Journalisten wurde Varoufakis auch auf die Möglichkeiten steigender Staatseinnahmen angesprochen, etwa durch höhere Steuern für die Kirche oder für Schiffsbetreiber. Das Problem ist laut Varoufakis, dass der "enorme Reichtum" der Kirche keinen allzu hohen Ertrag bringt, der versteuert werden könne. Die Reeder hingegen seien "sehr mobil", und es sei daher "wahrscheinlich, dass ihre Gewinne das Land verlassen würden, wenn sie versteuert werden müssten".

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Kommentare

141 Kommentare Seite 1 von 14 Kommentieren

Unterhaltungswert

So sehr ich Ihren Gedanken teile, so recht hat dennoch der neue Finanzminister Griechenlandes.

Auf Phönix läuft aktuell eine schöne Dokumentation über die Aufnahme Griechenlandes in den Euro und die Zeit danach. Mit vielen Stimen aus der Zeit der (Fehl-)Entscheidungen.

In der Zeit dazwischen wurde jede Menge Europa und Euro Vertrauen zerstört. Von der Politik, den Banken, den Institutionen. So ist die - freundlich formuliert - Skepsis gegenüber Europa und Euro leicht zu schüren und/oder instrumentalisieren.

Davon profitieren, wenn links scheitert recht. Ganz rechts. Dort wo Nationalismus, Rassismus, Antisemitismus eine Heimat hat. Europa muss sehr aufpassen und endlich authentisch werden und wieder ein feundliches Gesicht bekommen - für die Menschen darin.

Und die goldene Himbeere geht...

an Sie! Was ein für ein dilettantischer, deplatzierter und total verwirrter Vergleich war das denn bitte? Wenn es Ihnen dermaßen an Sachverstand mangelt, sie die Parteienlandschaft, die Gesellschaft Griechenlands nicht kennen und auch nicht bereit sind sich vorher mal schlau zu machen, dann schreiben sie doch lieber nichts! Demos und Straßenkämpfe für Soziale Gerechtigkeit, Bildung und ein Ende der Austerität, das ist die Handschrift von Syriza, welche zum größten Teil von jungen Menschen gewählt wurde, die vor allem eins wollen: Ein gerechtes EUROPA (er)leben.
Ein Erdogan schaltet derweil soziale Netzwerke ab und träumt in seinem neuen Palast von einem großmongolischen Reich.