Zensur : Facebook blockiert Mohammed-Karikaturen in der Türkei

Das Unternehmen beugt sich einem Gerichtsurteil und schränkt den Zugang zu mehreren Seiten ein. Die Richter hatten damit gedroht, Facebook sonst komplett zu sperren.
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg © Robert Gailbraith/Reuters

Facebook hat in der Türkei Seiten gesperrt, die Mohammed-Karikaturen zeigen. Das berichtet der staatliche türkische Fernsehsender TRT sowie die New York Times. Zuvor hatte ein türkisches Gericht Facebook dazu aufgefordert, Seiten zu blockieren, die den Propheten Mohammed beleidigen sollen. Werde dies nicht umgesetzt, müsse der Zugang zu Facebook insgesamt gesperrt werden.

Nach dem Angriff auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo hatte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg auf seiner Profilseite bekannt gegeben, sein Unternehmen werde sich weltweit für die Meinungsfreiheit einsetzen. Er teilte aber auch mit, dass Facebook die Gesetze eines Landes respektiere.

Facebook blockiert regelmäßig den Zugang zu Inhalten auf Anfrage von Regierungen. Die türkische Regierung richtet sich dabei sehr häufig an das Unternehmen. Insgesamt sperrte Facebook in der Türkei dem Unternehmen zufolge fast 2.000 Inhalte in den ersten sechs Monaten des Jahres 2014. Nur in Indien schränkt das Unternehmen Inhalte auf Regierungswunsch noch häufiger ein.

In der Türkei hatte es zuvor Proteste gegen Mohammed-Karikaturen gegeben. Die türkische Staatsanwaltschaft leitete außerdem Ermittlungen gegen zwei Journalisten der Cumhuriyet ein. Die Zeitung druckte das Titelbild des Satiremagazins Charlie Hebdo, das einen weinenden Propheten Mohammed zeigt, über den Kolumnen der Autoren ab. 



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Kommentare

19 Kommentare Seite 1 von 3 Kommentieren

@2A1ZA: Sie sind der erste, der mir zu viel Toleranz vorwirft.

Dann begründen Sie mal! Erklären Sie es gleich auch den 45 Ländern, die die Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam unterschrieben und die Menschenrechte unter Vorbehalt der Scharia gestellt haben.

Dass Sie die Menschenwürde auf Grundlage westlicher Aufklärung und westlichen Humanismus begründen können, glaub' ich gerne, aber versuchen Sie es mal unter der Prämisse, dass der Koran das unveränderte Wort Gottes ist (wie das übrigens auch in deutschen Moscheen gelehrt wird [1]).

Verstehen Sie mich nicht falsch: ich bin ein großer Fan des Menschenwürdekonzepts. Aber an irgendeiner Stelle in meiner Rechtfertigung werde ich nicht weniger dogmatisch als der Muslim, dem der Koran heilig ist. Das impliziert noch keinen Relativismus: man kann auch Dinge absolut verlangen ohne sie absolut rechtfertigen zu können.

Das Argument ist aber, dass die Konflikte nicht nur vorprogrammiert, sonden auch zu fundamental sind, als dass man sie mit der Forderung nach "Toleranz" vom Tisch fegen könnte. Wer bei der Frage, ob die Frau alleine das Haus verlassen dürfen soll, "tolerant" wird, ist tatsächlich "furchtbar werterelativistisch". Die Schwierigkeit ist, dass auch Menschenrechte, Menschenwürde, individualistische Freiheiten nur soziale Konstrukte sind, die man nicht letztbegründen und daher nur mit Gewalt gegen die durchsetzen kann, die mit anderen Konstrukten aufgewachsen sind. Und ja, die Gewalt ist natürlich richtig.

[1] http://www.al-nour.de/ind...