Sanaa : Rebellen stürmen Präsidentenpalast im Jemen

Die Huthi-Miliz kontrolliert nun den Amtssitz des jemenitischen Präsidenten. Sie sollen Waffenlanger geplündert haben und das Haus des Staatsoberhaupts beschießen.
Ein Mitglied der Huthi-Miliz in Sanaa © Mohammed Huwais/AFP/Getty Images

Die schiitische Huthi-Miliz hat den Präsidentenpalast in Jemens Hauptstadt Sanaa besetzt. Das berichten Augenzeugen sowie die Lokalzeitung Al-Masdar. Der Chef der Präsidentengarde, Saleh al-Dschamalani, bestätigte, dass er den Rebellen das Gebäude übergeben hätte.

Die Huthi-Milizen hätten die Kontrolle über den Komplex übernommen und plünderten nun die dortigen Waffenlager, sagte ein hochrangiger Militärvertreter. Der Huthi-Vertreter Ali al-Buchaiti schrieb auf seiner Facebook-Seite, dass die Rebellen die Kontrolle über den Präsidentenpalast gewonnen hätten. Augenzeugen hatten zuvor von heftigen Gefechten im Inneren der Anlage berichtet.

Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi soll sich in seinem Haus nahe des Palastes aufhalten. Die Huthi-Miliz soll auch auf dieses Gebäude schießen. Hadi hatte sich zuvor mit Huthi-Vertretern getroffen, um darüber zu verhandeln, wie eine Kommission berufen werden könnte, die die künftige Machtbalance des Jemens in einer neuen Verfassung festlegen soll.

Die schiitischen Rebellen wollen die sunnitische Regierung unter Druck setzen, um eine neue Verfassung in ihrem Interesse umzusetzen. Bisher existiert eine Kommission, die aus 85 Mitgliedern besteht. Die Vereinten Nationen hatten vermittelt, dass sie reformiert werden solle, was bisher nicht geschehen sei.

In Sanaa waren am Montag Schüsse und Explosionen zu hören gewesen. Die Huthi-Miliz kämpfte nahe des Präsidentenpalastes und belagerte die Residenz des Ministerpräsidenten, Chaled Bahah. Dabei seien mindesten neun Menschen getötet und 67 verletzt worden, sagte der stellvertretende Gesundheitsminister Nasser Baum.

Im September vergangenen Jahres hatten die Rebellen einen Großteil der Stadt erobert. Sie waren auch in die sunnitischen Landesteile im Zentrum und Westen des Landes vorgerückt. Der Jemen ist auch Basis der Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (AQP), die als radikalster Flügel der Organisation gilt. Die Gruppe bekannte sich zu dem Anschlag auf das französische Satireblatt Charlie Hebdo.

Voriger Artikel Französische Nationalelf Bei Tor Franzose, sonst Araber Nächster Artikel HackersList Rent a Hacker
Verlagsangebot

Entdecken Sie mehr.

Lernen Sie DIE ZEIT 4 Wochen lang im Digital-Paket zum Probepreis kennen.

Hier testen

Kommentare

7 Kommentare Kommentieren

Das hat mit zwei Islamen zu tun

Dem Wahabitischen aus Saudi-Arabien und dem Khomeini-Islam aus dem Iran, einer mörderisch-mittelalterlicher als der andere. Mit dem in Deutschland real existierenden Islam haben beide glücklicherweise sehr wenig zu tun, der ist in seiner überwältigenden Mehrheit türkisch geprägt, für meinen Geschmack ein bißchen konservativ, aber harmlos und zu der von Dresdner Stollenchristen befürchteten Islamisierung des Abendlandes weder geneigt noch in der Lage. Salafismus ist in etwa so türkisch wie Pierre Vogel.

Die Khomeini-Ideologie ist nicht viel besser

Eine Frau, der das Kopftuch verrutscht, wird in Teheran genauso verprügelt, wie in Riad. Der größere Unterschied ist kulturell. Im Iran gibt es eine Zivilisation, die auch Khomeini und seine Schergen nicht vollständig vernichten konnten, in Saudi-Arabien gab es noch nie Anflüge von Zivilisation. Die Wahabiten sind aggressiver missionarisch, während Teheran sich weitgehend auf die schiitische Diaspora zu beschränken scheint - die Hamas ist das einzige Gegenbeispiel, das mir einfällt, aber das kann auch an der Begrenztheit der Mittel liegen. Da beide Ideologien so weit jenseits des Tolerierbaren liegen, ist ein Ranking so müßig wie ein Hitler-Stalin-Vergleich.