"Charlie Hebdo" : Deutsche Islamverbände verteidigen neue "Charlie-Hebdo"-Ausgabe

Die Botschaft des französischen Magazins sei gut, sagen Vertreter von Muslimverbänden. Meinungsfreiheit sei wichtig. Die Propheten-Zeichnungen kritisieren sie dennoch.
Ein Immam hält ein Gebet in einer Dortmunder Moschee © Ina Fassbender/Reuters

Trotz ihrer generellen Kritik an Mohammed-Karikaturen haben deutsche Islamverbände die neue Ausgabe der französischen Satirezeitung Charlie Hebdo verteidigt. "Karikaturen müssen mir persönlich nicht gefallen, um zu sagen, dass Meinungsvielfalt und Meinungsfreiheit wichtige, schützenswerte Güter sind – in der Demokratie, in der Religion und im persönlichen Umfeld", sagte der Generalsekretär des türkisch-islamischen Verbandes Ditib, Bekir Alboğa. Diese Werte seien Grundpfeiler der zwischenmenschlichen Kommunikation. "Die transportierte Botschaft im aktuellen Cover ist eine gute. Das hätte man vielleicht aber auch ohne Abbildung unseres Propheten thematisieren können." Es gebe sicher viele andere "kreativ-satirische Wege", die man beschreiten könne.

Auch der Zentralrat der Muslime sagte, dass man Karikaturen tolerieren müsse, selbst wenn man damit in seinen religiösen Gefühlen verletzt sei. "Niemand hat erwartet, dass es nun keine islamkritischen Karikaturen mehr geben wird", sagt die Generalsekretärin des Zentralrats, Nurhan Soykan. "Ganz im Gegenteil: Dafür sind wir ja auf die Straße gegangen, um zu zeigen, dass dies auch weiter möglich sein muss – auch wenn wir dadurch schwer gekränkt sind und unsere religiösen Gefühle verletzt."

Sie forderte aber eine Verschärfung des Blasphemie-Paragrafen im deutschen Strafrecht. "Wir müssen eine gesellschaftliche Debatte anstoßen, wo die Grenze zwischen Meinungs- und Religionsfreiheit verlaufen sollte", sagte Soykan. In anderen Ländern würden religiöse Gefühle stärker geschützt als dies in Europa der Fall sei.

Muslimvertreter weltweit über Karikaturen verärgert

In vielen anderen Ländern reagierten Vertreter der muslimischen Welt deutlich aufgebrachter. Der Weltverband der muslimischen Religionsgelehrten etwa nannte die Veröffentlichung der Zeichnungen "unklug". Das Cover der neuen Ausgabe zeigt einen weinenden Propheten Mohammed, der ein Schild mit der Solidaritätsbekundung "Je suis Charlie" in den Händen hält.

Auch die türkische Regierung kritisierte die Veröffentlichung scharf. Wer die "heiligen Werte der Muslime" verletze, indem er Zeichnungen des Propheten veröffentliche, mache sich der "Provokation" schuldig, schrieb Vizeregierungschef Yalçın Akdoğan auf Twitter.

Die Veröffentlichung sei "weder sinnvoll noch logisch noch klug", erklärte der als Graue Eminenz der Muslimbrüder geltende katarische Prediger Jussef al-Karadaui, Leiter des Weltverbands der muslimischen Religionsgelehrten. Der Großmufti von Jerusalem, Mohammed Ahmed Hussein, sagte, "die Veröffentlichung der Karikaturen verunglimpft den Propheten und beleidigt die Gefühle von fast zwei Milliarden Muslimen in aller Welt".

Bei dem Anschlag auf Charlie Hebdo und ihrer anschließenden Flucht hatten am 7. Januar zwei islamistische Attentäter zwölf Menschen getötet. Ein dritter Islamist tötete fünf weitere Menschen, darunter Kunden eines jüdischen Supermarktes in Paris.

Voriger Artikel "Frau Müller muss weg" "Der größte Druck kommt von den Eltern" Nächster Artikel Selfie Füße auf dem Vormarsch
Verlagsangebot

Entdecken Sie mehr.

Lernen Sie DIE ZEIT 4 Wochen lang im Digital-Paket zum Probepreis kennen.

Hier testen

Kommentare

367 Kommentare Seite 1 von 31 Kommentieren

Hüben wie drüben

Auch die Kirche hat einige Karikaturen kritisiert und auch geschafft, dass diese abgehangen werden:

http://www.spiegel.de/pan...

«Es ist in muslimischen Gesellschaften nicht üblich und gilt als verwerflich, Religion zu beschimpfen», unterstrich Bauer. «Ein Muslim käme wohl nie auf die Idee, eine Papst-Karikatur zu verbreiten, das Christentum oder das Judentum als Religion zu beleidigen.»

http://www.fr-online.de/n...

Baujahr 1979? vielleicht kurz lesen

Warum hier immer mit unserem Verständnis von Meinungsfreiheit (wenn es das gibt) argumentiert wird? Bei Karikaturen desgleichen. Andere Kultur anderes Verständnis. Andere Musik, Mode, Kunst ….. Der tief gläubige, religiöse, Mensch kann nur beleidigt sein, wenn sein Gott/Prophet beleidigt wird. Weil es Gotteslästerung ist und das kann toleriert oder auch Todesstrafe sein. Da hilft das politisch korrekte Geschwurbel nicht weiter und westliches Verständnis schon erst recht nicht, wenn man das orientalische nicht einmal zur Kenntnis nimmt. Ihr wäret in islamischen Ländern nicht migrationsfähig – Kulturbeutel westliche. Dort ist nichts gleichberechtigt, gegendert und kuschel Multikulti.
Aber da der Islam ja offiziell nun zu Deutschland gehört, werden wir bald das Verständnis für Karikatur neu erlernen und das ist mitunter sehr unlustig. Die Geister, die man rief.

Got it?

"Jezt mal nur hypothetisch das Szenario, dass bei einer Geburtenrate von
5 zu 1,4 aufgeklärte Menschen auf einmal in der Minderheit wären."

Jezt mal nur hypothetisch das Szenario, dass bei einer Geburtenrate von
10 zu 0,01 augeklärte Menschen auf einmal in der Minderheit wären, dann entwickelt sich eben auf der Grundlage der ggf veränderten politischen Mehrheitsverhältnisse ein Rechtssystem (so wie es auch heute schon ist). Um die ohnehin schon aussterbenden "Aufgeklärten" sollte man sich nicht weiter sorgen. Wenn die Aufgeklärten aussterben, dann gehört die Welt eben den unaufgeklärten.

Da hülfe auch kein Gesetz, Nichtgeburten der Aufgeklärten unter Strafe zu stellen oder ähnliches.

So ist das mit den Hypothesen.

Dieses Unaufgeregte über die Möglichkeit, dass

Unaufgeklärtheit und Vormittelalterlichkeit in einem Gebiet die Wertehoheit übernimmt (Terror vs. Humanität, Unterwerfung vs. individuelle Freiheit etc.)
kann eigentlich aus meiner Sicht nur damit erklärt werden
- man gehört zu den Unaufgeklärten und Gestrigen
- man wurde in die Freiheiten "hineingeboren" und nimmt sie als
gottgegeben hin (Andere werden das für mich schon richten, wie vorher
auch)
- man hat auch nichts Eigenes an dem Fortschritt der Gesellschaft
beigesteuert, warum auch, es läuft ja auch so

Deutschland (BRD wie DDR) ist aus Ruinen und einem von außen weggewischen Horror-Regime entstanden. Reden wir von BRD, denn die DDR wurde vom naächsten Horro-Regime weiter im Griff gehalten bis zur Selbstbefreiung durch Demokraten - die heute teilweise als "Idioten" herabgwewürdigt werden (fälschlic, wie die gestern veröffentliche Studie mehr als ahnen läßt!).
In der BRD haben heute als "alte Nazis" verschrienene Bürger und Politiker eine Demokratie entstehen lassen mit einer Freiheitsrechten, die weltweit mit als führend anerkannt sind.
Ein Dreiergespann aus alter Sozialisten-Schule führt heute Schritt für Schritt uns aus Sicht von kritischen Beobachtern (demokratischen Beobachtern - die wollen niemandem Recht einschänken und durch Diffamierung vernichten - wie man es gegen sie offen veranstaltet) in die nächste Falschrichtung in neue Unfreiheit des Individuums und in einen uralten Zwangsglauben.
Man merkt nicht, dass man Gutes verliert!

Got it !

Ihre philosophische Grundhaltung kommt dem Nihilismus sehr nahe und ich bin nicht sicher ob passives "in Kauf" nehmen die generelle Lösung sein sollte. Frei nach dem Motto "Die Dinge sind wie sie sind". Sicherlich ist es ein intelektueller Weg den Wandel den die Welt durchlebt als natürlich und unaufhaltsam zu akzeptieren, sich bewusst zu machen, dass es dem Menschen nicht möglich ist alles zu seinem wohlgefallen bis ins kleinste Detail nach einer "Vernunft" zu ordnen. Jedoch ist unsere gemeinsame Geschichte immer eine Summe der Entscheidungen gewesen die getroffen wurden. Und halten Sie mich bitte ruhig für naiv (auch mich plagt gelegentlich Resignation ob der Vielzahl an Herausforderungen) aber ich denke wir sollten uns bewusst machen, dass wir zumindest in dem Maßstab in dem wir hier alle zusammenleben, die Regeln dafür selbst festlegen. Eine Gesellschaft die zunehmend heterogener wird benötigt umso mehr klare Richtlinien um nicht zu sagen Grenzen und ich halte es für möglich gerade im Bereich Trennung von Religion ins Private Aufklärung zu leisten, was erlaubt und was nicht erlaubt ist. Möglichkeiten Verhalten zu sanktionieren gibt es ebenso wie Möglichkeiten dazu anzuregen Verhalten zu reflektieren und bewusst zu machen, in welcher Tonalität das geschiet, ich glaube hierin liegt die Schwierigkeit, denn man möchte niemandem etwas unterstellen und ihn in eine Ecke drängen, muss jedoch deutlich machen was von ihm erwartet wird wenn er hier leben möchte.

Nichts mehr heilig?

Ja na klar, Deutschland das Sodom und Gomorra schlechthin. Das ist nicht nur blanker Blödsinn sondern eine bodenlose Unverschämtheit schlechthin. Ersteinmal gibt es in Deutschland "immer noch" viele Gläubige ganz unterschiedlicher Religionen. Christen, Juden, ja auch Muslime. Anders als "früher" gibt es aber heute viele verschiedene Wege seine Religion auszuleben. Den Gläubigen steht es frei ihre Religion (oder Teile davon) SELBST zu interpretieren und auszulegen, Davon abgesehen gibt es auch viele Dinge, die "unreligiösen" Personen heilig sind. Beispielsweise die Familie, oder Werte wie Respekt, Demut und Menschenwürde.
---
Ich kanns einfach nicht mehr hören, wie irgendwelche Erzkonservativen ständig von einem angeblichen "Werteverfall" sprechen, ohne jemals konkret zu werden. Sollen sie doch einfach mal zu ihren "Werten" stehen, mit allem was dazu gehört. Aber die sind wohl teilweise so indiskutabel, dass sie das dann doch lieber seinlassen (Ist nicht persönlich an sie gerichtet)...

Was gelernt?

Ich habe diese Zeitschrift nicht gelesen.
Was ich in online-Beschreibungen gelesen habe über Jesus ist eine Unverschämtheit. Ich finde, das hat nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun, sondern ist unterste Schublade.
Muss ich dazu jetzt gute Mine machen? Auch die Papstdarstellungen von diesen Menschen fand ich daneben. Was wollen diese Menschen damit ausdrücken? Menschen verletzten?
Was ist Karikatur? Wir haben hier zu Hause einige Karikaturen zu hängen, die uns überspitzt zeigen. Aber nicht auf diesem Niveau.
Soll damit jetzt bewiesen werden, dass andere Glaubensrichtigungen diese Schmierereien tolerieren? Wie kaputt ist das eigentlich. Gibt es keine Werte mehr wie Anstand und Moral?

Anstand und Moral...so wie unter der guten alten Queen Victoria?

Tja, wenn man Anstand und eine allgemeingültige Moral jetzt immer so schön einseitig und monolitisch vom eigenen Standpunkt aus definieren könnte, wie Sie es scheinbar tun...

Wenn Sie Anstand (nach meiner Auffassung von Anstand) hätten, dann hätten Sie beim Anblick dieser für Sie persönlich scheinbar unerträglichen Karikaturen einfach weggesehen und deren Existenz in Würde erduldet, statt Ihre Betroffenheit hier exhibitionistisch zur Schau zu stellen und damit unsere Tränendrüsen zu terrorisieren.

Freiheit ist immer die Freiheit der anderen.
Ich mag diese Zeitung nicht und halte das, was sie ausdrückt für unterste Schublade, würde aber dennoch nie verlangen, dass sie NICHT erscheint.
Meinungsfreiheit hat für mich nichts damit zu tun, andere Menschen zu verletzten, weder sich über Aussehen, Sprachfehler, Gebrechen, noch ihren Glauben lustig zu machen oder abfällig zu sprechen.
Ein bißchen mehr Liebe untereinander würde diese Welt nach vorne bringen.

@ 105 unschuldislam

Bitte mal recherchieren, ob die Aische noch ein Kind in unserem Sinne war. Wenn man heutige Kategorien auf Verhältnisse von vor 1000 Jahren überträgt, führt das meist zu nichts.

Ich persönlich bin nicht gegen Muslime und den Islam. Nur gegen autoritäre Herrschaftsansprüche in seinem Namen, die die Religion übder das Grundgesetz stellen. Und natürlich gegen die auch den Deutschen, die aus Angst, falscher verstandener Integration oder dem Bedürfnis nach Eliminierung der Christen in Deutschland denen applaudieren und sie unterstützen.

und als angebliche Korrektur eine Halbwahrheit

Die "unzähligen" (man darf davon ausgehen, dass sie zählbar sind) Kirchen, die "uralt" sind, stammen aus einer Zeit, in der in Gebieten der heutigen Türkei - mehrheitlich erstbesiedelt- Christen lebten. Sie wurden also nicht unter muslimischer Herrschaft erreichtet.
Vielmehr wurden seit der osmanischen Zeit auch "unzählige" Kirchen zerstört oder später dem Verfall preisgegeben.