Die neue Ausgabe des französischen Satire-Magazins Charlie Hebdo befasst
sich auf vielen Seiten mit den Anschlägen auf die Redaktion vom
vergangenen Mittwoch. Journalisten des Magazins präsentierten das neue Heft auf einer Pressekonferenz in Paris. Die Ausgabe sei unter Tränen entstanden, sagten sie. In dem Heft ist neben Bundeskanzlerin Angela Merkel auch Papst Franziskus zu sehen. Details über den Inhalt sind noch nicht bekannt.
"Es war sehr hart und sehr schwer", sagte Gérard Briard. Nach dem Tod von Stéphane Charbonnier, den alle nur Charb nannten, fungiert er als Chefredakteur. Man habe diese Bluttat kommentieren müssen. Bei den Anschlägen in Paris hatten Islamisten insgesamt 17 Menschen getötet, zwölf starben beim Angriff auf die Räume von Charlie Hebdo.
Laut Tagesspiegel versicherte Briard, dass es eine Zukunft für das Magazin geben werde. "Wir wissen aber noch nicht, wie die aussehen wird." Er dankte demnach den vielen Menschen, die ein Abo des Magazins abgeschlossen haben. Arnold Schwarzenegger habe das gleich zehnmal getan, auch George Clooney habe das Magazin jetzt abonniert.
Mehrere Versionen des Titelbildes
Zeichner Luz (Renald Luzier), der seit 20 Jahren für das Magazin arbeitet, hat das
Titelblatt gestaltet, das bereits am Montagabend veröffentlicht wurde. Es zeigt eine Zeichnung des Propheten Mohammed, der trauernd ein Schild mit der
Aufschrift "Je suis Charlie" (Ich bin Charlie) in den
Händen hält. Über der Zeichnung steht "Tout est pardonné" – Alles ist
vergeben.
Der Zeitung Libération, in deren Räumen die Charlie-Hebdo-Mitarbeiter an der Ausgabe arbeiteten, sagte Luz: "Es war sehr schwer. Ich habe am Donnerstagabend eine erste Version des Titels gezeichnet. Aber da ging es noch viel mehr um das Attentat an sich." Darauf seien die Hintern der Leichen der Kollegen am Boden zu sehen gewesen, zusammen mit dem Titel "Liberté d’expression, mon cul!" – Meinungsfreiheit, für'n Arsch! Der jetzige Titel sei das Ergebnis einer Katharsis. Es hätte mehrere andere Versionen gegeben, bevor sich die Redaktion für das Titelbild entschieden hätte.
"Wir haben uns gefragt, wie wir uns selbst treu bleiben können, wie wir weiterlachen können", sagt Chefredakteur Gérard Briard über die schwierigen Vorbereitungen für die jüngste Ausgabe. Ziel sei es gewesen, ein Titelbild zu kreieren, das die Leute trotz der Geschehnisse zum Lachen bringe.
Der Titel hat Ähnlichkeit mit dem Cover der Ausgabe vom 3. November 2011. Auch damals war der Prophet Mohammed zu sehen, der sagte "100 Peitschenhiebe, wenn ihr nicht vor Lachen sterbt". Über dem Namen des Magazins prangte groß "Charia Hebdo" in Anspielung auf das religiöse Recht des Islam. Die Ausgabe hatte dazu geführt, dass Unbekannte einen Brandanschlag auf die Redaktionsräume verübten und die Website hackten. Verletzt wurde damals niemand.
Ägyptischer Großmufti warnt Charlie Hebdo
Der einflussreiche Großmufti von
Ägypten warnte vor
der geplanten Veröffentlichung einer Mohammed-Karikatur auf der Titelseite. Dies wäre ein rassistischer Akt,
erklärte das Büro von Schauki Allam. "Diese Ausgabe
wird in der französischen und allgemein in der westlichen
Gesellschaft eine neue Welle des Hasses auslösen." Es handle
sich um "eine nicht zu rechtfertigende Provokation", die sich
"gegen die Empfindungen von Muslimen in aller Welt richtet". Die
Zeitung wolle den Streit zwischen den Religionen anfachen und
"den Hass vertiefen".
Der Verlag kündigte für diesen Mittwoch eine Rekordauflage von drei Millionen Exemplaren an. Sonst wurde das Heft in einer Auflage von etwa 60.000 Exemplaren gedruckt. In Deutschland kommt die erste Ausgabe nach dem Anschlag voraussichtlich erst am Wochenende in den Handel. Digital soll sie in drei Sprachen übersetzt werden: Englisch, Spanisch und Arabisch.