Sonntag, 17. Januar 2016

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Nach Anschlag auf Satiremagazin Fahnder kesseln Täter von Paris offenbar ein

Französische Spezialeinheiten nordöstlich von Paris durchkämmen auf der Suche nach den mutmaßlichen Attentätern die Region

Fahnder haben das Fluchtauto der mutmaßlichen Attentäter von "Charlie Hebdo" gefunden und sind ihnen offenbar dicht auf den Fersen. Elite-Einheiten durchkämmten noch am Donnerstagabend die Gegend - die Flüchtigen sollen eine Panzerfaust mitführen.

Paris - Die Polizei hat in Nordfrankreich das Fluchtauto der mutmaßlichen Attentäter gefunden und ist ihnen offenbar dicht auf den Fersen. Nach Hinweisen eines Tankstellenbesitzers bei dem Ort Villers-Cotterêt waren Elite-Einheiten von Polizei (RAID) und Gendarmerie (GIGN) dorthin beordert worden. Schwer bewaffnete Sicherheitskräfte durchkämmten die Gegend und durchsuchten einzelne Häuser. Hubschrauber unterstützten sie. "Die beiden Männer sind vermummt, mit Kalaschnikow und anscheinend mit Raketen-Werfern" ausgerüstet, hieß es.

In Paris erlag derweil eine Polizistin ihren schweren Schussverletzungen. Ein Unbekannter hatte sie am Donnerstag mit einer Schnellfeuerwaffe niedergestreckt, ob hier ein weiterer Terrorakt vorliegt, war am Donnerstagabend noch unklar.

Die Brüder Chérif (32) und Said Kouachi (34) sollen am Mittwoch die Redaktion des religionskritischen Satiremagazins "Charlie Hebdo" in Paris gestürmt und mit einer Kalaschnikow um sich geschossen haben. Zwölf Menschen starben. Das Magazin war mehrfach wegen Mohammed-Karikaturen in die Kritik geraten und angefeindet worden.

Die Terroristen sollen während des Anschlags "Allah ist groß" und "Wir haben den Propheten gerächt" gerufen haben. "Sie sprachen perfekt Französisch", sagte die Zeichnerin Corinne Rey, die den Anschlag überlebte. Dabei hätten sie behauptet, zur Terrororganisation Al-Kaida zu gehören.

Laut Premierminister Manuel Valls sind die beiden Hauptverdächtigen polizeibekannt. Chérif Kouachi war 2008 wegen Unterstützung des Terrornetzwerks Al-Kaida im Irak verurteilt worden. Von der dreijährigen Haftstrafe wurden anderthalb auf Bewährung ausgesetzt. Die Ermittler waren den Brüdern nun auf die Spur gekommen, weil der Personalausweis von Said in einem zurückgelassenen Auto entdeckt wurde.

Mutmaßlicher Komplize stellte sich

Ein möglicher Komplize, der 18-jährige Hamyd M., stellte sich am späten Mittwochabend der Polizei. Es gab aber Zeugenaussagen, wonach er sich zum Tatzeitpunkt in seiner Schule befand. Nach Angaben von Innenminister Bernard Cazeneuve wurden bereits sieben Verdächtige festgenommen. Aus Justizkreisen hieß es, es handele sich um Frauen und Männer, die den Attentätern nahe stünden.

Das Blutbad löste Entsetzen und Abscheu aus. US-Präsident Barack Obama, Papst Franziskus und Bundeskanzlerin Angela Merkel zeigten sich erschüttert. Auch islamische Staaten wie Katar und Muslimverbände verurteilten die Tat.

In Frankreich galt am Donnerstag offizielle Staatstrauer. Mit einer Schweigeminute wurde landesweit der Anschlagsopfer gedacht. Am Eiffelturm in Paris sollten am Abend die Lichter ausgehen.

Mehr als 100.000 Franzosen gingen bereits am Mittwochabend landesweit auf die Straßen, um sich mit "Charlie Hebdo" zu solidarisieren. Auch in Städten anderer Länder bekundeten Tausende ihre Solidarität, so etwa in Berlin.

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