Anschlag "Charlie Hebdo" : Britischer Geheimdienst warnt vor größeren Anschlägen im Westen

Laut MI5 planen Terroristen derzeit Angriffe im Westen. Einer der flüchtigen Tatverdächtigen von Paris durchlief ein Training von Al-Kaida. Das Live-Blog vom Donnerstag
Gedenken an die Opfer des Pariser Attentats in Frankfurt am Main © Kai Pfaffenbach/Reuters

Dieses Blog ist geschlossen. Lesen Sie hier das aktuelle Live-Blog zu dem Anschlag auf "Charlie Hebdo".

  • Die französische Polizei vermutet nach dem Anschlag auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" die beiden verdächtigen Brüder im Norden des Landes.
  • Nachdem die Fahndung in einem Waldstück bei Longpont erfolglos verlief, soll die ganze Nacht weiter gesucht werden. Auch Helikopter mit Wärmebildkameras sind im Einsatz.
  • Ein Tatverdächtiger soll ein Al-Kaida-Training im Jemen durchlaufen haben.
  • Zwei der insgesamt drei Verdächtigen waren im Visier der Polizei und wurden in der Vergangenheit überwacht. Die beiden standen zudem auf der "No Fly"-Liste der USA.
  • Der dritte Verdächtige hatte sich in der vergangenen Nacht. Er soll ein Alibi haben. Die Polizei nahm im Zuge der Großfahndung insgesamt neun Menschen fest, etwa 90 wurden befragt.
  • Die französische Regierung verurteilt islamfeindliche Übergriffe scharf.
  • "Charlie Hebdo" soll trotz des Anschlags in der kommenden Woche erscheinen. Französische Medien kündigten ihre Unterstützung an.
  • Die drei schwerbewaffneten Angreifer hatten am Mittwoch in Paris die Redaktion der Zeitschrift überfallen und mindestens zwölf Menschen getötet. Elf weitere Menschen wurden verletzt. Die Attentäter sollen "Allah ist groß" und "Wir rächen den Propheten" gerufen haben, als sie die Räume stürmten.
  • Zehntausende Franzosen solidarisierten sich am Abend mit "Charlie Hebdo", Politiker und religiöse Führer weltweit verurteilten den Anschlag.
  • Die Ereignisse vom Tag des Anschlags auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" lesen Sie hier nach.

  • (5:58) Die Verdächtigen sind weiter auf der Flucht. Die Hauptsorge sei nun, dass sie neue Anschläge verüben könnten, sagt Premierminister Manuel Valls. Daher wurde der höchste Terroralarm von Paris auf die nördliche Region Picardie ausgeweitet. Im Fokus stünden dabei Städte, die womöglich von den Tätern als Rückzugsgebiete genutzt werden könnten. 88.000 Sicherheitskräfte sind auf französischen Straßen im Einsatz.

  • (3:53) Neben mehreren französischen Medien hilft auch die britische Guardian-Mediengruppe dem Satiremagazin Charlie Hebdo. Wie der Chefredakteur von The Guardian auf Twitter mitteilte, sagte das Unternehmen der Zeitschrift eine Spende von 100.000 Pfund zu.

  • (2:38) Die Grünen wehren sich gegen die CSU-Forderung nach Wiedereinführung der Vorratsdatenspeicherung als Reaktion auf den Pariser Anschlag. "Die Vorratsdatenspeicherung gibt es in Frankreich seit Jahren", sagte die Obfrau der Grünen im Bundestags-Innenausschuss, Irene Mihalic, der Mitteldeutschen Zeitung. "Und sie hat diesen Anschlag nicht verhindern können. Die Vorratsdatenspeicherung jetzt zu fordern, ist nicht zielführend, sondern eine Instrumentalisierung der Ereignisse."

  • (2:22) Der Chef des britischen Inlandsgeheimdienstes MI5, Andrew Parker, warnt vor Terroranschlägen mit einer großen Opferzahl in westlichen Ländern. Eine Kerngruppe militanter Islamisten in Syrien, die dem Terrornetzwerk Al-Kaida nahestehe, plane derzeit umfangreiche "Angriffe gegen den Westen". Gemeinsam mit seinen Partnern tue Großbritannien alles, um derartige Anschläge zu verhindern. "Wir wissen jedoch, dass wir nicht darauf hoffen können, alles zu stoppen", so Parker.

  • (1:19) SPD-Chef Sigmar Gabriel ruft Parteien und Verbände in einem Brief zu einer gemeinsamen Solidaritätskundgebung für Charlie Hebdo in Berlin auf. Das berichtet die Bild-Zeitung.

  • (0:40) Charlie Hebdo bezeichnet sich als „Zeitschrift der Überlebenden“ und begründet, warum die verbliebene Redaktion auch nach dem Mordanschlag weitermachen will. Auf der Homepage der Zeitschrift ist eine große gezeichnete Faust zu sehen, die einen Zeichenstift umgreift. Daneben steht, die Kraft der Karikatur sei stärker als die Barbarei.

  • (0:36) Der UN-Sicherheitsrat gedenkt der Toten von Paris mit einer Schweigeminute. Uno-Generalsekretär Ban Ki Moon ruft zu Toleranz auf und warnt vor einem "Religionskrieg".

  • (0:32) US-Präsident Barack Obama stattet der französischen Botschaft in Washington einen unangekündigten Besuch ab, um seine Solidarität mit den Opfern der Anschläge von Paris zu bekunden. Sein Eintrag Im Kondolenzbuch endet mit den Worten "Vive la France".

  • (0:20) In einem gemeinsamen Manifest verurteilen Vertreter der drei großen Religionen Deutschlands den Anschlag von Paris und warnen vor Racheakten. "Im Namen Gottes darf nicht getötet werden", schreiben ranghohe Vertreter von Katholiken, Evangelischer Kirche, Juden und Muslimen in ihrer Erklärung in der Bild-Zeitung.

  • (23:46) Weitere Einzelheiten zu den mutmaßlichen Attentätern: Laut New York Times durchlief Saïd K. ein Trainingslager der Al-Kaida im Jemen. Dort wurde er einige Monate unter anderem im Umgang mit Handfeuerwaffen geschult. Nach Angaben aus Washington standen beide Verdächtige auf einer Terrorliste der USA. Ein Vertreter der Ordnungskräfte sagte der Agentur AFP, Chérif und Saïd K. hätten "seit Jahren" auf den Überwachungslisten des Landes gestanden und seien dort als Terrorverdächtige geführt worden. Ihre Namen standen demnach auch auf der Flugverbotsliste der USA.

  • Mehr Beiträge laden
Voriger Artikel Religionsmonitor 57 Prozent der Deutschen fühlen sich vom Islam bedroht Nächster Artikel Roadie Die helfenden Hände der Rockstars
Verlagsangebot

Entdecken Sie mehr.

Lernen Sie DIE ZEIT 4 Wochen lang im Digital-Paket zum Probepreis kennen.

Hier testen

Kommentare

356 Kommentare Seite 1 von 30 Kommentieren

Dilemma der muslimische Gemeinden

Der Islam ist wie das Christentum eine missionarische Religion. Das bedeutet: die Gemeinden müssen JEDEN, der zu ihnen kommt, mit nehmen. Rausschmeissen geht nur in absoluten, genau festgelegten Ausnahmefällen.
Davon mal ganz abgesehen würden es wohl die meisten Imame mit dem Leben bezahlen, würden sie den Islamisten die Tür vor der Nase zuknallen. Die muslimischen Gemeinden stecken in einem ganz schlimmen Dilemma.

Bedenkt man, daß ...

"Diese Wahnsinningen wollen die Muslime zum Werkzeug ihres Wahns machen. Die haben damit aber eigentlich gar nichts am Hut und wollen genauso in Frieden leben wie wir. Daher sind die Terroristen dabei auf unsere "Hilfe" angewiesen. Nur wenn wir der Gesamtheit der Muslime nun mit Ausgrenzung und Anfeindung begegnen, können die Terroristen ihr Ziel eines Krieges der Kulturen erreichen."

... der offensichtlich um Gnade flehende Mann, den sie auf jenen berüchtigten Videoaufnahmen einfach erschossen haben, ein Muslim war (der Streifenpolizist algerischer Herkunft), nehme ich nicht an, daß sich besonders viele Muslime mit dem dahintersteckenden Glaubensverständnis der Täter identifizieren können.

Das sollte doch eigentlich sogar Pegida-Anhängern einleuchten, daß das eine reichlich ungeschickte Art und Weise war, Frankreichs Muslime für einen heiligen Krieg zu mobilisieren.

Spätestens seit der Meldung von dem Tankstellenüberfall bin ich überzeugt davon, daß das geistig verwirrte Einzeltäter vom Schlag eines Anders Breivik waren, die irgendwo mit Waffen umzugehen gelernt haben. Dahinter steckt keine Organisation.

Ich bin kein Muslim, aber ...

"Für den Moment haben Sie damit recht. Nur liegt es eben zu einem großen Teil in unserer Verantwortung, dass das auch so bleibt. Denn stellen Sie sich vor, wir würden tatsächlich den Empfehlungen der Pegida-Leute folgen und nun dazu übergehen, unseren muslimischen Mitbürgern, die genauso wie wir nur in Frieden leben wollen, mit Misstrauen, Feindschaft und Gängelungen zu begegnen."

... wäre ich einer, würde ich im Moment die Teilnahme möglichst vieler Glaubensgenossen, die sich persönlich angep...t fühlen durch die Morde, bei der nächsten Dresdener Pegida-Demo organisieren. Mit UNSEREN Transparenten. Da laufen so unterschiedliche, auch obskure und teils kuriose Gruppen und Grüppchen mit, da passen Muslime, die gegen Terror im Namen ihrer Religion protestieren, auch nicht schlechter dazu.

Unterwandert sie also einfach. ;-)

Gleichzeitig kommt man, wenn man auf derselben Demo ist, zwangsläufig auch miteinander ins Gespräch. Von mir aus ein Streitgespräch, aber das ist immer noch besser, als immer nur mit Seinesgleichen übereinander zu sprechen und sich dabei gegenseitig zu bestätigen, was für schlimme Gestalten die anderen da doch sind, Leute, mit denen man freiwillig kein Wort sprechen und im Zweifelsfall vorsichtshalber die Straßenseite wechseln würde. So kann das ja nichts werden.

Was wir im Moment aber ganz bestimmt nicht brauchen, sind merkwürdige Bußübungen, weder von muslimischer noch von nichtmuslimischer Seite.

Unausgegorene dumme Jungs und Mädels (?), pubertär

steckengeblieben in der Entwicklungsphase - aber alt genug um wählen gehen zu können, wahrscheinlich. Und natürlich: wird ja auch bezahlt, und wenn es sich noch reimt ....
Wäre Sie doch tatsächlich gesunken, die titanic - dicht davor stand sie ja schon mal - bevor man das Wort "Nazi" wieder auferstehen ließ um kollektiv Menschen zu jagen. Deutscher Corpsgeist eben.

@"bergstroem"

Für Ihren Magen empfehle ich Ihnen einen Tee. Der kann auch beruhigen und zum Denken anregen.
Dadurch, dass sie markige Worte "Quatsch…" benutzen, haben Sie noch lange nicht recht. Und Ihr Beitrag zeigt nur Ihr Unwissen zu dem, was in Frankreich passiert und ist angesichts der Lage denkbar unangebracht.

Lesen Sie sich doch bitte lieber noch mal durch, wie denn die Laïzität in D und in Frankreich im Besonderen, praktiziert wird.
Dann fügen Sie mal dazu bei, was Sie so "tolerante Gesellschaft" nennen.
Vielleicht verstehen Sie dann, dass Laïzität nicht als Verstecken sondern als Vorzeigen gelebt werden muss.

In Ihrer "toleranten Gesellschaft" wird Integration verlangt. Bedingungslos. In Sprache, Kleidung, Benehmen. Das wird in pseudo-politisch korrektes (Meinungs-)Papier verpackt, indem Identitätsmerkmale dieser (unserer) Welt ebenso unterdrückt werden. Weihnachten wird zum Jahresendfest, Kreuze in Krankenhäusern werden abgehängt und Bürgermeister, die eine Krippe aufbauen bekommen ein Gerichtsverfahren an den Hals. Und warum? Nur um "Gesetze" durchzubringen, die das Gleiche von den Fremden verlangen. Das ergibt farblose Suppe.

DIESE Logik hat versagt. Der "freie, tolerante Westen" hat sich versteckt, hat sich verleugnet, aber die Natur mag kein Vakuum. Das wird ausgefüllt. Entweder von den Extremen im Land (igitt), die dann jetzt weiter in Dresden dumpf im Kreis laufen lassen oder von den Extremen von aussen (bäh), die so Wahnsinnige wie die in Paris vorbringen.