Reise

Länderkunde

23.08.15

Kasachstan müsste Borat für immer dankbar sein

Im Film "Borat" provozierte Schauspieler Sacha Baron Cohen als kasachischer Reporter die Amerikaner – und zog auch den Zorn Kasachstans auf sich. Im Nachhinein erweist sich die Satire als Glücksfall.

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Nationalflagge

Abenteurer werden ihre Freude haben im neuntgrößten Land der Erde, das vom Kaspischen Meer bis zum Altaigebirge reicht. Dazwischen Seen, Wüsten, Wälder – und vor allem Steppe. Über allem weht die Flagge in Hellblau, das den Himmel verkörpert, darauf eine güldene Sonne, die Frieden und Reichtum symbolisiert. Der stilisierte Steppenadler steht für das Mongolenreich Dschingis Khans, der ein ähnliches Banner genutzt hat. Damit bekennen sich die turksprachigen Kasachen zu ihrer mongolischen Vergangenheit.

Winterlicher Geheimtipp

Kasachstans größte Stadt Almaty hat sich als Austragungsort für die Olympischen Winterspiele 2022 nicht gegen Peking durchgesetzt. Dass die Berge in Peking weit weg sind und es kaum Schnee gibt, Kasachstan aber echte Winterkulissen bietet, störte das IOC nicht. So bleiben die Skipisten im Tian-Shan-Gebirge weiterhin ein Geheimtipp für alle, denen die Alpen zu unspektakulär sind.

Nationalgetränk

Wenn Ihnen ein Glas vergorene Stutenmilch aufgetischt wird, ist das kein Versehen, sondern durchaus Absicht – und eine freundliche Geste: Der Milchwein aus gegorener Stutenmilch namens Kumys enthält 1,5 Prozent Alkohol und ist das kasachische Nationalgetränk. Aufgrund des reichhaltigen Vitamingehalts dient der "Steppensekt" bis heute als Ersatz für frisches Obst und Gemüse. Trinken Sie das Glas nie ganz leer, das gilt als Sünde. Zudem vermeiden Sie, dass Ihnen nachgeschenkt wird.

Danke, Borat!

Dieser Herr in seinem so gut wie nichts verhüllenden limonengrünen Stringbody-Badeanzug scheint auf den ersten Blick nicht besonders tauglich als Werbefigur – und doch bescherte der Fernsehreporter Borat (Schauspieler: Sacha Baron Cohen) aus der gleichnamigen US-Komödie Kasachstan einen Touristenboom. Sechs Jahre nach dem Filmstart 2006 meldete der damalige kasachische Außenminister Jerschan Kasychanow, die Zahl der Visaanträge für das Land habe sich verzehnfacht. "Ich bin Borat dankbar, dass er geholfen hat, Touristen nach Kasachstan zu ziehen", versicherte er. Vorher war die autoritäre Regierung von der Satire, die die zentralasiatische Republik als völlig rückständigen Staat zeigt, derart erbost, dass der Film in Kasachstan verboten wurde.

Ab ins All

Der erste Mensch im All begann seine Reise in der unendlichen Steppe Kasachstans: 1961 startete Kosmonaut Juri Gagarin von Baikonur, dem größten Weltraumbahnhof der Welt. Er liegt – abseits von Wohngebieten – rund 2500 Kilometer südöstlich von Moskau. Seitdem hoben hier Hunderte Raketen gen Orbit ab. Seit dem Ende der Sowjetunion kontrolliert Kasachstan das Areal. Russland zahlt jährlich eine Pacht, um die Stätte weiter nutzen zu können – um künftig unabhängig zu sein, baut die Raumfahrernation derweil das neue Kosmodrom Wostotschny unweit der russischen Pazifikküste.

Spätaussiedler

180.832 Deutsche zählte die kasachische Statistikagentur zuletzt 2012 im Land, 1989 waren es noch fast 950.000. Wirklich freiwillig sind sie jedoch nicht nach Zentralasien gekommen: Die Vorfahren der Kasachstandeutschen wurden 1941, nach Hitlers Angriff auf die UdSSR, von Stalin aus der Wolgadeutschen Republik in die kasachische Steppe und nach Sibirien verbannt. Viele mussten Zwangsarbeit verrichten und durften kein Deutsch mehr sprechen. Nach dem Zerfall der Sowjetunion kehrten Hunderttausende von ihnen Kasachstan den Rücken und zogen als Spätaussiedler nach Deutschland. Die Reste der Minderheit haben sich zur Selbsthilfeorganisation "Wiedergeburt" zusammengeschlossen.