Geiselnahmen in Paris beendet Albtraum mit blutigem Ausgang
Mit einem Doppelschlag hat die französische Polizei den tagelangen Terror im Großraum Paris beendet und drei islamistische Attentäter getötet. Doch auch mindestens drei Geiseln kamen ums Leben, seit Mittwoch starben 20 Menschen. Ein traumatisiertes Frankreich sucht nun nach Zusammenhalt.
Paris - Der Albtraum für Frankreich geht gegen 17.00 Uhr am Freitag schrecklich zu Ende: Mit ihren Kalaschnikows stürmen die beiden mutmaßlichen "Charlie Hebdo"-Attentäter aus der Druckerei nordöstlich von Paris und feuern auf die Polizisten - die Islamisten werden sofort erschossen.
Mindestens 20 Menschen - einschließlich der drei islamistischen Angreifer - starben seit Mittwoch, dem Tag des blutigen Anschlags mit zwölf Toten auf die Satire-Zeitung "Charlie Hebdo" in Paris.
Die Flucht der beiden mutmaßlichen Attentäter, der Brüder Chérif und Said Kouachi, eskalierte nach einer fieberhaften Fahndung am Freitag in dem Dorf Dammartin-en-Goële in der Nähe des Pariser Flughafens Charles de Gaulle. In einer Druckerei verschanzten sich die Islamisten nach einer wilden Verfolgungsjagd und nahmen eine Geisel.
Zweite Geiselnahme im jüdischen Supermarkt
Während noch alle Blicke auf die mutmaßlichen "Charlie Hebdo"-Attentäter gerichtet waren, schlug ein islamistischer Gesinnungsgenosse der beiden im Osten von Paris zu: In einem jüdischen Supermarkt nahm er gegen 13.00 Uhr mehrere Geiseln, schoss um sich und tötete mindestens zwei Menschen.
Der 32-jährige Täter Amedy Coulibaly, der mit Chérif Kouachi bekannt gewesen sein und am Donnerstag südlich von Paris eine Polizistin erschossen haben soll, forderte angeblich den freien Abzug für die "Charlie Hebdo"-Attentäter.
Scharfschützen und Hubschrauber im Einsatz
Über Stunden liefen die beiden Geiseldramen in der Druckerei in Dammartin sowie im "Hyper Cacher" an der Porte de Vincennes. In und um Paris, wo schon zuvor Ausnahmezustand herrschte, kam das Leben teils ganz zum Erliegen. Die Stadtautobahn wurde gesperrt, Flüge am Flughafen Charles de Gaulle wurden umgeleitet, Straßenbahnen gestoppt und Schulen evakuiert. In Dammartin genauso wie in Paris rückten Elite-Einheiten an, bezogen Scharfschützen Stellung, Hubschrauber kreisten.
Stürmung statt Nervenkrieg
Die Sicherheitsbehörden und die Regierung entschieden sich dann offenbar gegen einen Nervenkrieg mit den Islamisten, die laut Medienberichten bereits angekündigt hatten, als "Märtyrer" sterben zu wollen.
Kurz vor 17.00 Uhr waren dann in Dammartin Explosionen zu hören, Rauch stieg über der Druckerei auf, Polizisten der Elite-Einheit GIGN rückten vor. Die 32 und 34 Jahre alten Brüder Kouachi, die offenbar Verbindungen zum Terrornetzwerk Al-Kaida hatten, sind wenig später tot. "Die Geisel, ein Mann im Alter von 26 Jahren, der sich von Anfang an eingeschlossen hatte, ist unverletzt", berichteten Ermittler.
Tür vom Supermarkt gesprengt - "das ist Krieg"
Eine Million Menschen zum Trauermarsch in Paris erwartet
In den nächsten Tagen wird die Frage, ob die Attacken hätten verhindert werden können, gestellt werden. Denn die Kouachi-Brüder sowie Coulibaly waren den Sicherheitsbehörden als Islamisten nur zu gut bekannt, sie wurden aber nicht als Männer eingeschätzt, die zu einem Anschlag fähig wären.
Im Vordergrund steht im Moment aber noch die Trauer über die Opfer und der Schock über die Ereignisse. Zu dem großen, nationalen Trauermarsch am Sonntag in Paris werden eine Million Menschen erwartet - auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) wird dabei sein.
la/afp
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