Kultur

Fernsehen in Amerika

09.04.15

P. Diddy plant schwarzes "South Park" in Detroit

Rapper P. Diddy plant eine Satire-Zeichentrickserie. Sie spielt an einer afroamerikanischen Grundschule in der schlimmsten Stadt Amerikas. Das hat Potenzial zum bitterbösen Rassismus-Korrektiv.

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Einen Haufen hellhäutiger Peta-Hippies zu erschießen, die mit Rastafarimützen zwischen Ziegen, Pferden, Zebras und Hirschen hausen, ist die einzig vernünftige Reaktion des farbigen Rappers im weißen Pelzmantel. Schließlich ist er vorher von einem dieser Hippies mit roter Farbe überschüttet worden, weil er eben diesen Pelz trägt.

Die Serienmacher von "South Park" sind natürlich bekannt dafür, ausschließlich richtige Geschichten zu schreiben. Vor elf Jahren sahen wir den Rapper P. Diddy in der fabelhaften Folge "Douche and Turd" der achten "South Park"-Staffel genau das tun.

Zehn Quadratkilometer asoziales Nichts

So ist es nur konsequent, dass P. Diddy jetzt bekannt gegeben hat, er plane eine Art schwarzes "South Park". Zusammen mit dem Produzenten Chip Hall und dem Detroiter Stand-up-Comedian Chris Powell arbeitet er an einem Format, das auf dem Sender FX Network ausgestrahlt werden soll. "Brightmoor" soll die Zeichentrickserie heißen, die an der fiktiven Grundschule Brightmoor Elementary in Detroit angesiedelt ist.

Tatsächlich gibt es Brightmoor. Brightmoor ist ein sehr runtergekommener Bezirk im Nordwesten der sehr runtergekommenen Stadt Detroit. Zehn Quadratkilometer Müll. Zehn Quadratkilometer verlassene Häuser. Zehn Quadratkilometer aufplatzender Boden. Zehn Quadratkilometer asoziales Nichts.

Alle, die konnten, sind weggezogen. Nicht nur in Brightmoor, sondern in ganz Detroit. Die Stadt hat sich seit 1960 halbiert. Geblieben sind laut der letzten Volkszählung 2010 in ganz Detroit noch 713.777 Einwohner. 82, 7 Prozent davon Afroamerikaner. Detroit ist das Sinnbild vom Zerfallen des amerikanischen Traums im Absterben seines Motors der ehrenwerten Industrie.

Hart, krass und fucking funny

Und wir haben Eminem im Ohr: "Snap back to reality, oh, there goes gravity/ Oh, there goes rabbit, he choked, he's so mad/ But he won't give up that/ Easy no". Der aus den Trümmern seiner zerfallenen Familie in der zerfallenen Stadt Reime wie Stallhämmer artikulierte. Der Weiße unter den Schwarzen, der einer von ihnen war. Wütend. Voller Gewalt. Und mit sehr viel Spucke und hastigem Atemholen. Detroit bringt einen entweder um oder es macht einen zum Rapstar.

Sean Combs kann mit "Brightmoor" aus der Not der Leute dort auch ein Kunstwerk erzeugen. "Brightmoor" muss hart, krass und fucking funny werden. Eine afroamerikanische Grundschule in Amerikas schlimmster Stadt überhaupt hat das Potenzial und die Sprengkraft, etwas zu bewirken.

Schwarze Cartoons und schwarze Sitcoms – harmlos und stereotyp

Die schwarzen Sitcoms mit Schauspielern hatten immer diese biederbehinderte Heiterkeit. Sie waren Minstrel-Shows. Nur, dass nicht Weiße als Schwarze geschminkt, Stereotype als Gag-Sperrfeuer umherschossen. Will Smith verkleidete sich selbst als Karikatur des jungen Afroamerikaners, als er den "Prinz von Bel-Air" mimte, der in absurden Ballonseidenhosen hyperaktiv tanzte und sich Graffitispray unter den Arm sprühte. "Alle unter einem Dach" zeigte eine Mittelstandsfamilie mit einem faulen, fetten Polizisten und dem nerdigen Steve Urkel, der zwar keinen Zoot Suit, aber absurde Karos und Hochwasserhosen trug. Bill Cosby war harmlos.

Schwarze Cartoons waren auch nicht besser. "Mister T" war plump. Der "Family Guy"-Spin-off "The Cleveland Show" wurde eingestellt. Und von der wirklich genialen Stop-Motion-Serie "The PJs" hat eigentlich noch nie jemand gehört.

Ein Land, in dem ein weißer Polizist einen unbewaffneten schwarzen Mann, der vor einer Verkehrskontrolle zu Fuß flüchtet, mit acht Schüssen in den Rücken stoppt – wegen eines kaputten Bremslichtes – solch ein Land braucht das bitterböse Korrektiv einer Zeichentrickserie an einer schwarzen Grundschule in Detroit. Es ist die einzig richtige Art, genauso zurückzuschießen. Nicht mit acht Kugeln. Sondern mit Hunderttausenden. Als Gags, als Pointen. Und bitte unter die Gürtellinie.