Panorama

Dieter Nuhr

19.01.15

"Ausgerechnet die wollen das Abendland retten ..."

Bei seinen ersten Auftritten nach dem Mordanschlag auf die Redaktion von "Charlie Hebdo" macht sich Dieter Nuhr weiter über radikale Islamisten lustig. Eine Meinung zu Pegida hat er natürlich auch.

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Als Dieter Nuhr am Sonntagabend die Bühne in der Wuppertaler Uni-Halle betritt, da beginnt er seine Show mit ernsten Worten. Es seien jetzt die ersten Auftritte nach dem Mordanschlag auf die Kollegen, sagt der Kabarettist im Blick auf die Attacke auf das französische Satiremagazin "Charlie Hebdo": "Da ist es nicht so leicht." Nuhr fragt, ob man überhaupt noch Witze machen dürfe, und für einen kurzen Moment scheint es nicht abwegig, dass er im neuen Jahr darauf verzichtet, sich über Islamisten lustig zu machen. Dass er klein beigibt, aus Angst oder als freundliche Geste an religiöse Fanatiker.

Dann legt der 54-Jährige aber doch in altbekannter Manier los. Natürlich könne, ja müsse man sogar weiter Witze machen: "Das ist es ja, was uns von diesen radikalen Arschlöchern unterscheidet. Die sagen, Spaß gibt's im nächsten Leben. Wir sagen, nee, jetzt ein bisschen ist auch nicht schlecht." Nuhr nimmt Bezug auf die jüngsten Proteste gegen die Veröffentlichung von Islam-Karikaturen und sagt: "Am Wochenende war ja wieder einiges los. Im Niger wurden die Kirchen abgebrannt, weil sie so sauer sind wegen der Karikaturen. Ja natürlich, die Christen im Niger sind ja auch direkt verantwortlich für die Karikaturen in Paris. Da muss man die natürlich niederbrennen."

Die Islamisten würden glauben, Gott sei grenzenlos und unergründlich: "Ich glaube, ehrlich gesagt, dass das Einzige, was auf dieser Erde grenzenlos und unergründlich ist, die menschliche Dummheit ist." Das Publikum feiert Nuhr, der sich von den Diskussionen um seine Person in den vergangenen Monaten nicht hat verbiegen lassen. Im Oktober war er von einem türkischstämmigen Mann aus Osnabrück wegen "Beschimpfung einer Religionsgemeinschaft" angezeigt worden. Dieser hatte als Beweismittel ein Internetvideo angeführt, auf dem zu sehen ist, wie sich Nuhr über Islamisten lustig macht. Unter anderem sagt er: "Hand ab bei Diebstahl. Das hat ja was für sich. Da klaut einer zweimal, aber beim dritten Mal wird's schwierig."

"Das ist der Grund, warum Islamisten beteiligt sind"

20 Muslime protestierten bei Nuhrs Auftritt im Oktober in Osnabrück gegen den Komiker, auf einem Plakat war zu lesen: "Stoppt den Hassprediger!" Die Staatsanwaltschaft Osnabrück stellte die Ermittlungen gegen Nuhr kurz darauf allerdings ein, da keine fremdenfeindliche Gesinnung erkennbar sei und es sich bei seinen Aussagen ganz offensichtlich um Satire handle.

In der "Welt am Sonntag" beklagte sich Nuhr danach über Kabarettkollegen, die den Islam bei ihren Auftritten ausklammern. "Ich habe kein Verständnis dafür, dass die bei uns lange erkämpfte Meinungsfreiheit nicht mehr ernst genommen wird, wenn sich Islamisten dagegenstemmen", sagte er: "Da stehen offenbar Wertekonflikte im Raum. Man will ausländerfreundlich sein, man will aber auch Meinungsfreiheit. Und man will frauenfreundlich sein, aber auch islamfreundlich. Da gibt es dann eben Konflikte zwischen den einzelnen Werten. Und die Kollegen gehen dann gern den Weg, der nicht wehtut. Die ziehen dann halt den Schwanz ein."

In Wuppertal macht sich Nuhr über die katholische Kirche genauso lustig wie über Islamisten, die bei Witzen über den Propheten Mohammed an die Decke gehen: "Da stehen sie alle im Nahen Osten auf und brüllen: ,Tod dem Westen!', verbrennen die Fahnen und enthaupten irgendwen." Selbst Gott, so Nuhr, würde im Himmel sitzen und sich denken: "Mensch, da habe ich aber eine Scheiße gebaut." Mit der Abschiebung in die Hölle komme er gar nicht mehr hinterher.

Als Grund für die Selbstmordanschläge der Terroristen macht Nuhr übrigens das Alkoholverbot im Islam aus. "Das ist der Grund, warum bei fast allen großen Konflikten auf der Welt Islamisten beteiligt sind", sagt der Kabarettist: "Wer trinkt, sagt doch schon mal: ,Ach, komm, spreng du dich in die Luft, ich hab' noch was im Glas.'"

Dieter Nuhrs Appell ans Publikum

Auch die Pegida-Demonstranten nimmt sich Nuhr am Sonntagabend vor. "Die anderen machen es sich auch einfach. Die gehen auf die Straße und reden von Islamisierung des Abendlandes. Da frage ich mich: Wo leben die denn? … Die wollen das Abendland retten. Ausgerechnet diese Gestalten", sagt Nuhr und schiebt hinterher: "Die wissen doch gar nicht, ob man das groß- oder kleinschreibt."

Nuhr reißt Witze, aber es gibt auch mehrere ernste Momente. So zum Beispiel, als er sich mit einem Appell ans Publikum wendet, für den er viel Beifall erntet: "Machen Sie die Muslime, die bei uns leben, nicht für das verantwortlich, was andere tun", sagte Nuhr: "Wenn man das tut, das ist Rassismus."