Sonntag, 17. Januar 2016

Satire Wahre Geschichte: Wie Thailands Junta die wahre Größe der Nation heben will

Große Pläne: Thailands Militärherrscher Prayut Chan-ocha

Leider kein Scherz: Erneut müssen wir an dieser Stelle Platz für die Kollegen Realsatiriker machen.

Thailands Militärputschist, pardon - Premierminister und Vorsitzende des Rats für Frieden und Ordnung - will sich um das "Glück des Volkes" verdient machen. Fruchtlose und frustrierende Diskussionen über Demokratie hat Prayut Chan-ocha deshalb verboten, alles Wichtige regeln zwölf von ihm aufgestellte Leitsätze, die jeder Thai rezitieren können muss. Um das Glück des Volkes weiter zu steigern, hat er gelobt, seine freitäglichen Ansprachen auf 20 bis 30 Minuten zu beschränken.

Auch in dieser kurzen Zeit lassen sich große Pläne zum Ruhm der Nation entwerfen - gerade, wenn profane Dinge wie Jobs, Einkommen oder Wirtschaftswachstum sich mangels chinesischer Zugkraft gerade nicht erreichen lassen.

Chan-ochas neueste Maßgabe: Die Thailänder sollen größer werden. Die Durchschnittsgröße von Männern soll innerhalb von zehn Jahren von 1,67 auf 1,75 Metern steigen, die von Frauen von 1,57 auf 1,65 Meter. Das geht aus neuen Richtlinien des Gesundheitsministeriums hervor.

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Man kann sich vorstellen, wie die deutschen Residenten am Strand von Pattaya die Aussicht beurteilen, es mit größeren Landsleuten zu tun zu bekommen. Möchte man aber nicht.

Man kann sich auch vorstellen, wie sich die Junta das vorstellt: Mehr Hormone ins Schulessen zu kippen, wird nicht genügen, um auf absehbare Zeit an die Niederländer (1,83 Meter) heranzureichen. Einfache Lösung: den tendenziell kleiner gewachsenen roten Pöbel vom Land noch einen Kopf kürzer machen, bleiben nur treue Royalisten mit relativ gesunder Statur übrig und die durchschnittliche Körpergröße steigt.

Kleiner Intelligenztest am Rande

Ach, wären die Menschen nur klüger!

Aber auch daran hat die Junta gedacht. Der durchschnittliche Intelligenzquotient soll ebenfalls angehoben werden, auf mindestens 100. Er liegt nach Angaben des Ministeriums für öffentliche Gesundheit im 90er Bereich.

Kleiner Tipp: Vielleicht einfach noch einmal nachschlagen, was so ein Intelligenzquotient überhaupt ist. Der Wortteil "Quotient" verrät, dass es um ein relatives und kein absolutes Maß geht. Der durchschnittliche IQ beträgt immer und überall genau 100, weil das eben als die mittlere Intelligenz der untersuchten Gruppe definiert ist.

Das dient übrigens als nützlicher Schnell-Intelligenztest: Wer sich beispielsweise eines IQ über 200 brüstet, kann zumindest nicht intelligent genug sein, um das Konzept IQ zu begreifen. Aber von solchen Sphären ist die Junta weit entfernt. Zum Glück des Volkes?


Newsletter von Arvid Kaiser

mit Material von dpa-afx

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