Western-Satire von Adam Sandler: Trouble im Tipi
Eine Satire auf Western-Klischees soll der neue Film von Adam Sandler sein. Nachdem ein Dutzend Ureinwohner aus Protest das Set von "The Ridiculous Six" verlassen haben, steht nun der Film selber wegen Rassismus in der Kritik.
"Wie wäre es, wenn wir uns später zurückziehen und ich meinen Pipi in dein Tipi stecke?" Noch laufen die die Dreharbeiten für die Western-Komödie "The Ridiculous Six" (in etwa: "Die lächerlichen sechs"). Doch seitdem am Mittwoch ein Dutzend Schauspieler indianischer Abstammung das Set verlassen haben, steckt der Film mit Adam Sandler, den dieser auch mitgeschrieben und produziert hat, in den Schlagzeilen - und es werden immer mehr unappetitliche Details bekannt.
Online kursieren derweil immer mehr mutmaßliche Auszüge aus dem Drehbuch und heizen die Debatte an, die unter dem Hashtag #NotYourHollywoodIndian auch auf Twitter geführt wird: Kriegt Hollywood keine respektvolle und realistische Darstellung von amerikanischen Ureinwohnern hin?
"Rassen-Tourismus" warf unter anderem das Online-Magazin "The Daily Beast" Sandler vor. Der Online-Videodienst Netflix, der hinter der Produktion von "The Ridiculous Six" steht, verwehrte sich gegen die Kritik: Der Film sei eine Satire, er sei "lächerlich" gemeint, wie schon der Titel andeute, hieß es in einer Stellungnahme. Die Komödie unter der Regie von Frank Coraci ("Urlaubsreif", "Der Zoowärter") wird derzeit im US-Staat New Mexico gedreht. Neben Sandler spielen unter anderem Nick Nolte, Luke Wilson und Steve Buscemi mit, der Rapper Vanilla Ice ist für die Rolle von Mark Twain vorgesehen.
Friedenspfeife beim Pinkeln
"The Ridiculous Six" ist nicht die erste Hollywoodproduktion, die wegen stereotyper Darstellung von Native Americans in die Kritik gekommen ist. 2013 hatten Vertreter der Ureinwohner gegen den Action-Western "The Lone Ranger" protestiert. Johnny Depp spielte darin den Komantschen Tonto, der eine ausgestopfte Krähe als Kopfschmuck trägt. Nach großem PR-Einsatz seitens der Produktionsfirma legte sich die Kontroverse, finanziell wurde der Film trotzdem zum Debakel, eine ursprünglich geplante Fortsetzung wird es aller Voraussicht nach nicht geben.
Noch größer war der Protest, den die Popgruppe No Doubt 2012 mit ihrem Video zu dem Song "Looking Hot" erregte. Nur einen Tag nach Veröffentlichung zog die Band den Clip, in dem Sängerin Gwen Stefani vor Tipis tanzt und dabei indianisch inspirierten Kopfschmuck trägt, zurück und entschuldigte sich. Es sei nie ihre Absicht gewesen, Ureinwohner zu beleidigen oder ihre Kultur und Geschichte zu trivialisieren. "Obwohl wir Freunde aus der Ureinwohner-Gemeinde und Experten zu Native-American-Studien von der University of California konsultiert haben, sind wir uns nun bewusst, dass wir Menschen gekränkt haben."
In einer Szene soll eine nur als "sexy woman" beschriebene, von einer Ureinwohnerin gespielte Frau nackt aus einem Tipi vor zwei Männer namens "Frank" und "Tommy" treten. Sie habe von Tommy geträumt, sagt die Frau, woraufhin Tommy antwortet: "Wie nett, Sitzt-auf-Gesicht." Die Frau geht hinter das Tipi, hockt sich zum Urinieren hin und steckt sich währenddessen eine Friedenspfeife an.
Ob diese Szenen auch im fertigen Film enthalten sein werden, ist unklar. "The Ridiculous Six" ist einer von vier Filmen, die Sandler für Netflix drehen wird. Details über die anderen Projekte sind noch nicht bekannt, auch einen Starttermin für "The Ridiculous Six", der nur über die Streamingplattform zu beziehen sein wird, gibt es bislang nicht.
hpi/dpa
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