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Social Media Weekly: „We knew it before" - Die Top-Retweets der Woche

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FUBALL
Twitter / McAtze
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„Miro #Klose sagt DANKE für die vielen Grüße und Glückwünsche auf der #fanhansa #twitterwall @Lufthansa_DE" twitterte das DFB-Team anlässlich des Rückflugs der Vier-Sterne-Mannschaft von der Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien nach Berlin. Mehr als 1.100 Mal ist die Kurznachricht mit einer (feier)müde in die Kamera schauenden frischgebackenen Fußball-Legende weiterversendet worden - und damit so häufig wie kein anderer Tweet von einem der 100 meistgenannten deutschsprachigen Twitterer der vergangenen sieben Tage, die wir in die User-Kategorien Satire, Einzelpersonen, Politik und Medien aufgeteilt haben. Fußball geht halt immer - auch auf Twitter. Aber es zeigte sich in den vergangenen Tagen auch, dass auf Twitter das gesamte Themenspektrum aus Sport, Politik, Wirtschaft und Gesellschaft verbreitet, diskutiert und kommentiert wird. Gerne dabei genutzt und Lieferant hoher Retweet-Zahlen: der neckische Humor, aber auch die beißende Satire, wie unsere Untersuchung aller deutschsprachigen Äußerungen und Meinungen auf Twitter mit unserem Social Intelligence-Tool Attensity Analyze zeigt.

NSA - Tweet-Quell der Superlative

Die Bilanz der vergangenen Twitter-Woche zeigt indes auch: Nicht nur Fußball zieht in der Twitter-Welt immer, sondern auch das Treiben der NSA ist immer für einen flotten Spruch gut. Das hat sich anscheinend auch @NewWave79 gedacht und die Diskussion über den Schutz vor Spionage mit dem Spruch „Und hier ist er nun. Der neueste Computer aus dem Hause IBM. Empfohlen durch NSA, BND und GCHQ" und dem Foto einer alten Schreibmaschine auf den Punkt gebracht. Das Erinnerungsvermögen der Twitterer reichte indes auch noch weiter zurück, zumindest bei der Nichtregierungsorganisation @campact. Sie mokiert: „#NSA #Schreibmaschine: ‚Super! Was kommt als nächstes - Geheimschrift mit Zitronensaft??'". Wobei in der Twitter-Community auch Kommentare zu finden sind wie der des Satiriker @BonitoTV: „Hochrangige NSA-Mitarbeiter fahren übrigens Audi. Wegen Horch... Ach! Den verstehen Sie sicher nicht."

Retweet-Lieferant Talk-Sessel-News

Und da, wo es um Satire geht, ist auch „Der Postillon" nicht weit. Er ist von den Satirikern, die sich auf Twitter bewegen, in dieser Woche unzweifelhaft am häufigsten genannt worden. Seine Beliebtheit verdankt er entscheidend einem Tweet: Anlässlich des 60. Geburtstags der Bundeskanzlerin twitterten die Satiriker locker: „Barack Obama schenkt Angela Merkel zum 60. Geburtstag ein neues Handy ...". Diese Kurznachricht der besonderen Art haben bislang immerhin fast 500 Twitterer weiterversendet. @der_postillon hat also mitten ins Schwarze getroffen. Die Empörung über das Abhören des Kanzler-Handys hallt noch immer nach, obwohl seit dem Bekanntwerden schon rund neun Monate vergangen sind. Vielleicht, weil die Bundesregierung bislang wirklich durchgreifende Konsequenzen noch in ihrem Köcher bereithält. Es kann ja noch schlimmer kommen. So ein Handlungs-Vakuum sichert selbstverständlich handfesten Satirikern wie dem Postillon immer einen der vorderen Plätze im Ranking der am häufigsten retweeteten Kurznachrichten der Woche. Dieses Mal kam er übrigens immerhin auf Rang drei.

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US Botschaft nimmt's gelassen

Mehr Aufmerksamkeit hat allerdings eine ganz andere „Nachricht": „Wir gratulieren dem deutschen Team! P.S.: We knew it before!". Die US-Botschaft in Berlin hatte das Gratulations-Plakat am Gebäude aufgehängt - allerdings ohne den kleinen Scherz mit Blick auf die NSA. Eine/r „@McAtze" sammelte mit dem Versenden dieses Fake über 700 Retweets ein und sicherte sich damit Platz zwei. Nur am Rande bemerkt: Die Twitter-Community diskutierte wirklich ernsthaft über die Frage, ob das Postskriptum gefakt ist oder nicht. So viel Humor trauen sie also den Amerikanern anscheinend doch zu. Ausgangspunkt war ein auf der Facebook-Seite der US-Botschaft gepostetes Foto mit einem P.S.-freien Plakat. Extra 3, die Satiresendung des NDR, erreichte ebenfalls mit einem 140-Zeichen-Satz zum deutsch-amerikanischen Beziehungsdrama hohe Aufmerksamkeit. Über 200 Mal ist „Nach #gauchogate: Aufregung um #Merkel-Anruf bei #Obama (@FriedemannWeise für extra 3)" weitergesendet worden. Bei diesem gefakten Foto schmettert Angela Merkel „Soooo geh'n die Amis...'".

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Von Horch und Horchen

Aber nicht nur Satire bringt Punkte. Regierungssprecher Steffen Seibert animierte mit seinem im typisch nachrichtlich-trockenen Stil verfassten Tweet „Mitternächtliche Glückwünsche in Brüssel: Der Europäische Rat gratuliert Kanzlerin #Merkel zum 60. Geburtstag" zu immerhin 176 Retweets. Die Teilnehmer des Europäischen Rates hatten der Bundeskanzlerin ein Deutschland-Trikot mit ihren Unterschriften geschenkt - was denn auch medienwirksam ausgeschlachtet wurde. Angela Merkel war auf einem EU-Sondergipfel der 27 Staats- und Regierungschefs in Brüssel. Die größte Aufmerksamkeit erreichte indes Anke Domscheit-Berg von der Piratenpartei in der Gruppe der 100 Heavy-User. Die höchste Resonanz (55 Retweets) erreichte sie mit ihrer Kurznachricht: „dass @peteraltmaier lacht, als Kornblum es toll findet, dass #Snowden sofort von Dtl. nach USA abgeschoben würde, tut weh. #illner". Wieder einmal hat eine Talk-Runde, dieses Mal die von Maybrit Illner im ZDF, die Kommunikationsanstrengungen der Politik tatkräftig unterstützt. Anlass war dieses Mal die Show mit dem Thema: „Der Spion in unserem Land - können wir den USA noch trauen?", an der auch Peter Altmaier (Chef des Bundeskanzleramtes) und der ehemalige US-Botschafter in Deutschland John Kornblum mit dabei waren.

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Erdoğan ist wieder da...

Wo Politiker sind, da sind auch die Medien nicht weit - wobei ihre Kurznachrichten ungleich höhere Retweet-Zahlen erreichten als die der Politiker im Original - zumindest in dieser Woche. Die höchste Aufmerksamkeit erreichte die Tageszeitung DIE WELT mit einer Vielzahl von Tweets. Vor allem einer sammelte große Aufmerksamkeit: die dargestellten Hitler-Vergleiche des Ministerpräsidenten der Türkei Recep Tayyip Erdoğan anlässlich des Kriegs zwischen Israel und der Hamas: „Auch in Deutschland begann es mit Worten - #Erdogan nennt #Israel ‚barbarischer als #Hitler', wobei ein Welt-Artikel angehängt ist. Das gleiche Thema verschafft auch Spiegel Online viele Retweets. Sie hatten die Ausführungen von Erdoğan ein wenig anders dargestellt: „Der türkische Premier #Erdogan nennt die #Gaza-Offensive eine ‚Barbarei, die Hitler überflügelt' ...". Der umstrittene Staatsmann schafft es trotz Twitter-Verbot im eigenen Land auch ohne Satire ganz nach oben im Twitter-Ranking.

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