Die Welt kompakt
11.09.14

Der Schutt und die Asche der Vergangenheit

Rache an Hollywood: "Maps to the Stars"

Von Dirk Peitz

Die Zeit ist Havana Segrands Problem. Die Karriere der Hollywoodschauspielerin, sie mag um die 50 sein, läuft nicht mehr. Havana läuft die Zeit davon und gleichzeitig hat sie viel zu viel davon. Also kann sie sich ganz auf sich selbst konzentrieren, auf ihren Körper und ihren Geist.

Sie macht Yoga, und lässt sich therapieren, von einem Fernsehguru, denn der größte Feind von allen wohnt ja stets in unseren Seelen: Havana wird vom Geist ihrer toten Mutter verfolgt, die auch schon Hollywoodschauspielerin war. Doch die ist jung gestorben und wird für immer jung bleiben. Umso besser kann Havana ihr Schuld zuschieben, denn jemand muss ja schuld sein an ihrer Misere.

Havana Segrand ist die Protagonistin von "Maps To The Stars", des neuen Films von David Cronenberg, und an ihr entscheidet sich auch, ob das nun eine Satire auf Hollywood ist oder eine Abrechnung. Ist Havana Segrand eine lächerliche oder eine tragische Gestalt? So wie die fabelhafte Julianne Moore sie spielt, mit dem Mut zur Verzweiflung, möchte man zumindest Empathie empfinden für sie. Doch das gesteht das Drehbuch dieser Havana nicht zu. Mitleidslos wird am Ende nicht nur mit der Klischeefigur Havana verfahren, mitleidslos geht der Film auch mit seinem restlichen Personal um, dessen Sehnsucht und Verderben immerzu der Ruhm ist. Und die Familie.

Sie werden alle von eigenen Geistern verfolgt: der Kinderstar Benji und seine verleugnete Schwester Agatha, die Havanas persönliche Assistentin wird; ebenso wie Benjis und Agathas Eltern. Auch das Schicksal dieser Familie wird von der Erinnerung bestimmt und von einem Brand, Feuer ist als Metapher in "Maps To The Stars" arg omnipräsent, auch wenn man nie eines lodern sieht. Es brennt halt in den Köpfen. Manch großer Filmregisseur hat sich irgendwann mal Hollywood als Topos zugewendet, und bei Billy Wilder ("Boulevard der Dämmerung") und Robert Altman ("The Player") etwa sind dabei große Filme entstanden. Dem Kanadier David Cronenberg ist so einer nicht gelungen.

++--- Unentschlossenes Hollywood-Drama