Die Welt kompakt

"Maxeiner & Miersch"

14.11.14

Bei E.on wird gekuschelt

Von Dirk Maxeiner, Michael Miersch

Einst waren sie groß und mächtig: Energiekonzerne wie RWE, E.on und Vattenfall verdienten Milliarden, ihre Aktien galten als sichere Bank. Dann kam die Energiewende. Atomkraftwerke sind auf einen Schlag tabu. Und konventionelle Kraftwerke sollen künftig nur noch als Lückenbüßer Strom liefern, wenn Wind oder Sonne nicht können. Das einst zumindest rudimentär marktwirtschaftliche Geschäftsmodell der Stromgiganten ist damit nicht mehr vorhanden. An seine Stelle trat eine Mischung aus Lotterie und Planwirtschaft.

Ergebnis: Große Konzerne wie E.on schreiben bereits Milliardenverluste und haben mit der Entlassung tausender Mitarbeiter begonnen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis für E.on & Co staatliche Rettungsschirme aufgespannt werden. Das Verfahren ist nicht neu, aber immer wieder interessant: Verstaatlichung als Rettung vor staatlicher Planwirtschaft. Die Bundesbürger werden derweil mit Durchhalteparolen beglückt. Regierung, Politik und Behörden überbieten sich ja schon seit längerem mit Energiespar- Lyrik. Umweltministerin Barbara Hendricks bemühte unlängst wieder den Klassiker: Heizung runter, Pullover anziehen! Da wollte der Geschäftsführer von E.on Deutschland, Rolf Fouchier, offenbar nicht zurückstehen. Und so ließ er eine Pressemitteilung mit folgender Überschrift verbreiten: "Deutschland ist eine Kuschel-Nation. Hierzulande kuscheln rund 70 Prozent mindestens einmal pro Woche. Doch dass menschliche Wärme auch Geld spart, wissen die wenigsten." Stimmt, wir wussten es auch nicht. Und deshalb erklärt es uns E.on: "Einfach die Heizung ein wenig herunterdrehen – das spart Energiekosten und motiviert den Partner, näher heranzurücken." Herr Fouchier verspricht: "Wer unsere Energiespartipps beherzt, spart im Jahr bis zu 200 Euro." Wir hielten das, ehrlich gesagt, erst für eine Satire. Motto: E.on kann auch subversiv, wenn es sein muss. Doch da haben wir die Befindlichkeit in der Chefetage wohl falsch eingeschätzt. E.on gab beim Meinungsforschungsinstitut TNS Emnid allen Ernstes eine Repräsentativbefragung namens "E.on Kuschel-Studie 2014" in Auftrag.

Die kommt zu bahnbrechenden Erkenntnissen: "Gekuschelt wird nicht nur mit dem Partner, den Kindern oder einem Freund, sondern auch mit dem Haustier und in wenigen Fällen sogar mit dem Stofftier". Und wenn man E.on heißt, dann kuschelt man mit Frau Hendricks im Schoße des Staates.

Die Autoren haben zahlreiche Sachbücher zu Politik und Wissenschaft verfasst und betreiben das Blog "Achse des Guten".