Politik

Satirefilm

25.12.14

Sony stellt "Interview" online – Nordkorea schäumt

Die Satire "The Interview" über Nordkoreas Diktator kann jetzt auf mehreren Online-Diensten gesehen werden. Das Regime ist entsetzt über die "unverzeihliche Verhöhnung" der Würde Kim Jong-uns.

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Die Nordkorea-Politsatire "The Interview" ist gegen Gebühr nun auch im Internet zu sehen. Die Produktionsfirma Sony Pictures machte den Film am Mittwochabend (Ortszeit) in den USA auf der Onlineplattform YouTube Movies, bei Google Play und bei Xbox Video von Microsoft zugänglich. Zudem konnte der Film auf der eigens eingerichteten Website www.seetheinterview.com für 5,99 Dollar (rund 4,90 Euro) geliehen oder für 14,99 Dollar gekauft werden. Die Seite ist in Panama registriert, ein Betreiber ist nicht ersichtlich.

Zuvor hatte Konzernchef Michael Lynton mitgeteilt, Sony habe "immer die Absicht gehabt, den Film auf einer nationalen Plattform zu verbreiten". Dazu habe Sony bereits Mitte Dezember "Google, Microsoft und andere Partner kontaktiert". Zu diesem Zeitpunkt sei schon klar gewesen, dass die ursprünglichen Pläne mit dem Film nicht hätten realisiert werden können. Sony freue sich nun, den Film doch noch landesweit zeigen zu können.

Google erklärte dazu in einem Blog, beide Unternehmen seien übereingekommen, dass einer Handvoll Menschen nicht erlaubt werden dürfe, "die Grenzen der freien Meinungsäußerung in einem anderen Land zu bestimmen". US-Präsident Barack Obama, der sich derzeit auf Hawaii im Weihnachtsurlaub aufhält, sagte, er sei "erfreut, dass der Film herauskommt". Er ließ indes offen, ob er sich die Satire anschauen werde.

In "The Interview" geht es um zwei Journalisten und ein fiktives Mordkomplott gegen den nordkoreanischen Machthaber Kim Jong-un. Der Film ist Gegenstand einer Debatte, die sich zuletzt immer mehr zur Staatsaffäre entwickelte.

Erst zauderte Sony

Sony war im November Opfer einer Hackerattacke geworden, wenig später gab es dann wegen "The Interview" mysteriöse Anschlagsdrohungen gegen US-Kinos. Da daraufhin mehrere Ketten erklärten, den Film aus dem Programm zu nehmen, sagte Sony in der vergangenen Woche den für den ersten Weihnachtstag geplanten Start des Films ab.

Nach Erkenntnissen des US-Inlandsgeheimdiensts FBI steckt die Staatsführung Nordkoreas selbst hinter dem Angriff auf Sony Pictures. Pjöngjang bestreitet dies, hieß den Angriff auf den Konzern aber gut. Der Film habe die "Würde" der nordkoreanischen Führung verletzt, hieß es zur Begründung.

Sonys Rückzieher wurde in der Filmindustrie allgemein als Kapitulation angesehen. Ein Zusammenschluss von rund 250 unabhängigen Kinos forderte das Unternehmen in einer Online-Petition auf, ihnen die Ausstrahlung des Films zu erlauben. Auch zahlreiche Politiker äußerten sich kritisch zur Entscheidung Sonys.

Am Dienstag schließlich kündigte Sony Pictures überraschend an, dass der Film am ersten Weihnachtstag nun doch in rund 200 Kinos gezeigt werde. Mit Erfolg: Viele Vorstellungen waren am Donnerstag ausverkauft

Weitere Kinos sollen folgen. Ursprünglich war die Ausstrahlung auf 2500 Leinwänden geplant. In Deutschland sollte der Film nach ursprünglicher Planung Anfang Februar in die Kinos kommen. Der Film ist voll von obszönen Anspielungen und Kraftausdrücken. Kim wird darin als übergewichtiger, an Zigarren kauender Diktator dargestellt.

Nordkorea verurteilt Veröffentlichung

Nordkorea verurteilte die Veröffentlichung. Sein Land lehne es ab, dass der Film nach anfänglicher Absage durch Sony nun doch gezeigt werde, sagte der nordkoreanische UN-Diplomat Kim Song in New York.

Der Film sei eine "unverzeihliche Verhöhnung unserer Staatshoheit und der Würde unseres obersten Führers". Ein physische Reaktion werde es darauf wahrscheinlich aber nicht geben, sagte Kim Song.

Russland stellte sich auf die Seite Nordkoreas: Der Film sei so skandalös, dass Pjöngjangs Ärger "ziemlich verständlich" sei, sagte der Sprecher des russischen Außenministeriums, Alexander Lukaschwewitsch, am Donnerstag.

Washington habe außerdem keine Beweise geliefert, dass Nordkorea tatsächlich hinter der Cyberattacke auf Sony stecke, sagte Lukaschewitsch. Vergeltungsdrohungen der USA bezeichnete er als "kontraproduktiv und gefährlich".

Schauspieler Seth Rogen, der in dem Film neben James Franco eine der Hauptrollen spielt und gemeinsam mit Evan Goldberg Regie führte, zeigte sich hocherfreut über die Entscheidung von Sony. "Ich muss sagen, eine Komödie schaut man sich am besten in einem Kino voller Leute an. Wenn ihr also könnt, würde ich ihn so gucken. Oder ruft ein paar Freunde zu euch rüber", teilte der kanadische Schauspieler auf Twitter mit. Zuvor hatte er geschrieben: "Das Volk hat gesprochen! Die Freiheit hat gesiegt! Sony hat nicht aufgegeben!"

Lesen Sie hier die Filmkritik zu "The Interview"

dpa/Reuters/mak
In diesen Filmen steht Nordkorea schlecht da

In der Komödie "The Interview" machen sich zwei Fernsehreporter auf den Weg nach Nordkorea. Dort erhalten sie einen Auftrag von der CIA, Staatschef Kim Jong-un bei einem Interview umzubringen.

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Foto: AP

In "James Bond 007 – Stirb an einem anderen Tag" wird der Agent nach Nordkorea geschickt, um dem illegalen Waffenhandel des Landes nachzugehen. Bond wird festgenommen und 14 Monate gefoltert. Am Ende kommt er über einen Gefangenenaustausch frei.

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Foto: picture-alliance

In der South-Park-Folge "Krazy Kripples" wird Kim Jong-iI neben Osama Bin Laden und Saddam Hussein als Mitglied der "Legion of Doom" von Christopher Reeve gezeigt.

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Foto: picture-alliance

"Olympus Has Fallen – Die Welt in Gefahr" handelt von nordkoreanischer Terroristen, die dabei das Weiße Haus in ihre Gewalt bringen können.

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Foto: picture alliance / dpa