Satire-Show "Ohne Garantie" Die kleinen Anarchisten im ZDF
Solange die ZDF-"heute-show" Sommerpause macht, hält Lars Reichow ihr mit "Ohne Garantie" und Spaßmacher-Kollegen wie Bernhard Hoëcker "den Sendeplatz warm". Unwahrscheinlich, dass mehr daraus wird. Was ein wenig schade ist.
Allerdings zeigt Reichow in seiner satirisch gemeinten "Verbrauchershow" wenigstens ansatzweise, woran es Welke prinzipiell mangelt - Haltung. In 30 Minuten beömmeln sich der Moderator und sein Team aus fernsehbekannten Spaßvögeln wie Judith Richter, Bernhard Hoëcker und Wolfgang Trepper über die systematischen und systemkonformen Zumutungen, mit denen der Spätkonsumismus so aufwartet.
- Sony Pictures Television
Noch konsequenter vorgestellt und vorgeführt wurde das irre erfolgreiche Nespresso-Prinzip, Kaffee in Verpackungen aus Sondermüll zu aberwitzig überhöhten Preisen zu verkaufen. In einem Einkaufscenter stellt Hoëcker der interessierten Laufkundschaft die "Kartoffellounge" vor. Mit Erdäpfeln "aus dem Hochland der Anden", schön in Aluminium verpackt und für zwei Euro das Stück: "Ja, das müssen sie dann schon in eine Sammelstelle geben. Sie können es natürlich auch in den Hausmüll werfen, uns ist das auch egal", und das trifft es ganz gut. Es wird sogar witzig, wenn eine Passantin antwortet: "Was für mich Kartoffel bedeutet? Leben. Glück. Frieden." Da wird für ein paar Augenblicke tatsächlich der Zusammenhang zwischen "Emotionalisierung" und Zynismus deutlich.
Wieder weniger witzig, dafür aber durchaus subversiv war der Streich, den "Ohne Garantie" seinem eigenen Studiopublikum spielte. Noch im Foyer wurde den Leuten ein "VIP-Ticket" angedreht, für das sie nur ihre Unterschrift unter Kleingedrucktes setzen sollten. Die Quittung gab's in der Sendung, wo die betreffenden Zuschauer dann ihre Uhr oder ihr Mobiltelefon abgeben müssen - sie hatten sich damit ja einverstanden erklärt. Und als einem womöglich eingeweihten Gast draußen auf dem Parkplatz das Auto angezündet wurde, spielte das Ganze fast schon ins Anarchische.
Ob dergleichen in Mainz gewertschätzt wird und das Format über sein Dasein als Pausenfüller hinaus eine Zukunft hat? Unwahrscheinlich. Sechs Folgen sind bereits produziert und werden bei ZDFneo zu sehen sein. Ins Hauptprogramm schafften es nur drei. Eine Produktion ohne Garantie, sozusagen.
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Welke, Wischmeier und Kalkhofe haben die subversive, inhaltliche Satire überhaupt wieder sendetauglich und erfolgreich gemacht und Welke selbst ist einer der erfolgreichste Autoren in dem Gebiet. Also Ehre, wem Ehre gebührt.
Trotz guter Besetzung konnte die Sendung keinen Funken entfachen. Sie war chancenlos gegen die zeitgleich stattfindendende Verleihung des bayerischen Kabarettpreises 2014 im bayerischen Fernsehen.
oh, Welke ist kein Dieter Hildebrand. Na und? Ist es so schwer zuzugeben, dass auch Unterhaltung mit weniger Tiefgang Spaß machen kann? Oder soll Kabarett nur betroffen machen? Macht Euch doch mal locker. Hildebrand, Otto, Loriot, Atze, Nuhr, Appelt,... Ist alles je nach Situation prima. Hört mal Welk und Kalk "Verchromte Eier" oder "Onkel Hotte". Oder Stenkelfeld. Aber vor allem, macht Euch locker. Typisch deutsch, selbst aus Humor in verschiedener Ausprägung noch ein verbiestertes Wettpinkeln zu veranstalten.
... ist doch nur noch zum Weinen und höchstens etwas für den provinziellen Stammtisch. Mit Kabarett hat diese Dünnbrettbohrerei ganz und gar nichts zu tun. Dass der Mann damit auch noch Preise gewinnt, zeigt nur, auf welch unterirdischen Niveau sich Deutschlands Humoristen und Kabarettisten befinden.