"Wumms! Die Sportshow" im NDR: Achtung, jetzt wird Fußball lustig!
Ein paar laue Witze über den HSV, dazu Atze Schröder als Sidekick: "Wumms! - Die Sportshow" wollte in einer halben Stunde den Akteuren auf und neben dem Rasen den Ernst austreiben. Da hatten sich die Macher viel vorgenommen - leider zu viel.
Sport und Satire, das ist eine schwierige Partnerschaft. Wer ein wenig den Fußball verfolgt, der weiß, dass es für die Beteiligten kaum eine ernstere Sache gibt und zudem die Realität schon genug Satire bietet: Steffen Simon als Pokalfinale-Kommentator, der HSV ohne Sieg weiter in der Bundesliga oder die Versuche von Matthias Sammer, herzlich zu lachen - was kann da noch überhöht oder mit neuen Pointen versehen werden?
Offenbar flatterten den Machern gehörig die Nerven, zum Auftakt hatten sie jedenfalls kaum Zielwasser getrunken. Ein paar laue Witze und Einspieler über den HSV, die Bayern und Hoeneß, Jogi und seine Jungs, dann Oliver Kalkofe als Bayern-Assistenztrainer "Branko Zrzicz" - da holte man sich schnell einige Sätze von Steffen Simon vom Vorabend ins Gedächtnis zurück, um zumindest ein wenig zu schmunzeln.
Gelbe Karte schon nach zehn Minuten
Auch der Auftritt von Atze Schröder als Sidekick im Studiopublikum misslang, weil die einstudierten Dialoge nicht zündeten. Gelbe Karte und drohende Umschalt-Auswechslung schon nach zehn Minuten. Doch eine Sendung, die in der Stadt des HSV aufgezeichnet wird, die weiß, wie man sich über Wasser hält und in ein Spiel hineinkämpft.
Rolf "Ronni" Brenner hieß der erste Hoffnungsschimmer. Eine Art Dr. Udo Brömme unter den Sportreportern, der unbedingt seine Biografie "Auf dem Platz liegt der Ball" in der Doppelpass-Sendung von Sport1 präsentieren wollte. In die Sendung schaffte er es leider nicht, dafür gab es aber einige verdutzte Gesichter von Jörg Wontorra, Thomas Strunz oder Christoph Metzelder. Zum großen Coup fehlte ihm aber ein wenig die Chuzpe, die Brömme, den imaginären CDU-Politiker aus der Harald-Schmidt-Show, immer ausgezeichnet hatte.
Wenn Bierhoff brasilianische Mentalität erklärt
Aber Post vom DFB wird "Wumms!" kaum bekommen, auch wenn Oliver Bierhoff in seinen Einspielern ordentlich auf die Schippe genommen wurde und Beisenherz noch ein paar schöne Anmerkungen hinterherschickte. Wahrscheinlich hätten die Szenen aber auch größtenteils ohne weitere Kommentare gewirkt. Viele aktuelle und ehemalige Fußballer wirken halt gerade dann satirisch, wenn sie über besonders ernste Themen reden - wie Bierhoff, der den Unterschied zwischen der deutschen und brasilianischen Mentalität erklären wollte.
So ging die Sendung mit lauwarmen Späßen wie Freddy, dem Profi-Flitzer, und einem Jessica-Kastrop-an-den-Kopf-Schießen zu Ende. Jeder Schuss ein Treffer? Bestimmt nicht. HSV-Niveau? Ebenso wenig. Aber leider auch nicht gut genug, um dem Fußball und all seinen Akteuren auf und neben dem Platz den Ernst auszutreiben.
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