re:publica-Kunstaktion: Der große Google-Fake
Umarmungen für Fremde und eine persönliche Drohne für jeden: Auf der re:publica haben zwei angebliche Google-Vertreter neue Produkte vorgestellt. Dabei gibt es allerdings einen Haken.
"Drohnen haben es gerade schwer", sagt Gloria Spindle, bevor sie ein neues Google-Produkt vorstellt: die Google-Biene. Die soll das Image der unbemannten Fluggeräte aufpolieren. Eine persönliche Drohne, die dem Nutzer bei Alltagsaufgaben helfen soll. Eines der Exemplare surrt auch schon über den Köpfen der re:publica-Besucher.
Hinter der Aktion stecken die Künstler des Peng! Collectiv, auf der Bühne vertreten durch Jean Peters und Faith Bosworth. Ihre angeblichen Google-Produkte sind nicht allzu abgefahren, die Vorstellung wird aufwendig inszeniert - so könnte Google wohl wirklich neue Produkte präsentieren. Und neben den vielen Unternehmen, die tatsächlich auf der re:publica vertreten sind, fällt der falsche Großkonzern nicht mal sofort auf. Auch die Fake-Website sieht schick aus.
"An Zynismus nicht zu übertreffen"
Der Suchmaschinenkonzern hat es derzeit nicht leicht in Deutschland. Die Nutzer sprechen Google zwar ihr Vertrauen aus, nutzen die Suche, YouTube und andere Angebote. In der öffentlichen Debatte ist der Konzern aber so etwas wie der Buhmann, wenn es ums Thema Datenschutz geht.
Neben Netzaktivisten beteiligten sich am Mittwoch auch Politiker am großen Google-Fake: Googles neueste Pläne seien an Zynismus nicht zu übertreffen, heißt es zum Beispiel in der Pressemitteilung einer Linken-Abgeordneten.
Das Handy ruft nach Umarmung
So weit hergeholt ist dieser Ansatz allerdings gar nicht: Wer mit Fitnesstracker und Handy umherläuft, sammelt schon jetzt jede Menge Daten. Würde man die Daten analysieren, die sonst noch anfallen - Nachrichten, E-Mails, besuchte Webseiten - könnte man dem Innenleben der Nutzer schon sehr nahe kommen. Die Kunstaktion zeigt daher nicht nur, was für eine Macht Unternehmen wie Google haben, sondern auch, was staatliche Überwachung bedeutet; ob nun durch marodierende Geheimdienste oder richterlich angeordnet.
Als die Google-Fälscher den Hug-Dienst anwerfen, liefert ihnen das Programm übrigens sogleich einen Namen: Jan Josef Liefers soll in der Nähe sein und gerade etwas menschliche Wärme gebrauchen können. Natürlich sitzt der Schauspieler dann auch im Publikum und tut etwas verdutzt: Tatsächlich könne er eine Umarmung brauchen. Die kriegt Liefers dann, ganz in echt.
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