#next alternate IFRAME: //www.googletagmanager.com/ns.html?id=GTM-MH96D5 Inhalt Anmelden * Politik * Gesellschaft * Wirtschaft * Kultur + Literatur + Film & TV + Musik + Kunst + Buchtipps: Leseperlen * Wissen * Digital * Studium + Uni-Leben + Hochschule + Uni-Rankings + Studiengänge + Studium-Interessentest * Karriere * Entdecken * Sport * Spiele * Mobilität * Hamburg * mehr + Politik + Gesellschaft + Wirtschaft + Kultur o Literatur o Film & TV o Musik o Kunst o Buchtipps: Leseperlen + Wissen + Digital + Studium o Uni-Leben o Hochschule o Uni-Rankings o Studiengänge o Studium-Interessentest + Karriere + Entdecken + Sport + Spiele + Mobilität + Hamburg * ZEITmagazin * E-Paper * Audio * Apps * Archiv * Abo * Shop * Akademie * Jobs * mehr + Urlaubsziele + Kulturveranstaltungen + Partnersuche + Immobilien + Automarkt * Urlaubsziele * Kulturveranstaltungen * Partnersuche * Immobilien * Automarkt suchen ____________________ (BUTTON) Extremismus : Alles im Namen der Religion Islamistische Extremisten haben viel gemeinsam mit den radikal aufgeklärten Europäern der Moderne: Sie wollen unbedingt den Himmel auf Erden schaffen. Von Bruno Latour 23. März 2015 DIE ZEIT Nr. 7/2015 Inhalt Auf einer Seite lesen 1. Seite 1 — Alles im Namen der Religion 2. Seite 2 — Die Politik ist voller Religion und die Religion voller Politik Angesichts abscheulicher Verbrechen besteht unser erster Impuls darin, in den Tätern archaische, blutrünstige Fanatiker zu sehen, für die es keinen Platz in unserer Mitte gibt: ein Übel, das mit der Wurzel ausgerissen und für alle Zeiten ausgemerzt werden muss. Wir sind also versucht, diesen Fanatikern den Krieg zu erklären, da sie ja selbst beanspruchen, einen Krieg gegen uns zu führen. Doch müssen wir noch einmal neu über sie nachdenken, wenn wir erfahren, dass sie in denselben Schulen unterrichtet wurden wie unsere Kinder und dass sie sich bis zu dem Moment, in dem sie sich zu "radikalisieren" begannen, wie man sagt, völlig an unsere "säkulare Kultur assimiliert" hatten. Je mehr wir über sie lernen, desto deutlicher wird uns, dass die Pariser Attentäter genauso Franzosen waren, wie die Londoner Selbstmordattentäter von 2005 Briten waren. Noch beunruhigender ist der Gedanke, dass die Art und Weise, wie sie sich "radikalisierten", den Wegen verdächtig ähnlich sieht, auf denen sich in vergangenen Zeiten Unmengen anderer bestens integrierter junger Männer und Frauen zu Vorkämpfern einer Überzeugung entwickelten, für die sie zu töten bereit waren. Man muss die Deutschen nicht an ihre terroristischen "bleiernen Jahre" erinnern. Genauso wenig die Italiener. Oder die Russen. Oder die Franzosen. Sobald man diesen Gedankengang verfolgt, wird es schwierig, sich im Kriegszustand mit solchen Verbrechern zu sehen, da sie nun nicht mehr fremd und archaisch sind: Sie stehen uns vielmehr sehr nahe und sind ganz unsere Zeitgenossen. Sollten wir uns im Krieg befinden, dann auch im Krieg mit uns selbst. Worin also besteht der große Unterschied zwischen den Morden in Paris und den anderen radikalen Bewegungen der Vergangenheit? An diesem Punkt kommt die "religiöse Frage" ins Spiel. Und es kann keinen Zweifel daran geben, dass die Mörder der Charlie Hebdo-Journalisten im Namen ihrer Religion töteten. Jeder Versuch, dies hinter einem Wust an "sozialen Erklärungen" zu verschleiern, geht dem zentralen Problem aus dem Weg. Die Politik ist voller Religion und die Religion voller Politik Eine mögliche Antwort auf die Lage lautet: "Wir haben die Religionen nicht gründlich genug ausgemerzt, und da es in unserem multikulturellen öffentlichen Raum keinen Platz für sie gibt, sollten wir eine eiserne Politik des Voltaireschen ›écrasez l’infâme‹ verfolgen." Wenn der Säkularismus angegriffen wird, heißt das, brauchen wir zu seiner Verteidigung eben noch mehr Säkularismus. Was gegen den Katholizismus und den Protestantismus gelang, sollte auch mit dem Islam möglich sein. Dieser Artikel stammt aus der ZEIT No 7 vom 12.02.2015. Dieser Artikel stammt aus der ZEIT No 7 vom 12.02.2015. Hier können Sie die aktuelle Ausgabe lesen. Dass es ein Problem mit dieser Lösung gibt, wird offensichtlich, wenn der Säkularismus selbst wie in Frankreich zu einer Art "Zivilreligion" gemacht wird, die mit rechtlichen Mitteln als einzige unstrittige Verhaltensweise in der Öffentlichkeit durchgesetzt werden soll – eine ziemlich intolerante Form von Toleranz, da sie alle Religionen als gleich absurd erachtet. Hier geht die Idee der Trennung von Kirche und Staat – in der französischen Bedeutung von laicité – unmerklich in eine Religion der Religionslosigkeit über. Sie wirkt wie ein Pluralismus, der nur eine einzige Möglichkeit zulässt, pluralistisch zu sein. Hinter der Aufforderung zur Toleranz vernimmt man ein beunruhigendes Diktat zur Einstimmigkeit: Bitte kommt in unsere Republik, aber nur unter der Bedingung, dass ihr euch verhaltet wie "wir" – wobei dieses "Wir" zu einer ganz bestimmten Identität wird statt zum Modell eines Modus Vivendi inmitten verschiedener Möglichkeiten, Identitäten durch unterschiedliche Bindungen zu entwickeln. Das Problem wird noch größer, wenn wir uns vor Augen halten, dass das Ziel des Verbrechens vom 7. Januar mit dem Zeichnen von Bildern zu tun hat – erlaubten Bildern und verbotenen. Jeder Einwohner Europas, der auch nur ein wenig über die europäische Geschichte weiß, wird sofort erkennen, wie vertraut uns dieser Kampf ist: Was für dich eine achtenswerte Ikone ist, ist für mich ein abscheuliches Götzenbild, das ich zertrümmern werde – wobei ich dich gleich an Ort und Stelle mittöte, um dem Genugtuung widerfahren zu lassen, was ich höher achte als alles andere. Dieser Ikonoklasmus ist deckungsgleich mit unseren religiösen, wissenschaftlichen, politischen, ökonomischen Traditionen. Nun gibt es aber eine erstaunliche Vielfalt an Dingen, die man als Götzenbild, das es zu zerschmettern gilt, oder aber als Ikone ansehen kann – als einen Wert, dem höchster Respekt gebührt. Die Gemeinsamkeit in der Vielfalt besteht in der Benennung eines Opfers, das auf irgendeinem Altar dargebracht werden muss. Reformer, Revolutionäre, Modernisierer aller Formen und Farben haben bezüglich dieses Respekts eine Menge gemeinsam. Während wir die Verbrecher bekämpfen (was Sache der Polizei ist), sollten wir nicht vergessen, auch uns selbst zu bekämpfen, nämlich der Versuchung zu widerstehen, die Götzenbilder der anderen auf dem Altar unserer Ikonen zu zerschmettern. Mit anderen Worten: Wir sollten vom Ikonoklasmus zu etwas übergehen, das ich im Titel einer Ausstellung und des dazugehörigen Kataloges als "Iconoclash" bezeichnet habe, als Aufhebung der ikonoklastischen Geste. Die Schwierigkeit hierbei besteht allerdings darin, dass wir in Europa zu glauben scheinen, die Religionskriege seien schon lange vorbei. Dass islamistische Radikale in unsere Gegenwart hereinbrechen, ist deshalb so erschreckend, weil es uns daran erinnert, dass die Glaubenskriege mit einer Waffenruhe geendet hatten und nicht mit einem Friedensvertrag. Der gefährliche Knoten, der Religion und Politik miteinander verknüpfte, ist unverändert vorhanden und immer noch genauso schwierig zu lösen wie zu der Zeit, als der Staat erfunden wurde – als provisorische Lösung eines unlösbaren Problems. Nur dass dieser Knoten jetzt nicht Katholiken und Protestanten auf europäischem Boden gegeneinanderknüpft, sondern beide gegen einen Islam, zu dem sich Milliarden von Menschen in fremden Ländern bekennen, Menschen, die uns die Wechselfälle der Globalisierung heutzutage nun einmal so nahebringen. Zurück ins 16. Jahrhundert, aber diesmal mit Kalaschnikows! Seitennavigation Nächste Seite Die Politik ist voller Religion und die Religion voller Politik * Seite * 1 * 2 * Artikel auf einer Seite lesen Voriger Artikel "Die drei ???" "Wir befinden uns in einer Zeitblase" Nächster Artikel "This War Of Mine" Traumatisiert vor dem Bildschirm Teilen * Facebook * Twitter * WhatsApp * Mail Artikel drucken PDF Schlagworte * Religion * Islam * Extremismus * Agent * Charlie Hebdo * Selbstmordattentäter Lesen Sie jetzt Terrorismus Die Sehnsucht nach dem Feind 1. Februar 2015 Anzeige Kultur-Newsletter Was die Musik-, Kunst- und Literaturszene bewegt. Jede Woche kostenlos per E-Mail. 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