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Humor: Viele Satiriker sind keine

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19.05.2014

Humor Viele Satiriker sind keine

Von Akü,


fehlenden Ernst und seinen Antrag an die Unesco

SPIEGEL: Sie fordern, dass Satire Weltkulturerbe wird. Ist sie denn
gefährdet?

Kessler: Solange es Menschen gibt, wird es Missstände geben, und so
lange gibt es Satire. Aber in Ländern wie Ägypten, der Türkei oder
sogar Dänemark muss der freidenkende Satiriker um sein Leben fürchten.
Die Aufnahme in die Unesco-Liste des immateriellen Weltkulturerbes wäre
ein wichtiges Signal.

SPIEGEL: Wie ist es bei uns um die Satire bestellt?

Kessler: Viele Satiriker sind keine. Sondern Moderationswichtigtuer,
die andere unter die Gürtellinie schlagen, oder
Rundum-sorglos-Unterhalter, die unsere Verfassungswirklichkeit nicht


Fernsehsendung Gegenteiliges behauptet.

SPIEGEL: Sie meinen den ARD-"Satire Gipfel" mit Dieter Nuhr?

Kessler: Ich erlebe, wie die Kabarettszene vom "Gipfel"-Präsentator
enttäuscht ist und dem Sender Eingaben schickt. Einige seiner Gäste
reißen es immer wieder raus, Andreas Rebers zum Beispiel oder Max
Uthoff. Anderen aber hängt Satiremissbrauch an.

SPIEGEL: Wem denn?


Kessler: Etwa dem Comedian Ingo Appelt. Im Archiv bin ich auf alte
Schoten von ihm gestoßen wie: "Warum ist Schäuble nicht schwul? Weil er
seinen Arsch nicht mehr hochkriegt." Das ist keine Satire, sondern
geschmacklos.

SPIEGEL: Der "Satire Gipfel" ist immerhin die Nachfolgesendung von
Dieter Hildebrandts "Scheibenwischer."

Kessler: Das behauptet die ARD. Aber Nuhr will Star sein, kein
Satiriker. Hildebrandt war immer auch Moralist, lebte Satire als
ernsthafte Auseinandersetzung, wurde das Synonym für politisches
Kabarett. Deshalb wollen wir vom Kabarettarchiv ihn am 28. Mai ehren.



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