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Insolvenz Kinderzirkus Lilalu ist pleite

Jasmin Menrad, vom 11.01.2012 07:00 Uhr
Akrobatisch und gut: Kinder beim Lilalu-Festival bauen eine menschliche Pyramide. Foto: dpa
Akrobatisch und gut: Kinder beim Lilalu-Festival bauen eine menschliche Pyramide. Foto: dpa

Das Kinder-Zirkusfestival hat 600000 Euro Schulden angehäuft. Jetzt hat der Verein Insolvenz angemeldet – tausende Eltern bangen um die Betreuung ihrer Kinder in den Ferien.

MÜNCHEN - Die Kassen des Zirkusfestivals Lilalu sind leer, wie leer zeigte sich am Montag: Der Verein beantragte Insolvenz. „2009 haben wir 77000 Euro Miese gemacht. Wir müssen unsere Workshops planen, bevor wir wissen, wie viel Geld uns zur Verfügung steht“, sagte Geschäftsführer Willi Wermelt bereits im Dezember der AZ.

5800 Kinder haben im vergangenen Jahr an den Workshops teilgenommen. 1,2 Millionen Euro erlöst der Verein so und deckt damit 60 Prozent der Ausgaben. Der Rest wird durch Fördergelder von Stadt und Land sowie Sponsoren finanziert. Oder eben nicht.

Denn der Verein hat laut dem Insolvenzverwalter Maximilian Breitling circa 600000 Euro Schulden – und die Gläubigerliste ist derzeit noch nicht mal vollständig.

In Internet-Foren laufen Anhänger, aber auch Gläubiger, Sturm. Eltern fordern die Stadt auf, finanziell in die Bresche zu springen. Von „griechischen Verhältnissen“ hingegen schreibt eine Erzieherin, die im Sommer für das Festival gearbeitet hat und seitdem auf ihr Gehalt wartet. „Die Erzieher sollten zum Wohle des Vereins auf die Hälfte des Gehaltes verzichten. Gegen Spendenquittung“, schreibt die Frau und bezieht sich auf einen entsprechenden Vorschlag von Lilalu-Vorstand Anna Seliger.

Jutta Koller von den Grünen bringt auf den Punkt, was viele denken. „Wir wollen und brauchen das Angebot von Lilalu. Wie das zu retten ist, weiß keiner.“ Sie schlägt eine neue Rechtsform vor, so dass künftig andere über die Vereins-Finanzen entscheiden.

Die Prognose des Mannes, der seit Montag, 15 Uhr, die Finanzen von Lilalu lenkt, ist „verhalten positiv.“ „Ich hangele mich von Veranstaltung zu Veranstaltung. Bisher kann ich sicher sagen, dass wir den Fasching kostendeckend abwickeln können“, sagt Breitling. Er wolle alles daran setzen, dass die Ferienangebote stattfinden. Ob’s klappt, könne er erst im Februar sagen.

Die städtischen Zuschüsse sind momentan eingefroren, die Stadt darf kein Geld zur Schuldentilgung geben. Breitling ist jetzt auf der Suche nach privaten Spendern. „Ich kann versichern, dass die Spenden nicht verloren gehen, sondern für zukünftige Projekte verwendet werden“, sagt er.

 

Kommentare (3)
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JAN
23
15:29 Uhr, geschrieben von TM
Immer müssen andere LILALU retten...
Was sich durch das Ferienprogramm gezogen hat, wird jetzt wohl auch in finanzieller Hinsicht konsequent forgeführt: Retten sollen LILALU immer die anderen. Während den Workshops wurde sämtliche Verantwortung auf Ferienbetreuer und Leiter abgewälzt, Probleme wurden oft mit dem Ausspruch "Lass Dir selbst was einfallen" professionell von oberster Stelle aus gelöst. Ein wahres Highlight pädagogischer Professionalität gipfelte darin, dass teilnehmenden Kindern vor der Galashow das versprochene Buffet vor der Nase wieder abgebaut wurde, natürlich mit einer äußerst pädagogisch wertvollen Begründung "Essen gibts erst für die Kinder der zweiten und dritten Show!" - die Konsequenzen davon durften von den Betreuern getragen werden. Die Kinder als Leidtragende zu bezeichnen, sollte LILALU nicht mehr fortgeführt werden, ist nichts Anderes als eine weitere PR Masche. Es gibt genügend andere Mitmach-Zirkus-Angebote in München, die im Gegensatz zu LILALU sich sowohl um die Kinder als auch um die Workshopleiter und Betreuer kümmern. Anstatt weiterhin Fr. Seliger und Herrn Wermelt zu retten, während freiberufliche Künstler auf bis zu 5000.-€ warten, sollte die Stadt ihre Gelder dort investieren, wo es statt um bunte Plakate und den schönen Schein um das geht, was einem Sozialrefert doch auf die Fahne geschrieben sein sollte: die Menschen! Sowohl die Kinder als auch die Betreuer und Workshopleiter! Apropos: LILALU sucht bereits für das kommende Jahr wieder neue Ferienbetreuer auf Jobbörsen wie u.a. theaterjobs.de! Seltsamerweise wurde mit keinem Wort erwähnt, dass man für erbrachte Leistung gerne auf 50% seines Honorars zugunsten einer Spende für LILALU verzichten darf!
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JAN
19
21:21 Uhr, geschrieben von ich auch
lilalu - pleite
Meine Tochter wartet auch noch auf das Geld der Sommerbetreuung. Jeden Tag, von Montag-Sonntag gearbeitet, Fahrtkosten, welche nicht unerheblich waren, aus eigener Tasche bezahlt, um den Kinds schöne Ferien zu bereiten. Beim letzten Anruf wurde ihr mitgeteilt, sie solle sich doch einen Anwalt nehmen, und das Geld einklagen. Solch ein Verhalten finde ich unmöglich.
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JAN
11
08:52 Uhr, geschrieben von wolpo
lilalu - pleite
wieso sollen die stadt, sponsoren und der staat in die bresche springen ? warum wird, bevor solche dinge ins leben gerufen werden, nicht erst überprüft, ob die veranstalter überhaupt in der lage sind, solch ein unternehmen auch unter wirtschaftlichen aspekten zu führen ? denn : das, nicht vorhandene, geld beim fenster rausschmeissen und dann nach der öffentlichen hand schreien, geht gar nicht. und noch was : 2009 haben wir 77.000 euro miese gemacht, und jetzt sind es plötzlich 600.000 ?
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