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Workaholics: Karriere statt Ferien

Den arbeitsamen Deutschen stehen viele Urlaubstage zu. Doch sie nehmen sie offenbar gar nicht vollständig in Anspruch.

        

Immer erreichbar: So kann man selbst im Urlaub arbeiten.
Immer erreichbar: So kann man selbst im Urlaub arbeiten.
Foto: imago

Die Deutschen sind in vielen Disziplinen Weltmeister. Und das meiste davon ist hart erarbeitet. Und wer hart arbeitet, der darf auch Urlaub machen. In Deutschland sind die Urlaubsregelungen besonders großzügig. Und deswegen hat das Ausland – durchaus neidisch – den Deutschen noch einen Titel verliehen: den des Urlaubsweltmeisters. Doch die Urlaubszeit wird gar nicht voll ausgeschöpft, wie nun eine Erhebung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ergeben hat. Die Bürger hierzulande arbeiten also mehr, als sie müssten.

Geschenk an Arbeitgeber

Per Gesetz stehen den Arbeitnehmern in Deutschland mindestens 24 freie Werktage pro Jahr zu. Die meisten Tarifverträge garantieren sogar 30 Tage Erholungszeit. Im Durchschnitt können Arbeitnehmer laut DIW 28 Tage pro Jahr Ferien nehmen.

Der tatsächlich genommene Urlaub liege im Schnitt aller Beschäftigten allerdings bei 25 Tagen. Damit – so das DIW – würden drei Urlaubstage pro Jahr dem Arbeitgeber geschenkt. Das wirft Fragen auf: Sind 28 Tage pro Jahr einfach nicht zu schaffen? Oder ketten die Arbeitgeber ihre Angestellten an die Werkbänke und Schreibtische?

Das DIW hat andere Erklärungen dafür: Wer jung sei, wolle seine Karriere mit viel Einsatz voranbringen und investiere dafür einen Teil seines Urlaubs. In kleineren Betrieben würden Beschäftigte zudem auf Urlaub verzichten, weil sie sich mit dem Unternehmen in hohem Maße identifizierten und wenn ansonsten die Gefahr bestünde, dass die Betriebsabläufe gestört werden. Denn in kleinen Betrieben sei es schwieriger, Vertretungen zu organisieren, als in großen Unternehmen. Bei großen Arbeitgebern verzichten die Angestellten denn auch seltener auf Urlaub.

Häufiger krank

Der Urlaubsverzicht hat allerdings Auswirkungen, positive wie negative. Zum einen konnten die Forscher feststellen, dass Personen, die ihren Jahresurlaub nicht ausgeschöpft haben, im Folgejahr einen um 0,39 Cent höheren Stundenlohn hatten im Vergleich zu denen, die ihren Urlaub ausgeschöpft hatten. Bei einem mittleren Stundenlohn der untersuchten Personengruppe von 14,10 Euro wird das im Portemonnaie durchaus spürbar. Auf der anderen Seite fehlen Personen, die ihren Urlaub nicht ausschöpfen, häufiger wegen Krankheit. Ob sie allerdings den Urlaub nicht ausschöpfen, weil sie ohnehin schon viel krank waren, oder ob sie krank waren, weil sie zu wenig Urlaub gemacht haben, das lässt sich nicht sagen. Wer auf Urlaub verzichtet, ist laut Studie zudem deutlich unzufriedener mit seiner Freizeit als andere Arbeitnehmer.

Bleibt die Frage, ob die Arbeitnehmer wirklich auf die durchschnittlich drei Urlaubstage verzichten, oder ob sie die ausstehenden Tage einfach ins folgende Jahr mitnehmen und dann abfeiern. Diese Möglichkeit steht zwar nicht allen Arbeitnehmern offen, aber doch einem ganz beträchtlichen Teil.

Die DIW-Studie gibt über diese Frage keinen Aufschluss. Studienautor Daniel D. Schnitzlein vermutet, dass die Arbeitnehmer den nicht genommenen Urlaub wirklich verfallen lassen. Ansonsten hätte aus seiner Sicht die Zahl der genommenen Urlaubstage höher ausfallen müssen, höher als der Urlaubsanspruch eines Jahres. Das aber sei nicht der Fall, sagt Forscher Schnitzlein.

Autor:  Daniel Baumann
Datum:  22 | 12 | 2011
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