Contextes de Grenze pour le sens abstrait

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Die Grenze als Methode, oder die Vervielfältigung der Arbeit

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Schreibprojekts zu verstehen, an dem wir derzeit arbeiten.[1] In
unserer Arbeit geht es um die starke Vermehrung von Grenzen in der
heutigen Welt sowie um die Vielzahl der Rollen, die Grenzen in der
gegenwärtigen Umgestaltung des Arbeitslebens spielen. In gewisser Weise
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gerade dieser Themen unter dem Blickwinkel der zentralen Rolle von
Grenzen in der Produktion der tiefgreifenden Heterogenität von Raum und
Zeit im globalen Kapitalismus neu bestimmen. In diesem Rahmen bemühen
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Die Grenze als Methode

Die Grenze ist für uns kein reines Analyseobjekt, auch wenn wir die
Notwendigkeit erkennen, die empirischen Merkmale zu benennen und zu
analysieren, die für jede Grenze gelten oder auf sie verweisen. Wie der
Titel dieses Textes nahelegt, ist die Grenze für uns vielmehr eine
Methode. Damit meinen wir nicht, dass die Grenze eine abstrakte
Methodologie bietet, die von ihren materiellen Zusammenhängen losgelöst
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angewendet werden kann. Wir begreifen Methode als genau aus den
vorhandenen materiellen Umständen hervorgehend, die im Fall von Grenzen
die Bedingungen für Spannung und Konflikt, Trennung und Verbindung,
Verschiebung und Verbarrikadierung, Leben und Tod sind. Die Grenze als
Methode bedingt nicht nur eine epistemische Perspektive, von der aus
eine ganze Reihe strategischer Begriffe sowie ihre Bezüge neu gefasst
werden können. Die Grenze als Methode erfordert auch einen
Forschungsprozess, der den vielfältigen Kämpfen und Verhandlungen stets
Rechnung trägt und auf sie reagiert; dies betrifft nicht zuletzt die
Auseinandersetzungen um „Rasse“, welche die Grenze sowohl als
Institution wie auch als Anordnung sozialer Beziehungen konstituieren.
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unterschiedlicher geografischer Maßstäbe besteht, deren Stabilität
nicht mehr als selbstverständlich vorausgesetzt werden kann. Die Grenze
als Methode setzt sich mit diesem Problem auseinander und versucht, die
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globaler Mobilität in einer Weise zu bestimmen, die durch einen
einzelnen ethnografischen Fokus nicht möglich ist. Die Grenze ist jener
methodologische Blickwinkel, der uns das Verständnis dieser heterogenen
Mobilitäten ermöglicht. Indem wir uns selbst an die Grenze versetzen,
versuchen wir ein Grenzdenken[4] zu entwickeln, das es uns erlaubt, die
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Märkte, in denen sie ausgetauscht wird, sind spezifisch, da die Rolle
von Grenzen in der Gestaltung von Arbeitsmärkten besonders akzentuiert
ist. Der an der Grenze stattfindende Filterungs- und
Differenzierungsprozess bestimmt deutlich die Arbeitskräfte in
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Arbeitskraft nicht von lebendigen Körpern zu trennen ist. Im Gegensatz
zur Warenform eines Tisches etwa muss die Grenze zwischen der Warenform
der Arbeitskraft und ihrem „Behälter“ fortwährend aufs Neue bestätigt
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dieser Märkte entstehende Dimension des Arbeitskampfs eine
Konfrontation mit der Frage der Grenze in sich birgt.

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nicht, dass wir von einer stabilen oder linearen Anordnung ausgehen,
durch die sich das Verhältnis von Arbeitskräften, Grenzen und
politischen Prozessen in verschiedenen subjektiven und objektiven
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Welt in eigenständige Arbeitsmärkte erstarrte, die einerseits durch die
Grenzen der Nationalstaaten und andererseits durch die Trennung von
Zentrum und Peripherie umschrieben wurden. Die Schriften von Jacob
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Die starke Vermehrung von Grenzen steht in einem Verhältnis zu dieser
komplexen Differenzierung des Kapitalismus und verweist auf ein Modell
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Arbeitsteilung und im Zentrum-Peripherie-Modell zum Ausdruck gebracht
wird. Wenn die Grenze zwischen Zentrum und Peripherie nicht das einzige
oder nicht einmal das wichtigste Trennungsdispositiv ist, das wir in
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komplexer zu denken. In diesem Sinn sprechen wir von einer
Vervielfältigung der Arbeit, die mit der starken Vermehrung von Grenzen
einhergeht. Es ist wesentlich festzuhalten, dass die Vervielfältigung
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Kapitalismus einer tiefgreifenden Heterogenität von Arbeitsregimen und
Arbeitspositionen entspricht. Die starke Vermehrung der Grenzen spielt
eine Schlüsselrolle in der Artikulation dieser Heterogenität und ihrer
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In den vielen Fällen dieser starken Vermehrung von Grenzen, die wir in
unserer Untersuchung analysieren und die von Afrika bis zu den inneren
Grenzen Chinas, von den „Außengrenzen“ der Europäischen Union bis zur
US-amerikanisch-mexikanischen Grenze, von Australiens „Pazifiklösung“
bis zum Grenzland Bengalens reichen, zeichnen wir unterschiedliche
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und Kontrolle migrantischer Arbeit dienen. Durch diese Mobilität und
die starke Vermehrung von Grenzen erfahren die Teilungen und
Hierarchien, die eine notwendige Eigenschaft für die Organisation der
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dieser Operationen der Vervielfältigung. Da die Arbeitskraft in
verschiedene Teile der Welt reist, Grenzen ausweicht, verschleiert,
überquert und neu schafft, ist ihre Mobilität auch von realen und
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Im Raum der zeitlichen Grenzen

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Transnationalisierung. Hier jedoch interessiert uns ein präziserer
Punkt, der uns den Schritt von räumlichen zu „zeitlichen“ Grenzen
ermöglicht.
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verschiedene zeitliche und räumliche Anordnungen einschreiben. Nehmen
wir das Beispiel der Abschiebelager an den Grenzen Europas. Von einer
räumlichen Perspektive her gesehen handelt es sich um strategisch
verortete Räume, die eine entscheidende Rolle für die Etablierung und
Befestigung der Grenzen spielen. Sie sind Teil einer ausgefeilten
Ansammlung von Technologien der Grenzkontrolle, die von Staaten und von
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Geschwindigkeit der Migrationen. Das ermöglicht die Entwicklung des
Begriffs „zeitliche Grenzen“[16], die mit räumlichen Grenzen nicht
deckungsgleich sind, sondern vielmehr dazu dienen, diese umzugestalten,
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oder Strategien der Machtausübung ist eine Analyse der Art und Weise,
wie Grenzen in der zeitgenössischen globalen Ordnung nicht einfach als
Dispositiv des Ausschlusses, sondern als Technologien differenzieller
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ist, insbesondere was die Aufrechterhaltung der Pensionssysteme
betrifft. Ebenso ist es erforderlich zu erkennen, dass Grenzen, wie
Étienne Balibar sagt, sich nicht länger nur „am Rande des
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Eine solche „innere Grenzlinie“ ist sehr verschieden von dem, was wir
mit Balibar eine „innere Grenze“ nennen. Zunächst begreift Laclau die
Konstitution des „Volks“ als Ergebnis einer populistischen
Identifizierung, die eine etablierte Macht immer nur innerhalb
bestehender Grenzen – sei es zwischen politischen Territorien oder
zwischen bestehenden institutionellen Formen – herausfordert. Laclaus
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Vermehrung der Bedeutung entlang einer Äquivalenzkette, sondern die
Vermehrung von Grenzen, welche quer durch bestehende politische Räume
schneiden und diese überschreiten. Eine logische Konsequenz davon ist
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Totalisierung des Politischen kontingent und Prozessen der
Auseinandersetzung unterworfen ist. Tatsächlich sehen wir die Grenze
als einen Ort intensiven materiellen Konflikts, zu dem Leben und Tod,
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zeigen, dass die Vervielfältigung der Arbeit und die Vermehrung von
Grenzen bei jedem Versuch der Ausarbeitung eines neues Begriffs des
Politischen in Erwägung gezogen werden müssen.
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Transit Migration Forschungsgruppe (Hg.), Turbulente Ränder. Neue
Perspektiven auf Migration an den Grenzen Europas, Bielefeld:
Transcript Verlag 2007, S. 82.