Rudolf Eisler G Gemeinsinn Gemeinsinn (koinê aisthêsis, sensus communis, common sense) bedeutet bald die Wahrnehmung des den verschiedenen Sinnen Gemeinsamen, bald den »inneren Sinn« (s. d.), bald den gesunden Menschenverstand, bald den sozialen Sinn. Nach ARISTOTELES werden Bewegung, Ruhe, Gestalt, Größe, Zahl, Einheit von den Sinnen gemeinsam empfunden (De an. III 1, 425 a 15). Tôn de koinôn êdê echomen aisthêsin koinên, ou kata symbebêkos. ouk ar' estin idia... ta d' allêlôn idia kata symbebêkos aisthanontai ai aisthêseis, ouch hê autai, all' hê mia, hotan hama genêtai hê aisthêsis epi tou autou (l.c. 425a 27 squ.). Zugleich nehmen wir auch wahr, daß wir wahrnehmen (aisthanometha hoti horômen kai akouomen l.c. III 2, 425b 12; De memor. 1; De somn. 2). Ein Bewußtsein unserer selbst schreiben dem Gemeinsinn auch die Stoiker zu hoi Stôikoi tênde tên koinên aisthêsin entos haphên prosagoreuousi, kath' hên kai hêmôn autôn antilambanometha, Stob. Ecl. I, 50; Floril. IV, 237). - AVICENNA rechnet den Gemeinsinn zu den inneren Sinnen (s. d.) als die Fähigkeit, »quae omnia sensu percepta recipit« (bei STÖCKL, II, 37). Ähnlich SUAREZ (De an. III, 30) u. a. DESCARTES erklärt: »Sensus communis, id est potentia imaginatrice cognoscere« (Med. II). Die schottische Schule bezeichnet als »common sense« den gesunden Menschenverstand, die Quelle apriorischer Wahrheit, des Sittlichen, der Religion (BEATTIE u. a.). Der Gemeinsinn ist die Grundlage der Philosophie (REID, Inquir. I, 4). KANT nennt Gemeinsinn das allgemein- subjektive Prinzip der Geschmacksurteile (Krit. d. Urt. § 20 ff.), bezw. deren subjektiven Notwendigkeit (l.c. § 22). Der Gemeinsinn sagt, daß jedermann mit unserm ästhetischen Urteil zusammenstimmen solle (ib.). Nach ESCMENMAYER sind alle spezifischen Sinnesarten »gleichsam nur verschiedene Refraktionen eines Gemeinsinns«. Der Gemeinsinn ist »das Identische« aller Differenzen der Einzelsinne: »Empfinden heißt, die einzelne Fraktion eines Sinnes in die Identität des Gemeinsinns aufnehmen« (Psychol. S. 38). Vgl. innerer Sinn, Gemeinempfindungen. TO TOPDRUCKVERSIONWEITEREMPFEHLEN Gemeinschaft"Gemeinvorstellungen """"""""""""""""""""""" Weitere Themen bei textlog.de: Husserl: Psychologie Zirkel Meditationen Ego Genesis Psychologie: Spiel Traum Affekt Sinn Angst Zorn Antike: Phaidon Erbrecht Phaidros Kritias Nomoi Athen --> Husserl: Psychologie Zirkel Meditationen Ego Genesis --> Amazon.de Widgets Galenische Schlußfigur Ganzes und Teile Gattung Gattungsvernunft Gebilde Gedächtnis Platon, Augustinus, Kant Hegel, Schopenhauer, Ritter Hartmann, Spencer, Wundt Gedächtnis, falsches Gedanke Gefallen Gefühl Zustand und Wirkung von Vorstellungsbeziehungen Zustand, in welchem das Ich seiner selbst unmittelbar bewußt wird Bewußtsein oder Wirkung der Förderung oder Hemmung der Seelenkräfte Symptom für die Erhöhung oder Erniedrigung der Lebenstätigkeit Streben und Wollen Gefühle, extensive und intensive Gefühlston Gegeben Gegensatz Gehalt, ästhetischer Gehörsinn Geist Antike, Scholastik Neuzeit, Moderne Geistesphilosophie Geisteswissenschaften Gemeinempfindung Gemeinschaft Gemeinsinn Gemeinvorstellungen Gemüt Gemütsbewegungen Genie Geozentrisch Gerechtigkeit Geruchsempfindungen Gesamtbewußtsein Gesamtvorstellung Geschichte Geschmack Geschmacksempfindungen Gesetz Heraklit, Platon, Aristoteles, Kant Comte, Mill, Nietzsche, Cohen Gesinnung Gestaltqualitäten Gestirngeister Gewissen Gewißheit Gewohnheit Glaube Gleiches durch Gleiches Gleichheit Glück Gnome Gnomiker Gnosis Goldener Schnitt Gott Antike Christentum, Scholastik Rationalismus, Aufklärung Idealismus Gottesbeweise Gottesstaat Grad Grenzbegriffe Größe, psychische Grund Grunde, Satz vom Grundsätze (theoretische) Gültigkeit Gut Sokrates, Platon, Aristoteles Hobbes, Spinoza, Leibniz, Kant Fechner, Fichte, Nietzsche Güterlehre "textlog.de 2004 • 01.01.2010 23:12:57 • Seite zuletzt aktualisiert: 14.11.2004"PhilosophieBelletristikWörterbücher "ome"mpressum"opyright """"""""""""""""""""""" "Rudolf Eisler - Wörterbuch der philosophischen Begriffe (1904) "