Sprachwissenschaft, auch Linguistik, ist eine teils interdisziplinäre Wissenschaft, die in verschiedenen Herangehensweisen die menschliche Sprache untersucht. Inhalt sprachwissenschaftlicher Forschung ist generell die Sprache als System, ihre Bestandteile und Einheiten sowie deren Bedeutungen. Weiters beschäftigt sich die Sprachwissenschaft mit Entstehung, Herkunft und geschichtlicher Entwicklung von Sprache, mit ihrer vielseitigen Anwendung in der schriftlichen und mündlichen Kommunikation, mit dem Wahrnehmen, Erlernen und Artikulieren von Sprache sowie mit den möglicherweise damit einhergehenden Störungen. -- Grundsätzlich gibt es im sprachwissenschaftlichen Bereich keine strenge Regelung, was die Benennung dieser Disziplin selbst anbelangt. Zum einen lassen die sehr unterschiedlichen Forschungsgebiete der Linguistik, aber auch ihre Nähe zu und Spezifizierung in den verschiedenen einzelsprachlichen Philologien (wie Germanistik, Anglistik, Romanistik etc.) die Sprachwissenschaft als solche insgsamt wenig geschlossen erscheinen. Infolge dessen wird öfters selbst innerhalb wissenschaftlicher Institutionen zur Bezeichnung neben Sprachwissenschaft völlig bedeutungsgleich auch die Pluralform Sprachwissenschaften herangezogen. -- * + Etymologie, Lehre über die Entstehung und Herkunft von Wörtern und ihren Bedeutungen + Indogermanistik versucht eine Rekonstruktion der indo-europäischen (indogermanischen) Ursprache sowie durch Vergleich der Entwicklungen den Verlauf zu den heutigen indogermanischen Einzelsprachen nachzuvollziehen + Onomastik erforscht die Entstehung, Bedeutung und Verbreitung von Eigennamen (oft im Verbund mit der Etymologie behandelt) -- * Pragmatik, die Untersuchung der (situationsabhängigen) Handlungen mittels Sprache (Sprechakte, Konversation) * Semantik, die Lehre von Sinn und Bedeutung von Sprache (Wortbedeutung, Satzbedeutung) * Sprachphilosophie, die Erforschung von allgemeinen Funktionen von Sprache und Sprachelementen und des Zusammenhangs zwischen Sprache, Denken, Vorstellung und Wirklichkeit -- Zusätzlich zu den bereits gelisteten Fächern, deren Zuordnung definitionsabhängig ist, gibt es eine Reihe weiterer Fachgebiete, deren Bezeichnungen je nach Universität, Teildisziplin oder paradigmatischer Ausrichtung unterschiedliches Verständnis hervorrufen und die nur bedingt einem bestimmten linguistischen Teilgebiet zugeordnet werden können. Auch berühren sie zum Teil andere Wissenschaftsgebiete. Das sind: * Allgemeine Semantik ist eine Sonderdisziplin der Semantik bzw. Bedeutungslehre. Sie untersucht die Bedeutung der Bedeutung, beschäftigt sich also mit der individuellen bzw. subjektiven Bedeutung des Wortes (z. B. welche Assoziation ein Wort bei einem Individuum auslöst) und greift dadurch auch auf die (Sprach-)Psychologie über. -- Diese Sichtweisen bestimmen, ob ein sprachliches Phänomen in seiner Entwicklung über die Zeit (diachron) oder im Zustand zu einem bestimmten Zeitpunkt (synchron) beschrieben wird, wobei dieser Zeitpunkt keinesfalls nur der gerade augenblickliche sein muss. Obwohl sehr viele sprachliche Phänomene auch in einer historischen Dimension wahrgenommen werden können, haben sich in der akademischen Linguistik (zumindest bislang) nur bestimmte Sachbereiche als Gegenstand diachroner Untersuchung etabliert. So werden beispielsweise soziolinguistische Themen oder syntaktische Phänomene nur wenig aus historischer Sicht behandelt, während Laut- und Bedeutungsveränderungen von Wörtern oder Veränderungen im Wortschatz einer Sprache schon seit sehr langem ein zentrales Gebiet historischer Untersuchungen darstellen. Der Umfang und die Auswahl diachron ausgerichteter Forschungsfragen hängt aber erklärlicherweise sehr von der Existenz der vorhandenen Quellen ab. -- Semantik: Bedeutungsentwicklung des Wortes Kunst in der Neuzeit derzeitiges Bedeutungsspektrum des Wortes Kunst -- Gebrauch des Wortes Frau in Bezug auf signifikant häufige andere Wörter in bestimmen Texten Gebrauch des Wortes Frau in Bezug auf die soziale Bedeutung des Begriffs -- Zu den Klassikern populärwissenschaftlicher Linguistik zählt der historische Teilbereich Namenkunde. An erster Stelle stehen dabei die schon seit langem in unzähligen Veröffentlichungen und mit unterschiedlicher Qualität vorliegenden Lexika und Verzeichnisse von Vornamen und deren Bedeutungen. Die Möglichkeiten des Internets erlauben nun auch nicht nur solche online anzubieten^[12], sondern auch die Einbindung der Bevölkerung in die Forschung durch die Möglichkeit einer Abgabe von Beurteilungen einzelner Namen.^[13] Anknüpfend an den Wunsch der Menschen, die Bedeutung des eigenen Namens, aber auch die eigene familiäre Herkunft zu kennen, werden nun auch vermehrt etymologische Angaben zu Familiennamen (auch im Zusammenhang mit der Ahnenforschung) und Ortsbezeichnungen angeboten.^[14] -- 13. ↑ Onomastik.com 14. ↑ Ein umfangreiches Werk ist von Duden: Familiennamen. Herkunft und Bedeutung von 20.000 Familiennamen, 2., völlig neu bearb. Aufl. Dudenverlag, Mannheim 2005, ISBN 3-411-70852-2. 15. ↑ Als Beispiele seien genannt: + Christoph Gutknecht: Lauter böhmische Dörfer oder wie die Wörter zu ihrer Bedeutung kamen, 8. Aufl. Beck, München 2004, ISBN 3-406-51121-X. + Klaus Müller (Hg.): Lexikon der Redensarten, Bassermann, München 2005, ISBN 3-809-41865-X. -- Wiktionary Wiktionary: Sprachwissenschaft – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik Wiktionary Wiktionary: Sprachforscher – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen und Grammatik * Institut für deutsche Sprache